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Nick Cave & The Bad Seeds|The Boatman's Call (2011 - Remaster) (2011 Remastered Version)

The Boatman's Call (2011 - Remaster) (2011 Remastered Version)

Nick Cave & The Bad Seeds

Verfügbar in
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Die erste Reaktion: Schock. Der Typ, der in seinem bisherigen Werk zahllose Menschen einen brutalen Tod erfahren ließ, saß plötzlich alleine am Klavier, um über sein aufgewühltes Innenleben und sein gebrochenes Herz zu singen. Natürlich auf seine eigene Art:

I don't believe in an interventionist God
But I know, darling, that you do
But if I did I would kneel down and ask Him
Not to intervene when it came to you
Not to touch a hair on your head
To leave you as you are
And if He felt He had to direct you
Then direct you into my arms


So die ersten Zeilen des Openers "Into My Arms". Auf seinem vorherigen Album "Murder Ballads" (1996) hatte Nick Cave in "O'Malley's Bar" in vierzehn Minuten zwölf Menschen auf grausame Weise umgebracht ("And with an ashtray big as a fucking really big brick, I split his skull in half"), nun sinnierte er plötzlich darüber, ob Gott in das aktuelle Weltgeschehen eingreife. Aus seiner Sicht nicht, aber wenn Er es täte, dann möge Er doch bitteschön seine Angebetete in seine Arme führen.

Es musste etwas Gravierendes in Caves Leben geschehen sein. In der Tat schrieb er das Lied auf Entzug in einer Klinik. "Man durfte sonntags in die Kirche, wenn man wollte. Ich lief also von der Kirche zurück durch die Felder, und da kam mir diese Melodie in den Kopf, und als ich in die Einrichtung zurückkam, setzte ich mich an das launische, alte Klavier und schrieb die Melodie und die Akkorde, ging dann wieder hoch in den Schlafsaal, setzte mich auf mein Bett und schrieb den Text.

Ich erinnere mich an diesen Junkie, der neu auf der Station und vollkommen fertig war, von Wunden übersät, der sich selbst mit Axe einsprühte - als würde das irgendwas ändern -, und er sah mich an und sagte: Was machst du da? Und ich antwortete: Ich schreibe einen Song. Und er sagte: Warum?", erinnert sich Cave 2022 in dem wunderbaren Buch "Glaube, Hoffnung und Gemetzel", eine Interviewreihe mit dem Journalisten Seán O'Hagan.

Ja, warum? Die Drogen, oder der Mangel davon, waren nicht die unmittelbare Antwort, denn Cave brauchte noch einige Jahre, bis er davon loskam. "Da sitze ich nun, auf dem Boden meiner Wohnung in Notting Hill, die Sonne scheint durch das Fenster (vielleicht), ich fühle mich gut und habe eine talentierte und schöne junge Sängerin zur Freundin, als das Telefon klingelt. Ich nehme den Hörer ab und es ist Polly. 'Hi', sage ich. 'Ich möchte mit dir Schluss machen.' 'Warum?!' frage ich. 'Es ist einfach vorbei', sagt sie. Ich war so überrascht, dass ich fast meine Spritze fallen ließ", erinnert er sich Cave auf theredhandfiles.com, seiner lustigen, traurigen und stets lohnenswerten Leserbriefe-Seite (wer es im Original nachlesen möchte: Issue #57).

Polly ist PJ Harvey, mit der Cave eine kurze, aber intensive Affäre hatte. Tatsächlich handeln einige Stücke unmittelbar von ihr ("West Country Girl", "Black Hair", "Green Eyes"). Die gescheiterte Ehe mit der Brasilianerin Viviane Carneiro und die Zukunft ihres gemeinsamen Sohnes Luke spielten ebenfalls eine Rolle ("Where Do We Go Now But Nowhere?"). Von welchen der beiden Frauen "(Are You) The One That I've Been Waiting For?" handelt, bleibt offen.

Nicht nur die Texte waren eine Abkehr von Caves bisheriger Musik. Seine treue Begleitband The Bad Seeds, die bis dahin jedes Gemetzel in ein passendes Klangkostüm zu kleiden wusste, trat mehrere Schritte zurück. Etwas Schlagzeug und Bass hier, Orgel und Gitarre da, aber stets im Hintergrund. "Es gibt nur wenige Bands auf der Welt, die verstehen, dass nicht zu spielen genauso wichtig sein kann wie das Gegenteil", lobte Cave die Bad Seeds auf The Red Hand Files. Im Prinzip hätte er sie auch gleich weglassen können, wie er es 2020 bei einem Soloauftritt im Londoner Alexandra Palace tat. Der Titel jenes Albums, "Idiot Prayer", war nicht zufällig ein Lied aus "The Boatman's Call".

Gleich sechs Stücke stammten bei diesem gespenstischen Auftritt ohne Zuschauer (Corona) aus dem Album, denn gleich mehrere haben sich zu Klassikern entwickelt, mit hörenswerten Coverversionen. Mark Lanegan etwa interpretierte "Brompton Oratory", Lloyd Cole "People Ain't No Good". "Into My Arms" inspirierte Roger Daltrey, Ellie Goulding, Ane Brun.

"The Boatman's Call" leitete eine neue Phase in Caves Schaffen ein. Fast schien es, als würde er in Leonard Cohens bedeutungsschwangere Fußstapfen treten, selbst wenn er zwischendrin mit Grinderman ordentlich auf den Putz haute. Letztlich dauerte es aber bis "Push The Sky Away" (2013), um mit den Bad Seeds wieder zu alter Stärke zu finden. Die Tragödie um den Tod seines Sohnes Arthur 2015 hat erneut einen neuen Cave hervorgebracht, aber das ist eine andere Geschichte.

Mit "The Boatman's Call" habe er lange seine Probleme gehabt, berichtet Cave auf The Red Hand Files. "Nach der Veröffentlichung war es mir irgendwie peinlich. Ich hatte das Gefühl, dass ich zu viel preisgegeben hatte. Diese ultrapersönlichen Lieder erschienen mir plötzlich als ausschweifende, selbstsüchtige Verstärkung dessen, was im Grunde eine gewöhnliche, alltägliche Prüfung war. Das ganze Drama, die Tragödie und das Gerangel ekelten mich an, und das sagte ich auch in Interviews.

Mit der Zeit lernte ich jedoch, dass der Ekel im Wesentlichen die Angst und Scham von jemandem war, der in unsicheren Gewässern zwischen zwei Booten schwamm - Lieder, die fiktiv waren, und Lieder mit autobiografischem oder bekenntnishaftem Charakter. In meinem Songwriting vollzog sich trotz meiner selbst eine radikale Veränderung, und solche Veränderungen können dazu führen, dass man sich extrem verletzlich, defensiv und aufgekratzt fühlt", erklärt er.

Böse Gefühle hege er aber keine, besonders nicht gegenüber PJ Harvey. "Ich erinnere mich gerne an unsere gemeinsame Zeit, es waren glückliche Tage. Der Anruf tat weh; aber da ich nie eine gute Krise verschwendet habe, machte ich mich daran, 'The Boatman's Call' fertigzustellen".

Eine gewöhnliche, alltägliche Prüfung, die zu einem außergewöhnlichen, zeitlosen Album führte. Mit einem wunderbaren Coverfoto von Anton Corbjin.

© Laut

Weitere Informationen

The Boatman's Call (2011 - Remaster) (2011 Remastered Version)

Nick Cave & The Bad Seeds

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1
Into My Arms (2011 Remastered Version)
00:04:16

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Piano, Vocals - Martyn P. Casey, Bass - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

2
Lime Tree Arbour (2011 Remastered Version)
00:02:57

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Hammond Organ, Piano, Vocals - Thomas Wydler, Drums - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Bass - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

3
People Ain't No Good (2011 Remastered Version)
00:05:42

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Percussion, Piano, Vocals, Vibes - Warren Ellis, Violin - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Percussion, Vibes - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

4
Brompton Oratory (2011 Remastered Version)
00:04:07

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Keyboards, Vocals, Miscellaneous - Blixa Bargeld, Guitar - Thomas Wydler, Percussion - Martyn P. Casey, Bass - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

5
There is a Kingdom (2011 Remastered Version)
00:04:53

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Jim Sclavunos, Bells, Percussion - Nick Cave, Hammond Organ, Vocals - Blixa Bargeld, Guitar - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Conway Savage, Piano, Vocals - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

6
(Are You) The One That I've Been Waiting For? (2011 Remastered Version)
00:04:05

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Jim Sclavunos, Drums - Nick Cave, Vocals - Martyn P. Casey, Bass - Conway Savage, Piano - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar, Hammond Organ - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

7
Where Do We Go Now But Nowhere? (2011 Remastered Version) Explicit
00:05:46

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Vocals - Warren Ellis, Violin - Blixa Bargeld, Guitar - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Conway Savage, Piano - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

8
West Country Girl (2011 Remastered Version)
00:02:46

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Piano, Vocals - Warren Ellis, Violin - Blixa Bargeld, Piano, Miscellaneous - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

9
Black Hair (2011 Remastered Version)
00:04:14

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Composer, Vocals - Warren Ellis, Accordion, Piano - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Organ, Bass - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

10
Idiot Prayer (2011 Remastered Version)
00:04:22

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Hammond Organ, Vocals - Warren Ellis, Violin - Blixa Bargeld, Guitar - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Conway Savage, Piano - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

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Far from Me (2011 Remastered Version) Explicit
00:05:34

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Nick Cave, Hammond Organ, Piano, Vocals - Warren Ellis, Violin - Blixa Bargeld, Guitar - Thomas Wydler, Drums - Martyn P. Casey, Bass - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

12
Green Eyes (2011 Remastered Version) Explicit
00:03:32

Paul Wright, Engineer - Paul Corkett, Engineer, Recorder - Simon Heyworth, Engineer, Digital Remasterer - Flood, Producer, Mixer - Paul Hicks, Engineer - Jim Sclavunos, Melodica - Nick Cave, Piano, Vocals - Nick Cave & The Bad Seeds, Producer, Featured Vocalist, MainArtist - Mick Harvey, Guitar - Chris Scard, Mixer - Paul Wright (UK Engineer), Engineer

© 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company ℗ 1997 2011 Mute Records Ltd., a BMG Company

Albumbeschreibung

Die erste Reaktion: Schock. Der Typ, der in seinem bisherigen Werk zahllose Menschen einen brutalen Tod erfahren ließ, saß plötzlich alleine am Klavier, um über sein aufgewühltes Innenleben und sein gebrochenes Herz zu singen. Natürlich auf seine eigene Art:

I don't believe in an interventionist God
But I know, darling, that you do
But if I did I would kneel down and ask Him
Not to intervene when it came to you
Not to touch a hair on your head
To leave you as you are
And if He felt He had to direct you
Then direct you into my arms


So die ersten Zeilen des Openers "Into My Arms". Auf seinem vorherigen Album "Murder Ballads" (1996) hatte Nick Cave in "O'Malley's Bar" in vierzehn Minuten zwölf Menschen auf grausame Weise umgebracht ("And with an ashtray big as a fucking really big brick, I split his skull in half"), nun sinnierte er plötzlich darüber, ob Gott in das aktuelle Weltgeschehen eingreife. Aus seiner Sicht nicht, aber wenn Er es täte, dann möge Er doch bitteschön seine Angebetete in seine Arme führen.

Es musste etwas Gravierendes in Caves Leben geschehen sein. In der Tat schrieb er das Lied auf Entzug in einer Klinik. "Man durfte sonntags in die Kirche, wenn man wollte. Ich lief also von der Kirche zurück durch die Felder, und da kam mir diese Melodie in den Kopf, und als ich in die Einrichtung zurückkam, setzte ich mich an das launische, alte Klavier und schrieb die Melodie und die Akkorde, ging dann wieder hoch in den Schlafsaal, setzte mich auf mein Bett und schrieb den Text.

Ich erinnere mich an diesen Junkie, der neu auf der Station und vollkommen fertig war, von Wunden übersät, der sich selbst mit Axe einsprühte - als würde das irgendwas ändern -, und er sah mich an und sagte: Was machst du da? Und ich antwortete: Ich schreibe einen Song. Und er sagte: Warum?", erinnert sich Cave 2022 in dem wunderbaren Buch "Glaube, Hoffnung und Gemetzel", eine Interviewreihe mit dem Journalisten Seán O'Hagan.

Ja, warum? Die Drogen, oder der Mangel davon, waren nicht die unmittelbare Antwort, denn Cave brauchte noch einige Jahre, bis er davon loskam. "Da sitze ich nun, auf dem Boden meiner Wohnung in Notting Hill, die Sonne scheint durch das Fenster (vielleicht), ich fühle mich gut und habe eine talentierte und schöne junge Sängerin zur Freundin, als das Telefon klingelt. Ich nehme den Hörer ab und es ist Polly. 'Hi', sage ich. 'Ich möchte mit dir Schluss machen.' 'Warum?!' frage ich. 'Es ist einfach vorbei', sagt sie. Ich war so überrascht, dass ich fast meine Spritze fallen ließ", erinnert er sich Cave auf theredhandfiles.com, seiner lustigen, traurigen und stets lohnenswerten Leserbriefe-Seite (wer es im Original nachlesen möchte: Issue #57).

Polly ist PJ Harvey, mit der Cave eine kurze, aber intensive Affäre hatte. Tatsächlich handeln einige Stücke unmittelbar von ihr ("West Country Girl", "Black Hair", "Green Eyes"). Die gescheiterte Ehe mit der Brasilianerin Viviane Carneiro und die Zukunft ihres gemeinsamen Sohnes Luke spielten ebenfalls eine Rolle ("Where Do We Go Now But Nowhere?"). Von welchen der beiden Frauen "(Are You) The One That I've Been Waiting For?" handelt, bleibt offen.

Nicht nur die Texte waren eine Abkehr von Caves bisheriger Musik. Seine treue Begleitband The Bad Seeds, die bis dahin jedes Gemetzel in ein passendes Klangkostüm zu kleiden wusste, trat mehrere Schritte zurück. Etwas Schlagzeug und Bass hier, Orgel und Gitarre da, aber stets im Hintergrund. "Es gibt nur wenige Bands auf der Welt, die verstehen, dass nicht zu spielen genauso wichtig sein kann wie das Gegenteil", lobte Cave die Bad Seeds auf The Red Hand Files. Im Prinzip hätte er sie auch gleich weglassen können, wie er es 2020 bei einem Soloauftritt im Londoner Alexandra Palace tat. Der Titel jenes Albums, "Idiot Prayer", war nicht zufällig ein Lied aus "The Boatman's Call".

Gleich sechs Stücke stammten bei diesem gespenstischen Auftritt ohne Zuschauer (Corona) aus dem Album, denn gleich mehrere haben sich zu Klassikern entwickelt, mit hörenswerten Coverversionen. Mark Lanegan etwa interpretierte "Brompton Oratory", Lloyd Cole "People Ain't No Good". "Into My Arms" inspirierte Roger Daltrey, Ellie Goulding, Ane Brun.

"The Boatman's Call" leitete eine neue Phase in Caves Schaffen ein. Fast schien es, als würde er in Leonard Cohens bedeutungsschwangere Fußstapfen treten, selbst wenn er zwischendrin mit Grinderman ordentlich auf den Putz haute. Letztlich dauerte es aber bis "Push The Sky Away" (2013), um mit den Bad Seeds wieder zu alter Stärke zu finden. Die Tragödie um den Tod seines Sohnes Arthur 2015 hat erneut einen neuen Cave hervorgebracht, aber das ist eine andere Geschichte.

Mit "The Boatman's Call" habe er lange seine Probleme gehabt, berichtet Cave auf The Red Hand Files. "Nach der Veröffentlichung war es mir irgendwie peinlich. Ich hatte das Gefühl, dass ich zu viel preisgegeben hatte. Diese ultrapersönlichen Lieder erschienen mir plötzlich als ausschweifende, selbstsüchtige Verstärkung dessen, was im Grunde eine gewöhnliche, alltägliche Prüfung war. Das ganze Drama, die Tragödie und das Gerangel ekelten mich an, und das sagte ich auch in Interviews.

Mit der Zeit lernte ich jedoch, dass der Ekel im Wesentlichen die Angst und Scham von jemandem war, der in unsicheren Gewässern zwischen zwei Booten schwamm - Lieder, die fiktiv waren, und Lieder mit autobiografischem oder bekenntnishaftem Charakter. In meinem Songwriting vollzog sich trotz meiner selbst eine radikale Veränderung, und solche Veränderungen können dazu führen, dass man sich extrem verletzlich, defensiv und aufgekratzt fühlt", erklärt er.

Böse Gefühle hege er aber keine, besonders nicht gegenüber PJ Harvey. "Ich erinnere mich gerne an unsere gemeinsame Zeit, es waren glückliche Tage. Der Anruf tat weh; aber da ich nie eine gute Krise verschwendet habe, machte ich mich daran, 'The Boatman's Call' fertigzustellen".

Eine gewöhnliche, alltägliche Prüfung, die zu einem außergewöhnlichen, zeitlosen Album führte. Mit einem wunderbaren Coverfoto von Anton Corbjin.

© Laut

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