Opus 111

Albumbeschreibung

Zum Beethoven-Jahr eine Hommage der verblüffenden Art. Gegründet nach einer Reise zu den Aka-Pygmäen Zentralafrikas (1992), steht das belgische Trio Aka Moon für chamäleonartige, grenzüberschreitende Wandlungsfähigkeit. Sie arbeiten mit Musikern fremder Kulturen, DJs, Medienkünstlern, Choreografen, jonglieren mit Polyrhythmen, ungewohnten Metren, exotischen Klängen – und nun auch mit klassischer Musik. Nach einer Hommage an Domenico Scarlatti („The Scarlatti Book“, 2015) jetzt also Beethoven, inspiriert von der Klaviersonate Nr. 32, c-Moll, op. 111. Beethoven-Freunde werden sich wundern. Sind die Bezüge zum Komponisten doch vielfältig vermittelt und nicht unbedingt musikalischer Art. Ein Konzeptalbum. Die Stücke stammen durchweg vom Altsaxofonisten Fabrizio Cassol und haben kaum mit der Vorlage zu tun, auch wenn sie „Opening 1.1.1“ oder „Sonate 32“ heißen. Aka Moon greifen Inhalte auf, die mit Beethovens letzter Sonate verbunden sind: Übergang von Tradition zu Moderne, Aufbrechen der Form, Synkopierung der „Ragtime“-Variation im 2. Satz. Manches spielt auf die These an, Beethoven sei afrikanischer Abstammung („Bee Is Black“), manches ist vom Bühnenstück „She Talks to Beethoven“ der afroamerikanischen Dramatikerin Adrienne Kennedy inspiriert, das in Ghana spielt – was die musikalischen Afro-Elemente und den Einsatz des Gastvokalisten Fredy Massamba plausibel macht. Bei „Opus 111“ ist Beethoven der Trigger für ein abenteuerlich stilübergreifendes Album einer der führenden Fusion-Bands in Europa. Der Solo-Kehraus des Gastpianisten Fabian Fiorini aber entpuppt sich dann doch als feine Variation auf Sonate Nr. 32.
© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de