All Quiet On The Eastern Esplanade

The Libertines

explicit

Erschienen am 05.04.24 bei EMI
Künstler: The Libertines
Genre: Alternativ und Indie
Auszeichnungen: Album der Woche

Verfügbar in

24-Bit/96 kHz Stereo

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Schlagzeuger Gary Powell und Bassist John Hassall sind für die Libertines die nötige Struktur und das Fundament. Aber sie wären nicht die Libertines ohne die wunderbar rokokohaften Ausschmückungen der von Hassliebe erfüllten Freundschaft zwischen Carl Barât und Pete Doherty, die der Band ihre blutige Emotion verleihen: diese charmant teuflische Spitzbüberei, die dem Bandnamen gerecht wird. Auf ihrem ersten Album nach neun Jahren scheint das Quartett nun “clean” (vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes) und straffer zu sein als auf den herrlich gefährlich klingenden Platten, die den Post-Britpop der 80er-Jahren definierten. Trotzdem fühlt es sich wie eine natürliche Weiterentwicklung an. Die Single Run Run Run ist ein klassischer Libertines-Song: romantischer Garagen-Rock, der mit einer gebieterischen Unbeherrschtheit vorgetragen wird, die einen ganzen Dancefloor in Brand setzen könnte. Barât singt mit besonderer Empfindlichkeit: "It's my party and I'll cry if I want to/ Light the fuse, sing the blues, I can die if I want to/ Tonight we're gonna bring tomorrow's happiness". Im sonnigen Mustangs nimmt die Band Anleihen bei Lou Reed und dem Glamrock. Kuhglocken, Dohertys Falsettgesang und das, was wie ein voller Chor in der Bridge klingt, sorgen schließlich für das exzellente Chaos: "Sister Mary shivers-whooo!"

Beide Songs gehören ohne weiteres auf eine zukünftige Best-of-Liste. Auf I Have a Friend und Merry Old England tritt Doherty mit einer leicht atemlosen Darbietung auf, die wie eine Mischung aus einem traditionellen Sea Chanty und Garage-Rock daherkommt, um Platz für Barât und eine feurige Gitarrenpassage zu schaffen. Letzteres ist ein überraschendes Abenteuer mit Latin-Percussion und 70er-Jahre-Neo-Soul sowie melodramatischen Streichern und nebelverhangenem Klavier. Es ist diese Art von Epos, die sie in den schlechten alten Tagen niemals hinbekommen hätten. Die Streicher und das grandiose Klavier verleihen auch der geisterhaften Ballade Man with the Melody eine besondere Note, während Oh Shit von fröhlichem und beschwingtem Pop-Punk geprägt ist, der sich nach einer Party im Studio anhört. Dasselbe gilt für Be Young, das einen Pub-Trinklied-Refrain, ein brennendes Gitarrensolo und sogar einen Two-Tone-Breakdown vereint. Ist es da ein Wunder, dass das Ganze in einem Hustenanfall endet? Die Mordballade Night of the Hunter verleiht einer Melodie im Stil der Gallagher-Brüder ein romantisches Balkan-Feeling und wechselt zwischen einem griechischen Chorus-Erzähler ("A-C-A-B/ Tätowiert auf deinen Knöcheln/ Weiß die Welt, was sie bedeutet?") und dem müden Antagonisten ("Ich wollte dir nur sagen, Baby/ Sie nehmen mich für eine Weile mit/ Ach, du kannst es mir nicht verdenken, diese Welt hat mich geschaffen"). Das ungeschminkte Baron's Claw ist eine Anspielung auf das Weimarer Kabarett mit betrunkenem Horn und klimperndem Klavier. In der chaotischen Vergangenheit bestand bei den Libertines immer die Gefahr, dass die Dinge plötzlich einfach auseinanderdriften könnten. Bei diesem Album freuen wir uns umso mehr darüber zu hören, wie die Jungs zusammenhalten! © Shelly Ridenour/Qobuz

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Run Run Run