Pippo Pollina
Wenn der italienische Liedermacher Pippo Pollina durch die Straßen seiner Wahl-Heimat Zürich zieht, hält er stets Augen und Ohren offen: "Ich versuche in meinem Alltag ein aufmerksamer Beobachter zu sein und sammle Geschichten, die ihre Form dann in meinen Liedern finden. Aufmerksamkeit meiner Umwelt gegenüber ist mir sehr wichtig – nur so kann ich erkennen, dass oftmals die kleinen Geschichten die großen Geschichten sind."
Giuseppe Pollina alias Pippo Pollina kommt im Jahr 1963 in Palermo zur Welt. Im Alter von sechs Jahren wird der kleine Pippo von einem Auto angefahren. Dabei erleidet er eine schwere irreparable Augenverletzung, die seine Kindheit nachhaltig beeinflusst.
Statt mit Freunden Fußball zu spielen, steckt Pippo seinen Kopf lieber in Bücher. Dabei stehen Archäologie und Politik ganz oben auf der Liste: "Ich musste mich schon früh von gängigen Kinderspielen verabschieden. Ich fand dann Kraft in Büchern. Außerdem kam ich durch den Unfall schon früh mit Musik in Verbindung", erinnert sich Pollina.
Besonders südamerikanische und sizilianische Volksmusik liegen dem Italiener am Herzen. Am Konservatorium "Amici della musica" zu Palermo studiert Pollina zunächst klassische Gitarre und Musiktheorie, ehe er ein Jura-Studium beginnt und sich mehr und mehr der Politik zuwendet.
Anfang der Achtziger arbeitet Pollina als Journalist für die catanesische Monatszeitschrift "I siciliani," deren Chefredakteur Giuseppe Fava zu den Journalisten gehört, die gegen die Mafia arbeiten. Als Fava von der Cosa Nostra ermordet wird, fällt Pippo Pollina in ein tiefes seelisches Loch: "Das war ein harter Schlag. Obwohl mir klar war, dass das, was wir gemacht haben, gefährlich war, hätte ich nicht erwartet, dass sie sich trauen würden, Giuseppe Fava zu ermorden. Vielleicht war das auch der Grund, weswegen ich mich dazu entschieden habe, Sizilien zu verlassen", sagt Pollina.
Mit der Gitarre im Gepäck zieht der Sizilianer in der Folge durch Europa und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker. Dabei trifft er in Luzern auf den Schweizer Liedermacher Linard Bardill, der sich von Pollinas Spiel begeistert zeigt und den freischaffenden Musiker in sein Studio einlädt. Dort entsteht das gemeinsame Album "I Nu Passaran", das den Start für Pollinas professionelle Musikkarriere markiert.
Bis zum Jahr 2012 veröffentlicht Pollina mehr als ein Dutzend Soloalben. Hinzu kommen unzählige Kollaborationen mit anderen Liedermachern, darunter Konstantin Wecker, Charlie Mariano oder Patent Ochsner: "Ich liebe die Herausforderung mit anderen Kollegen zu arbeiten", sagt der Gitarrist und Sänger.
Auf seinem im Januar 2014 erscheinenden Album "L'Appartenenza" beschäftigt sich der Preisträger diverser renommierter Branchen-Awards mit dem Thema Zugehörigkeit: "Jedes Kind träumt, von seinem Vater umarmt zu werden und nicht davon, dass ihm ein Fremder bewundernd auf die Schulter klopft."
Für den Wahl-Schweizer hat Musik eine ganz besondere Bedeutung: "Die Aufgabe für mich als Musiker ist ganz einfach: Emotionen zu schenken und die Menschen zum Denken zu bringen – Meine Aufgabe ist es nicht, die Leute zu überzeugen, wie die Welt sein soll."
Zu den Höhepunkten in Pollinas Karriere zählen sicherlich der Auftritt mit Schmidbauer & Kälberer in der Arena von Verona zum Abschluss der Süden-Tournee sowie das Konzert im Züricher Hallenstadion im Sommer 2015. Da staunt selbst die NZZ, dass es einem "Musiker, der noch immer der Kleinkunst zugerechnet wird" gelingt, diese riesige Location zu füllen. Mit dem Konzert, an dem auch Pippos Kinder Madlaina und Faber mitwirken, läutet der Sizilianer eine Auszeit ein, die Anfang 2017 mit dem Erscheinen des neuen Albums "Il Sole Che Verra" endet.
© Laut
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