Asian Dub Foundation
1993 ist die Geburtsstunde der Asian Dub Foundation. Bassist Dr. Das lehrt damals Musik in einem Shop im Londoner East End namens Community Music. Gemeinsam mit seinem Schüler, dem 15-jährigen Deeder Zaman und dem Sozialarbeiter DJ Pandit stellt er ein Sound System auf die Beine, mit dem sie gemeinsam bevorzugt bei Antirassismus-Konzerten auftreten.
Den ersten Gig spielt die Asian Dub Foundation bei einer Benefiz-Veranstaltung für Quaddas Ali. Jener wurde Opfer eines rassistischen Gewaltakts und brauchte dringend Geld für die medizinische Betreuung. Ein Jahr lang mucken sie in dieser Besetzung herum, bevor die EP "Conscious" erscheint. Die Platte kommt auf dem von Aki Nawaz gegründeten Label Nation heraus. Etwas später stoßen Gitarrist Chandra Sonic und Knöpfchendreher/Sample-Mann Sun-J 1995 dazu.
Mit dieser Mannschaft werkeln ADF an ihrem ersten Lonplayer, der 1995 unter dem Titel "Facts And Fiction" das Licht der Welt erblickt. Packende Grooves verschmelzen mit hervorragendem Songwriting und politischen Texten zu einer Melange, die es bislang so noch nicht zu hören gibt. Im Gegensatz zu vielen Musikern des Weltmusik-Genres ist dabei der orientalische Einfluss nicht das Ergebnis eines musikalischen Selbstbedienungsladens, sondern unmittelbarer Teil des Backgrounds der Musiker. "You're multicultural, but we're anti racist" heißt es im Track "Jericho" und fasst dies ziemlich gut zusammen.
In Großbritannien geht dieses grandiose Album weitgehend unter, auf dem europäischen Festland sind ADF um Einiges erfolgreicher. Speziell in Frankreich steigt das Musiker-Kollektiv von einem angesagten Insider-Tipp zum Hallen-füllenden Act auf. Nach der Produktion eines Soundtracks für die Antirassismus-CD des Institute of Race Relations macht sich die Foundation ans zweite Album, das unter dem Namen "R.A.F.I." 1997 lediglich in Frankreich erscheint.
Aus unerklärlichen Gründen verschiebt sich der Release in Deutschland immer wieder, ehe 1998 eine völlig neue Version der Scheibe in den Läden steht: "Rafi's Revenge" klingt um einiges krachiger und um melodische Parts beraubt.
Ihre politischen Statements haben allerdings nichts an Unmissverständlichkeit eingebüßt. Nach wie vor nennen ADF Ross und Reiter beim Namen, als da wären: Rassisten, Globaliserer und scheinheilige Politiker. Das Album öffnet ihnen einige Türen und führt die Mannen um Dr. Das sogar zu Workshops nach Neuseeland. Im Land ihrer treuesten Anhängerschaft, Frankreich, können sie mittlerweile 10.000er-Hallen füllen, als Support der Beastie Boys touren sie zum ersten Mal durch die Vereinigten Staaten.
Die eher zufällig entstandene Band hat sich etabliert und reist kreuz und quer durch die Welt. Nicht nur um Konzerte zu geben, sondern auch um mit Musikern aus aller Herren Ländern in Kontakt zu treten und musikalische Ideen auszutauschen. Die Reisen haben auch Einfluss auf das im März 2000 erscheinende "Community Music", für das sie im Anschluss Rage Against The Machine supporten. Das Publikum in Deutschland sieht ADF bei diesen Konzerten aber eher als notwendiges Übel und ignorieren sie tatkräftig. Auf der Tour zu "Community Music" ist mit Rocky Singh zum ersten Mal ein Schlagzeuger zu hören, der die Beat-Konserven mit konventionellen Mitteln aufpeppelt. Silvester 2000 nimmt Gründungsmitglied Deeder Zaman seinen Hut, um sich als Bürgerrechts-Aktivist zu betätigen.
An seiner Stelle stoßen die MCs Aktarvata und Spex zur Foundation. Für die Aufnahmen zu "Enemy Of The Enemy" können ADF zudem On-U-Legende Adrian Sherwood als Produzenten verpflichten. Das Album klingt punkiger denn je und lässt kaum mehr etwas von den melodiösen Grooves der Anfangstage erkennen. Mit Gastspielen von Radioheads Ed O'Brien, Sinead O'Connor und On-U Sänger Ghetto Priest sind einige Soundköche vertreten, die am Ende den ADF-Brei doch etwas zerkochen.
Zu alter Stärke finden ADF im Februar 2005 zurück. "Tank" vereint wieder ihre besten Seiten. 2006 verkündet Bassist Dr. Das, dass er ADF verlässt, um wieder als Lehrer zu arbeiten und eigene Musik zu produzieren. Für ihn kommt der Ex-Swami Viersaiter Martin Savale (Babu Stormz) in die Band. Im September 2006 kommt die Oper "Gaddafi: A Living Myth" auf die Bühne des Londoner Coliseums, zu dem ADF die Musik beisteuern.
Im März des folgenden Jahres erscheint die Best Of "Timefreeze 1995-2007", die als Doppelpack daher kommt und auf CD 2 mit Remixen glänzt. Im Juni spielen sie als einzige Band aus dem Westen auf einem marrokanischen Festival in Essaouira vor 60.000 Leuten. Mit zwei neuen Sängern, dem Ex-King Prawn-Frontmann Al Rumjen und dem zwischenzeitlich ausgestiegenen, aber wieder zurück gekehrten Aktarvata sind ADF ab August 2007 am Start, um, sich an die Aufnahmen zum nächsten Studio-Album "Punkara" zu machen.
© Laut
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