Time Like This

Albumbeschreibung

Manche Plattentitel bewahren ihr musikalisches Statement. „Wide Open Spaces“ benannte Michael Formanek sein im Jahr 1990 erschienenes Debüt-Album. Darauf überzeugte der Bassist, der als Sideman auf zahlreichen Aufnahmen im Neobop wie auch in der Avantgarde vertreten ist, mit eindrücklichen Kompositionen. Als Leader hat der mittlerweile 60-jährige, aus San Francisco stammende Musiker relativ wenige Platten realisiert. In der Nachfolge zu seinem hervorragenden Ensemble Kolossus – eine vor zwei Jahren bei ECM Records erschienene Großformation mit Avantgarde-Protagonisten wie dem Trompeter Ralph Alessi, dem Saxofonisten Tim Berne und der Gitarristin Mary Halvorson – lädt er mit seinem Elusion Quartet zu einem weitere Streifzug in seine vielschichtige Klangwelt ein.
Auf „Time Like This“ stellt Formanek mit der kanadischen Pianistin Kris Davis, dem Drummer Ches Smith und dem Saxofonisten Tony Malaby sieben Originals vor, die für die kreative Improvisations-Architektur der Gruppe eine passgenaue Inspiration bilden. Wie die kristallinen Motive der Pianistin in „Down 8 Up 5“ von dem Bassisten untermalt werden und der Saxofonist dazu adäquate Entsprechungen in seine Chorusse einbindet, steigert die Spannung auf die nachfolgenden Stücke.
Als Intro von „Culture Of None“ bereitet der Bassist in einer bewegten Interaktion mit dem Drummer den Einstieg für Davis' melodische Piano-Fragmente vor. Durch Malabys harmonische Improvisationen, die sich auch nach den dosiert freien Passagen in „The Soul Goodbye“ wieder im tonalen Bereich einfinden, entsteht eine musikalische Balance. Durch die auf seine Stücke abgestimmten Basslinien, die in „The New Normal“ im Diskurs mit dem Saxofonisten von eindringlich korrespondierenden Tonfiguren zu swingender Begleitung wechseln, wird deutlich, wie effektiv Michael Formanek die Musik seines Elusion Quartetts formt.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de