Tchaikovsky: Piano Concerto No. 1 - Liszt: Solo Piano Works

Albumbeschreibung

George Li, der sich 2015 ein paar Wochen vor seinem 20. Geburtstag die Silbermedaille des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs erspielte, zeigt in seinem zweiten CD-Album an Hand so beliebter pianistischer Schlachtrösser wie Tschaikowskys b-Moll-Konzert oder Liszts „Réminiscences des Don Juan“ überlegene Tastenbeherrschung. Noch die forderndsten Passagen und Doppelgriffe „kommen“ in diesen Aufnahmen bewundernswert klar und brillant. Kein Ton bleibt auf der Strecke, auch wenn Li etwa im Mittelteil des langsamen Satzes aus dem b-Moll-Konzert ein verblüffend schnelles Tempo anschlägt oder den Schluss der Liszt-Fantasie mit der Champagner-Arie aus Mozarts „Don Giovanni“, damals meist noch „Don Juan“, federnd schwerelos hinlegt. Ebenso wenig Negatives lässt sich über die Musikalität des aus Boston stammenden jungen Mannes chinesischer Eltern sagen: Sein Spiel, jugendlich temperamentvoll und dynamisch, findet in jedem Moment zu angemessener Form.
Wer allerdings in erster Linie nach optimal werkgerechten Aufnahmen für seine häusliche Basis-Diskothek sucht, ist hier trotzdem nicht ganz an der richtigen Adresse. Denn so fabelhaft sauber, gesund und stürmisch Lis Spiel auch klingt – es findet vor lauter Bemühen um Genauigkeit noch nicht immer zu jener fließenden Großzügigkeit und Freiheit, ohne die Virtuoses nicht die volle hinreißende Wirkung entfalten kann. Und die hochrangige Londoner Begleitmannschaft unter dem englischen Petrenko, Vasily mit Vornamen, kompensiert diesmal leider nicht.

© Harden, Ingo / www.fonoforum.de