Moving Cities

Albumbeschreibung

Zwischen Chicago und Paris liegen 6 640 Kilometer. Antoine Berjeaut und Makaya McCraven aber schaffen die Städteverbindung auch in nur 53 Minuten. Ihr prickelnder, einzig und allein aus Live-Aufnahmen bestehender Trip hat sogar einen Namen: Moving Cities. Die weltweiten Abenteuer des amerikanischen Schlagzeugers, insbesondere zusammen mit seinen Kollegen von der quirligen Londoner Szene, kannten wir ja bereits, diesmal aber nimmt es Makaya mit einer Handvoll Gallier auf, zu denen der Trompete sowie Saxofon spielende Julien Lourau aus Paris gehört, der dafür sorgt, dass niemand auf der Stelle tritt (dazu zählen aber auch Arnaud Roulin am Synthesizer und Guillaume Magne an der Gitarre). Zwei weitere Amerikaner (Freunde von Makaya, nämlich der Gitarrist Matt Gold und der Bassist Junius Paul) und ein Italiener (der Elektronikfrickler Lorenzo Bianchi Hoesch) vervollständigen das bunt zuammengewürfelte Casting, denn es besteht ja nicht nur aus reinen Jazzmen. Das trifft sich gut, weil der Jazz, den wir hier zu hören bekommen, von Grund auf vielseitig ist.

Antoine Berjeaut hat immer schon gerne Spuren verwischt, wie auf seinem Album Wasteland aus dem Jahre 2014 zum Beispiel – er hatte Mike Ladd nämlich vorgeschlagen, die Texte dafür nicht nur zu schreiben, sondern sie auch zu singen. Die hier vorliegende Improvisationsflut, die er zusammen mit Makaya McCraven ins Rollen bringt, ergibt einen soliden rhythmusbasierten Jazz. Moving Cities, die erste Erscheinung des Pariser Labels I See Colors, könnte urbaner nicht sein. Wild entschlossen performt die Gang dieser Platte, manchmal auch mit einem Blick auf den Miles Davis zu Beginn der 70er Jahre (zu Zeiten des On the Corner/Big Fun). Makayas Präsenz bewirkt natürlich, dass dieses Album von den Leistungen des Schlagzeugers geprägt ist (übrigens eher mit In the Moment als mit Universal Beings). Berjeauts Auftritt hat aber trotz allem etwas recht Besonderes. Und das ist in der Schlichtheit seines Spiels verankert. Und in der mysteriösen Komponente, die er seinen Kompositionen verleiht. Diejenigen, die sich Moving Cities anhören, wissen dann nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht, wenn ihr Körper von unergründlichen Kräften geschüttelt wird. Da bleibt gerade noch Kraft genug, um auf die „Play“-Taste zu drücken. © Marc Zisman/Qobuz