Latency

Albumbeschreibung

Bei der Jazzahead-Messe im Frühjahr 2016 in Bremen sorgte der Auftritt der von Kathrine Windfeld geleiteten Big Band für beträchtliches Aufsehen. Mit ihrer im gleichen Zeitraum fertiggestellten Platte „Latency“ wird dieser Enthusiasmus absolut nachvollziehbar. Sämtliche Kompositionen und Arrangements der Pianistin und Bandleiterin haben eine sympathische Offenheit, die nicht zuletzt auf der Vielfalt an Klangfarben ihres aus dänischen, norwegischen und schwedischen Musikern bestehenden Orchesters beruht.
Offenbar beherzigte Windfeld, die in der Vergangenheit auch Stücke für die bekannte Danish Radio Big Band schrieb, die goldene Regel berühmter Vorgänger, die bei ihren Kompositionen immer die individuellen solistischen Qualitäten ihrer Musiker berücksichtigten. Jedes ihrer Themen beginnt eher verhalten. Bevor sich in „Rude Machine“ der volle Big-Band-Sound entfaltet, leitet Windfeld das Thema mit einem grazilen Piano-Intro ein, das erst durch den leicht rockigen Einstieg des Gitarristen Victor Sandström und der Rhythmusgruppe an Fahrt gewinnt. Die Künstlerin setzt den Wechsel von entspannten musikalischen Abläufen, von Combo- zu großorchestralem Geschehen, mit Vorliebe als Überraschungseffekt ein. Besonders eindringlich wird das im „Road Movie“. Wieder dient ein hypnotisch repetiertes Motiv der Big-Band-Chefin als Transfer zu dem Thema, dem sich kurz danach der Bassist Johannes Vaht anschließt.
Windfeld überzeugt mit einer stimmungsvollen Improvisation, die in musikalisch bildhaften Eindrücken eine Fahrt durch eine reizvolle Landschaft reflektieren könnte. Im Kontrast dazu steht „Dezember Elegy“ dessen melancholische Ausrichtung erst nach und nach durch auflockernde Orchesterparts wie auch durch die Soli der Pianistin und des Trompeters Magnus Oseth aufgelöst wird. Für Big-Band-Fans ist diese Session unverzichtbar.

© Filtgen, Gerd / www.fonoforum.de