Holly

Albumbeschreibung

„Ich kenne und liebe Jazz,“ sagt Holly Cole, „ich kenne und liebe Pop. Beide sind mir gleich wichtig.“ Nach dieser Maxime balanciert die kanadische Sängerin seit nahezu 30 Jahren auf dem schmalen Grat zwischen beiden. Unbekümmert um stilistische Reinheitsgebote bedient sie sich bei Standards und Pophits, Singer-/Songwriter-Material, Film- und Christmas-Songs und macht sich diese auf höchst unverwechselbare Weise zu eigen. Schon lange sind Pianist Aaron Davis und Bassist David Piltch – mit Unterbrechungen – ihre Partner. Mittlerweile gehören auch Johnny Johnson (Sax) und Davide DiRenzo (Drums) dazu, auf dem neuen Album freilich kommt die „working band“ nur selten zum Einsatz. Für das Gros der Stücke zog Cole den Pianisten/Organisten Larry Goldings als Arrangeur hinzu, der eine hochkarätige New Yorker Rhythmusgruppe plus Gastsolisten mitbrachte. Auch mit größerem Personal gelingt es ihm, etwas vom Cole-typisch sparsamen Charakter der Instrumentierung zu bewahren, das Ganze aber jazziger klingen zu lassen als frühere Alben der Kanadierin. Wozu nicht zuletzt das reine (kein Pop!) American-Songbook-Repertoire beiträgt. Ob Goldings allein am Klavier begleitet („It Could Happen To You“), im Trio an der Hammondorgel („Teach Me Tonight“) oder mit Gastsolisten – immer stimmt der Rahmen für Coles lässig swingende Vocals. Zusammen mit Holly ist der grandiose Growl-Posaunist Wycliff Gordon auch für umwerfende Gesangsduette à la „Ella & Louis“ zu haben, doch ihren Sinn für Sarkasmus lebt die Kanadierin am ehesten mit ihrer „working band“ aus, wenn es mit Mose Allison heißt: „Dein Verstand ist in Urlaub, dein Mundwerk aber macht Überstunden“.
© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de