Ferlinghetti

Albumbeschreibung

Der 61-jährige sardische Trompeter Paolo Fresu, der mittlerweile international als einer der großen Namen des europäischen Jazz anerkannt ist, hat immer noch zahlreiche Projekte, bei denen er die Verführungen seiner sanglichen und besonders ausgefeilten Musik in den unterschiedlichsten Kontexten ausbreitet. In diesem Fall wird er von einem alten Weggefährten, dem Bandoneonisten Daniele Di Bonaventura (wie auf Mediterraneo Mediterraneo, 2011 bei ECM) begleitet sowie von zwei der talentiertesten Musiker der jungen italienischen Szene, dem Kontrabassisten Marco Bandoscia und dem Pianisten Dino Rubino. Mit dieser neuen Platte zeichnet Fresu eine Art musikalische Erinnerung an den Dichter und Verleger Lawrence Ferlinghetti, eine große Figur der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts, der eng mit dem Entstehen der Beat-Generation verbunden war und am 22. Februar 2021 im Alter von 101 Jahren verstarb! 

Die vier Musiker tauchen den Zuhörer von den ersten Takten an in eine wattierte Welt von diskreter Eleganz ein und entfalten mit Sensibilität und musikalischem Einverständnis in geschickt inszenierten impressionistischen Szenen die kinematografische Poesie melancholischer Stimmungen. Diese werden von der melodischen Pracht von Fresus Trompete getragen und von den Farben des Bandoneons verstärkt. Gelegentlich lässt Fresu den nächtlichen Klang seiner Trompete auf elektronische Effekte treffen (Obscene Boundaries, Island of the Mind ...) und verleiht seiner Beschwörung stellenweise expressionistische Farbtupfer, ohne jemals den strengen, präzisen und anspruchsvollen Rahmen zu sprengen, den sich die Musiker selbst gesetzt haben - die Gesamtatmosphäre des Albums bleibt im Großen und Ganzen elegisch und intim. Diese kostbare, verführerische und ausgefeilte Musik, die mezza voce in die Ohren gelegt wird, hält sich stets auf einem emotionalen Drahtseil, ohne jemals sentimental zu werden. © Stéphane Ollivier