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"What? We got a problem here? We got a problem?" 1991 kannte jeder behütet aufgewachsene Halbstarke auf dem Hochhausparkplatz seinen Doughboy. Kian, Nico, ich, einfach alle hauten sich die "Boys In The Hood"-Zitate um die Ohren wie Bandanas. Es war die Zeit von Ice-T, Boo-Yaa-Tribe, Riots in L.A., Nazis im Dorf, Gangs in Kiel – zumindest gefühlt waren wir im Schrebergarten alle Ice "Doughboy" Cube – the wrong niggas to fuk wit.
Bereits die mit purer Power herausgerotzte Opening-Line vom zweiten Soloalbum des charismatischen Ex-NWA-Rappers - "God damn, it's a brand new payback" – prügelte Polos und Mountainbikes auf Lowrider-Level. Scheiß auf die GTI-Prolls mit Onkelz-Dreck, auch Hardcore-Punk verlor langsam an Faszination, die coolen Säue rockten mit Westcoast-Hip Hop das Haus – und Ice Cube stahl allen mit Star-Appeal die Show.
Jung, brutal und gutaussehend rollt Cube nach dem NWA-Ende auf "Death Certificate" mit rebellischen Reimen über hart groovende G-Funk-Beats. Dominierten auf seinem ebenfalls legendären Debüt "AmeriKKKa Most Wanted" noch politische Public Enemy-Attitüde und deren hauseigene Bombsquad-Beats, knetet O'Shea Jackson hier aus jenen Black Panther-Parolen plus gnadenlose Ghetto-Realität einen explosiven Molotow-Cocktail – und damit das künstlerische Zeit-Dokument des L.A.-Schmelztiegels Anfang der 90er.
Der bereits erwähnte "Wrong Nigga To Fuk Wit"-Opener erinnert mit Sirenen und Sample-Wahnsinn aus Parliament, James Brown und Funkadelic noch ein wenig an den Vorgänger: "Fuck you Ice Cube, that's what the people say / Fuck AmeriKKKa, still with the triple K / Make sure / before you buck wit duck quick / Punk, cause I'm the wrong nigga to fuck wit."
Doch bereits seine "Summer Vacation" führt den pubertierenden Dorf-Diesel-Popper ins Gangsta-Milieu. Ice Cube nimmt hier die Rolle des klassischen Hustler-Dealers ein, der das heiße Pflaster L.A.s verlässt, um in St. Louis Drogen zu verticken.
"Police looking at niggas through a microscope / In L.A. everybody and they momma sell dope / They trying to stop it / So what the fuck can I do to make a profit? / Catch a flight to St. Louis / That's cool, cause nobody knew us."
Die Boogiemen lösen die Bombsquad hinter den Reglern ab und versorgen ihren Kunden mit George Clintons "Atomic Dog", fett-platschenden Snares und noch fetteren Bässen. Cooler than a cooler würde jetzt Chief Keef reimen, für die Walkmänner aus der Vorstadt jedoch der Soundtrack zum Aufgang.
Dass Ice Cube im echten Leben eher der kalifornische Vorgänger eines Nas war, als ein richtiger Gangsta, zeigt allein schon die Tatsache, dass "Death Certificate" ein klar durchdachtes Konzeptalbum ist. Auf "The Death Side" führt uns der Würfel auf die Straßen L.A.s, wo Bloods, Crips und Gangs ihren Käse verzapfen. Neben der "Summer Vacation" cruisen hier vor allem das tonnenschwer kriechende "Steady Mobbin" und die mächtig-walzende Hymne "A Bird in the Hand" durch die Hood.
Auf "Steady Mobbin" berichtet er aus dem Leben im Compton – als aggressiverer Vorläufer vom späteren "It Was A Good Day". Bei "A Bird In The Hand" erstrahlt dann sein Storytelling im hellsten Lichte. Ice erzählt, wie ein junger Mann ins Drogen-Milieu rutscht, nachdem er mit regulären Jobs seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte: "... a bird in the hand is worth more than the bush ..." (G. W. natürlich).
Der zweite Teil - "The Life Side" – beginnt mit "The Birth" und geht dann nahtlos in "I Wanna Kill Sam" über. Einmal mehr schießt Cube im Stile des Debüts sprichwörtlich auf die weiße US-Regierung, die Army und Uncle Sam. Die Formel aus Provokation, Keep it real, Charisma und Black Panther funktionierte ja bereits zu NWA-Zeiten (und später auch bei 2Pac) prächtig und dieser widersprüchliche Mix spielte uns edel-alternativen Jugendlichen mit Hang zum Coolsein natürlich in die Skat-Karten: Man konnte Ice Cube und Co. gefahrenlos im linken Jugendzentrum oder beim türkischstämmigen Fußballkollegen pumpen.
"You can burn your cross well I'll burn your flag / Try to give me the H-I-V / So I can stop makin babies like me / And you're givin dope to my people chump / Just wait til we get over that hump."
"The Life Side" soll neben den brutalen Bestandsaufnahmen der "Death Side" laut Künstler selbst die "vision of where we need to go" enthalten. Wir erinnern uns wieder an Doughboy und "Boys In The Hood". Ice Cube droppt im Stile von Schauspieler Laurence Fishburn das Wissen, deren Inhalt auch heuer leider noch aktuell ist. "Look Who's Burnin'" berichtet über die Gefahren von Geschlechtskrankheiten in Armenvierteln und in "Color Blind" spricht sich O'Shea Jackson für Frieden zwischen den Gangs auf.
Mit "Black Korea" spielt Ice Cube jedoch mit dem Feuer. Er nimmt die Stimmung der Straße nach dem Tod eines Mädchens in einem koreanischen Kiosk auf (die in den folgenden L.A.-Riots in Hass eskalieren sollte) und raunzt vordergründig eine Warnung an alle Ladenbesitzer im Ghetto raus, ihn bitte nicht zu nerven. "So don't follow me, up and down your market / Or your little chop suey ass'll be a target."
Jene Koreaner sind sichtbar erfolgreicher als die Mehrheit der armen Afroamerikaner aus der Gegend und der Frust über fehlende Perspektiven muss raus wie der Erguss beim Orgasmus. Doch Cube ist zu klug für eine reine Hasstirade. Auch hier stellt er sich als Straßenreporter dar, versetzt sich in die Lage seiner Leute und erzählt. Dass ihm dies den Vorwurf des Rassismus einbrachte, nahm er dabei dankend in Kauf, rollte doch neben der Revolte auch der Rubel nach seinem Geschmack.
Für den Hochhausparkplatz in der Hood spielte das alles natürlich keine Rolle. Ice Cube war so widersprüchlich wie unser Leben selbst und machte uns cooler, stärker und ein wenig klüger. So endet das Album auch, wie es begann. Ice Cube disst mit dem kompromisslosen "No Vaseline" seine Ex-Gefährten with an Attidude und blieb zumindest für einen Sommer "the wrong nigga to fuck wit". Genau wie wir.
Erst des Doctors G-Funk rückte unser Leben 1993 in ein anderes, sonnigeres Licht und wir mussten uns eingestehen: Wir waren nie Doughboy, wir waren immer schon Cuba "Tre" Gooding Junior. In Wirklichkeit ging es uns nur ums Flachdachschneiden, Freundschaft und Frauen. Uns, den Boys from the wood.
© Laut
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Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
William Earl Collins, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, ComposerLyricist - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Bernie Worrell, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records, LLC
O'Shea Jackson, Composer - David L. Spradley, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, Composer - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist - Garry Marshall Shider, Composer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Alan Gorrie, Composer - Roger Ball, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - The Boogie Men, Producer - James Hamish Stuart, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
DJ Pooh, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Al Jackson, Jr., ComposerLyricist - Booker T. Jones, ComposerLyricist - Donald Dunn, ComposerLyricist - Steve Cropper, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, ComposerLyricist - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Bernie Worrell, ComposerLyricist - Michael Hampton, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records, LLC
Robert Rans, ComposerLyricist - Curtis Mayfield, ComposerLyricist - Peter Brown, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, ComposerLyricist - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer - Dewayne McKnight, ComposerLyricist - Tony Davis, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
William Collins, Composer - RONALD DUNBAR, Composer - Mark Jordan, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, Composer - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Garry Marshall Shider, Composer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer - Donnie Ray Sterling, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Mark Jordan, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ronald Isley, Composer - RUDOLPH ISLEY, Composer - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - O'Kelly Isley Jr., Composer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Mark Jordan, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Boogie Men, Producer - The Boogie Men, Producer - Teren D. Jones, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
DJ Pooh, ComposerLyricist - Bobby "Bobcat" Ervin, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
Sigidi, Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Sir Jinx, Producer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Mbaji, Composer - Harold Lee Clayton, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
DJ Pooh, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Lou Donaldson, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
Raymond Calhoun, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
Deadly Threat, Composer - George Porter Jr., Composer - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Art Neville, Composer - Joseph "Zigaboo" Modeliste, Composer - Leo Nocentelli, Composer - Kam, Composer - King Tee, Composer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - The Boogie Men, Producer - The Madd Circle, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
William Earl Collins, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, ComposerLyricist - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Bernie Worrell, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - The Boogie Men, Producer
℗ 1991 Capitol Records LLC
William Earl Collins, ComposerLyricist - Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - George Clinton, ComposerLyricist - Ice Cube, Producer, Executive Producer, MainArtist, ComposerLyricist - Bernie Worrell, ComposerLyricist - Sir Jinx, Producer, ComposerLyricist - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel
℗ 1991 Capitol Records LLC
Brian "Big Bass" Gardner, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Ice Cube, Composer, Producer, Executive Producer, MainArtist - Sir Jinx, Producer - Mr. Stoker, Recording Engineer, StudioPersonnel - Anthony D. Wheaton, Composer
℗ 1991 Capitol Records LLC
Albumbeschreibung
"What? We got a problem here? We got a problem?" 1991 kannte jeder behütet aufgewachsene Halbstarke auf dem Hochhausparkplatz seinen Doughboy. Kian, Nico, ich, einfach alle hauten sich die "Boys In The Hood"-Zitate um die Ohren wie Bandanas. Es war die Zeit von Ice-T, Boo-Yaa-Tribe, Riots in L.A., Nazis im Dorf, Gangs in Kiel – zumindest gefühlt waren wir im Schrebergarten alle Ice "Doughboy" Cube – the wrong niggas to fuk wit.
Bereits die mit purer Power herausgerotzte Opening-Line vom zweiten Soloalbum des charismatischen Ex-NWA-Rappers - "God damn, it's a brand new payback" – prügelte Polos und Mountainbikes auf Lowrider-Level. Scheiß auf die GTI-Prolls mit Onkelz-Dreck, auch Hardcore-Punk verlor langsam an Faszination, die coolen Säue rockten mit Westcoast-Hip Hop das Haus – und Ice Cube stahl allen mit Star-Appeal die Show.
Jung, brutal und gutaussehend rollt Cube nach dem NWA-Ende auf "Death Certificate" mit rebellischen Reimen über hart groovende G-Funk-Beats. Dominierten auf seinem ebenfalls legendären Debüt "AmeriKKKa Most Wanted" noch politische Public Enemy-Attitüde und deren hauseigene Bombsquad-Beats, knetet O'Shea Jackson hier aus jenen Black Panther-Parolen plus gnadenlose Ghetto-Realität einen explosiven Molotow-Cocktail – und damit das künstlerische Zeit-Dokument des L.A.-Schmelztiegels Anfang der 90er.
Der bereits erwähnte "Wrong Nigga To Fuk Wit"-Opener erinnert mit Sirenen und Sample-Wahnsinn aus Parliament, James Brown und Funkadelic noch ein wenig an den Vorgänger: "Fuck you Ice Cube, that's what the people say / Fuck AmeriKKKa, still with the triple K / Make sure / before you buck wit duck quick / Punk, cause I'm the wrong nigga to fuck wit."
Doch bereits seine "Summer Vacation" führt den pubertierenden Dorf-Diesel-Popper ins Gangsta-Milieu. Ice Cube nimmt hier die Rolle des klassischen Hustler-Dealers ein, der das heiße Pflaster L.A.s verlässt, um in St. Louis Drogen zu verticken.
"Police looking at niggas through a microscope / In L.A. everybody and they momma sell dope / They trying to stop it / So what the fuck can I do to make a profit? / Catch a flight to St. Louis / That's cool, cause nobody knew us."
Die Boogiemen lösen die Bombsquad hinter den Reglern ab und versorgen ihren Kunden mit George Clintons "Atomic Dog", fett-platschenden Snares und noch fetteren Bässen. Cooler than a cooler würde jetzt Chief Keef reimen, für die Walkmänner aus der Vorstadt jedoch der Soundtrack zum Aufgang.
Dass Ice Cube im echten Leben eher der kalifornische Vorgänger eines Nas war, als ein richtiger Gangsta, zeigt allein schon die Tatsache, dass "Death Certificate" ein klar durchdachtes Konzeptalbum ist. Auf "The Death Side" führt uns der Würfel auf die Straßen L.A.s, wo Bloods, Crips und Gangs ihren Käse verzapfen. Neben der "Summer Vacation" cruisen hier vor allem das tonnenschwer kriechende "Steady Mobbin" und die mächtig-walzende Hymne "A Bird in the Hand" durch die Hood.
Auf "Steady Mobbin" berichtet er aus dem Leben im Compton – als aggressiverer Vorläufer vom späteren "It Was A Good Day". Bei "A Bird In The Hand" erstrahlt dann sein Storytelling im hellsten Lichte. Ice erzählt, wie ein junger Mann ins Drogen-Milieu rutscht, nachdem er mit regulären Jobs seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte: "... a bird in the hand is worth more than the bush ..." (G. W. natürlich).
Der zweite Teil - "The Life Side" – beginnt mit "The Birth" und geht dann nahtlos in "I Wanna Kill Sam" über. Einmal mehr schießt Cube im Stile des Debüts sprichwörtlich auf die weiße US-Regierung, die Army und Uncle Sam. Die Formel aus Provokation, Keep it real, Charisma und Black Panther funktionierte ja bereits zu NWA-Zeiten (und später auch bei 2Pac) prächtig und dieser widersprüchliche Mix spielte uns edel-alternativen Jugendlichen mit Hang zum Coolsein natürlich in die Skat-Karten: Man konnte Ice Cube und Co. gefahrenlos im linken Jugendzentrum oder beim türkischstämmigen Fußballkollegen pumpen.
"You can burn your cross well I'll burn your flag / Try to give me the H-I-V / So I can stop makin babies like me / And you're givin dope to my people chump / Just wait til we get over that hump."
"The Life Side" soll neben den brutalen Bestandsaufnahmen der "Death Side" laut Künstler selbst die "vision of where we need to go" enthalten. Wir erinnern uns wieder an Doughboy und "Boys In The Hood". Ice Cube droppt im Stile von Schauspieler Laurence Fishburn das Wissen, deren Inhalt auch heuer leider noch aktuell ist. "Look Who's Burnin'" berichtet über die Gefahren von Geschlechtskrankheiten in Armenvierteln und in "Color Blind" spricht sich O'Shea Jackson für Frieden zwischen den Gangs auf.
Mit "Black Korea" spielt Ice Cube jedoch mit dem Feuer. Er nimmt die Stimmung der Straße nach dem Tod eines Mädchens in einem koreanischen Kiosk auf (die in den folgenden L.A.-Riots in Hass eskalieren sollte) und raunzt vordergründig eine Warnung an alle Ladenbesitzer im Ghetto raus, ihn bitte nicht zu nerven. "So don't follow me, up and down your market / Or your little chop suey ass'll be a target."
Jene Koreaner sind sichtbar erfolgreicher als die Mehrheit der armen Afroamerikaner aus der Gegend und der Frust über fehlende Perspektiven muss raus wie der Erguss beim Orgasmus. Doch Cube ist zu klug für eine reine Hasstirade. Auch hier stellt er sich als Straßenreporter dar, versetzt sich in die Lage seiner Leute und erzählt. Dass ihm dies den Vorwurf des Rassismus einbrachte, nahm er dabei dankend in Kauf, rollte doch neben der Revolte auch der Rubel nach seinem Geschmack.
Für den Hochhausparkplatz in der Hood spielte das alles natürlich keine Rolle. Ice Cube war so widersprüchlich wie unser Leben selbst und machte uns cooler, stärker und ein wenig klüger. So endet das Album auch, wie es begann. Ice Cube disst mit dem kompromisslosen "No Vaseline" seine Ex-Gefährten with an Attidude und blieb zumindest für einen Sommer "the wrong nigga to fuck wit". Genau wie wir.
Erst des Doctors G-Funk rückte unser Leben 1993 in ein anderes, sonnigeres Licht und wir mussten uns eingestehen: Wir waren nie Doughboy, wir waren immer schon Cuba "Tre" Gooding Junior. In Wirklichkeit ging es uns nur ums Flachdachschneiden, Freundschaft und Frauen. Uns, den Boys from the wood.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 20 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:01:00
- Künstler: Ice Cube
- Komponist: Various Composers
- Label: Priority Records
- Genre: Hip-Hop/Rap
© 1991 Priority Records LLC ℗ 1991 Priority Records LLC
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