Complete Mountain Almanac

Albumbeschreibung

Das neue Album von Complete Mountain Almanac kam auf Umwegen zustande. Es ist ein Projekt von Bryce und Aaron Dessner von The National und ihrer Schwester Jessica - einer Dichterin und bildenden Künstlerin, die bereits Albencover für die Band ihrer Brüder (Trouble Will Find Me) sowie für Sufjan Stevens und weitere Künstler:innen  gemalt hat - und der Norwegerin Rebekka Karijord, die den Gesang beisteuert. Es begann damit, dass Karijord ihre Freundin Jessica bat, "poetische und lyrische" Elemente für ein Album zum Thema Klimaveränderungen beizusteuern, wobei 12 Suiten ein Jahr darstellen sollten. Kurz darauf wurde bei Jessica Brustkrebs diagnostiziert. Sie war gerade mit ihrer Familie von Amerika nach Italien gezogen und schrieb über das Trauma, mit einer solchen Diagnose in einem Land konfrontiert zu werden, das sie kaum kannte. Sie begann, Gedichte darüber zu schreiben, die sich mit den Umweltthemen deckten, genau das, wonach Karijord suchte: wie das Schöne und Organische trügerisch zerbrechlich ist oder wie der Körper einen ohne eigenes Verschulden betrügen kann. Aaron und Bryce wirken beide auf dem Album als Co-Produzenten, wobei Bryce die Streicherarrangements realisierte, die vom schwedischen Malmö Symphony Orchestra eingespielt wurden. Das Ergebnis ist nicht nur atmosphärisch, sondern elementar und spielt ebenso mit traditionellem Folk wie mit kammermusikalischen und barocken Stilen. In February geht es um die Angst und die Abrechnung mit der Zukunft: In der Nähe des Jägerwaldes wird jemand meinen Körper zerlegen, um mich zu retten, drei kleine Flaschen, singt Karijord. March ist besonders zart. Einige Teile des Liedes klingen fast so, als wären sie unter Wasser aufgenommen worden. Als ob sie aus einer anderen Welt wie durch einen Schleier zu hören wären. Karijords kristallklare Stimme und Jessicas mütterliche Worte machen das Thema jedoch deutlich: Danke, schöne Brüste, für all das Leben, das ich durch euch gefunden/ durch euch gegeben habe ... Ich liebe euch/ Ihr werdet geliebt. Die Kompositionen setzen die Instrumente wie Schauspieler in Szene, etwa wenn die Gitarre Karijord in May wie eine Strömung von unten in die Höhe trägt, während sie ihre Wertschätzung für diese Unterstützung zum Ausdruck bringt (Her hands open/ Her mouth open/ Her body open). Oder bei June, wo klagende Streicher und Klavier die schweren Gefühle der Worte The clouds go away/ But the moon has to stay in the dark (Die Wolken verschwinden/Aber der Mond muss in der Dunkelheit verweilen) ausspielen. September ist schwermütig, spirituell und schön, mit einem langsamen Chor, der hymnische "Ohs" singt, bis der Klang der Stimmen zu einem einzigen Instrument verschmilzt. August liegt mit seiner sanft gezupften Gitarre The National besonders nahe. Es klingt fast spielerisch - die Hörner wehen sanft zum Text "the wind on my body" - auch wenn Karijord die bröckelnde Zerstörung der Erde beklagt und einige stratosphärische Töne anschlägt. December - so dramatisch wie spanischer Flamenco - endet mit einer Art Abrechnung und Entschlossenheit: Der Körper verrät sich selbst/ Der Körper heilt sich selbst. © Shelly Ridenour/Qobuz