Brahms : Viola Sonatas, Op. 120 - Zwei Gesänge, Op. 91

Albumbeschreibung

Zum Glück hat Johannes Brahms seine um 1890 gegenüber Clara Schumann geäußerte Absicht, mit dem Komponieren aufzuhören, nicht in die Tat umgesetzt. Sonst hätten die Bratschisten und Klarinettisten nicht die beiden wundervollen Sonaten op. 120, die zum festen Repertoirebestand für beide Instrumente zählen. Nun hat sie auch Antoine Tamestit mit seinem Klavierpartner Cédric Tiberghien eingespielt.
Treffend erfassen die Interpreten die besondere Aura dieser Musik, den kantablen, schwelgerischen Ton und den mitschwingenden melancholischen Charakter dieses späten Brahms, der erfüllt ist von Nachdenklichkeit und lebensreifem Ernst. In den Liedbearbeitungen wirkt die der menschlichen Stimme besonders nah kommende Ausdruckscharakteristik der Viola absolut überzeugend. Deutlich wird diese Kongruenz auch in den Gesängen op. 91 mit dem Bariton Matthias Goerne. Nicht zuletzt spielt der Klang der Instrumente in dieser Aufnahme eine ausdruckstragende Rolle, begründet durch die Wahl und Qualität der Instrumente.
Tamestit genießt das Privileg, auf einer der wenigen Stradivari-Bratschen spielen zu dürfen. Sie hat ein immenses tonliches Potenzial. In den Händen eines Meisters, und das ist Tamestit mit seiner immer wandlungsfähigen Tonbildung gewiss, blüht das Instrument von 1672 auf und verströmt einen komplexen, vielschichtigen Klang von milder Strahlkraft. Cédric Tiberghien spielt auf einem Bösendorfer-Flügel von 1899 mit einem sehr spezifischen Farbspektrum, mit milden, glockigen Höhen und etwas verhangenen, tiefen Registern, alles in allem einem Klang, der weit entfernt ist von der knalligen Brillanz eines modernen Steinway.

© Hornig, Norbert / www.fonoforum.de