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Der King macht Swing! Auch wenn Rocko Schamoni seinen hochwohlgeborenen Namenszusatz mittlerweile weglässt. "Die Vergessenen" bietet wahrlich königliche Unterhaltung, meilenweit entfernt von kernlosem Landjunker-Swing der Marken Cicero, Gwildis oder Barbara Schöneberger. Mit toller Band und extrem originellen Songs gelingt ihm die mit Abstand interessanteste deutsche Genreplatte seit dem grandiosen Erstling des Tim Isfort Orchesters (1997).
Der Ex-Dorfpunk beherrscht eine Tugend, die einheimische Kollegen der Mainstreamszene selten vorweisen können. Großes Entertainment für Bauch und Kopf. Die Lyrics erstarren nämlich nicht in vorhersehbarer Langeweile. Hervorragende Texte ergänzen die gebotenen Klänge dermaßen charmant und originell - man möchte Schamoni dafür einfach umarmen.
Seine Mannschaft ist erlesen: Bandleader Sebastian Hoffmann und das extra für dieses Projekt gegründete Orchester Mirage agieren so harmonisch miteinander, als spiele man bereits seit Duke Ellington und den Tagen der Prohibition zusammen. Gemeinsam erschaffen sie ein hochgradig sinnliches Klangerlebnis jenseits öden Haustechniker-Swings. Jeder Song quillt förmlich über vor Seele und Gefühl - von ausgelassen bis melancholisch. Gern hätte man Rebekka Bakkens Betulichkeitsorchester ("Little Drop Of Poison") diese Platte als Nachhilfeunterricht geschickt, bevor sie Tom Waits tötete.
Rocko und Co. machen das Gegenteil. Sie schnappen sich einen Haufen vergessener Perlen von stilistisch höchst unterschiedlichen Künstlern und erwecken die Songs zu neuem Leben: Von Morricone bis Manfred Krug, von Ton Steine Scherben bis Postpunk à la FSK.
Doch die bloße Umdeutung bereits existenter Lieder reicht dem Nordlicht aus Lütjenburg nicht. Schon früher bewies er mit Songs wie "Nackt In Las Vegas" im kleineren Rahmen das Händchen für die ganz große Geste. So schmuggelt er kurzerhand zwei Eigenkompositionen auf die Scheibe. Sein "Angela" ist sogar innerhalb dieser Hochkaliber ein echter Hinhörer.
Unfassbar gut, wie Schamoni hier die deutsche Kanzlerin unbarmherzig in mitleiderregendes Licht rückt. Ein Licht, in dessen näherer Betrachtung nur noch Blutleere, Zombietum und die greifbare Tragik entschwundener Weiblichkeit ein Gegengewicht zum Darth Vader'schen Pesthauch der Macht bilden: "Dein Körper ist zu Marmor geworden / Dein Busen ist ein Friedhof für Orden / Angela, was hat die Macht aus dir gemacht?" Alles mit Wah-Wah und Groove serviert. Dieses eine Lied ist in seiner resignativen Zärtlichkeit um Welten brutaler und demaskierender als die ganzen bemüht daherschwitzenden Polit-Kamellen wie etwa jene des Schinkengottes of Liedermaching, Konstantin Wecker.
Die ohnehin schon große Nummer "Michelangelo Antonioni" von Caetano Veloso bekommt einen mondlichternen Mantel, der zu gleichen Teilen aus Chanson und Ambient besteht. Da würden auch die Kollegen von Bohren & Der Club Of Gore anerkennend mit dem Kopf nicken. Morricones "La Moglie Piu Bella" funktioniert als Intro ebenso perfekt.
Das herrlich größenwahnsinnige "Die Geheime Weltregierung" (GUZ) kommt als spaßig ironisierter Comicstrip-Swing aus den Boxen. "Die Welt aus den Klauen des Bösen zu befreien, ist ganz klar ein Fall für Leute wie uns / Wenn wir tot sind, werden unsere Pyramiden nebeneinander stehen." Bei "Das Zelt" (Jeans Team) hingegen gibt es Glockenspiel, Streicher und tolle Bläser zur zackigen Aussteigermelodie. Alles dramaturgisch extrem ausgefeilt und mit tollem Spannungsbogen garniert.
Sogar Rio Reisers Ton Steine Scherben-Track "Morgenlicht" erobern Schamoni und Mirage ganz für sich. Links gibt es die Mariachi-Trompete, während von rechts die schroffe Gitarre zum Duell erscheint. Im Verlauf des Stücks mischt sich alles ebenbürtig ineinander. Besser kann man den Song kaum interpretieren.
Rocko Schamoni bietet mit "Die Vergessenen" großartige deutschsprachige Texte auf musikalisch originellem, internationalem Niveau. Die Platte ist ein heißer Kandidat für die beste einheimische Produktion des Jahres. Unglaublich, wie geil deutsche Musik sein kann, wenn mal die richtigen Leute mit richtigen Ideen dran sitzen.
© Laut
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Ennio Morricone, Composer - Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - AME Musikverlag Edward Kassner GmbH, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - Universal Music Publ., MusicPublisher - Jens Kraft, Composer
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - Gold Musikverlag, MusicPublisher - Olifr Maurmann, Composer
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, Composer, MainArtist - Mirage, MainArtist - Tod's & Fred's Musikverlag, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Copyright Control, MusicPublisher - Mirage, MainArtist - Tilman Rossmy, Composer
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Copyright Control, MusicPublisher - Mirage, MainArtist - Michaela Melián, Composer - Thomas Meinecke, Lyricist - Justin Hoffmann, Composer - Wilfried Petzi, Lyricist
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
CAetano Veloso, Composer - Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - Carthage Music, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Ralph Steitz, Composer - Mirage, MainArtist - Rainer von der Marwitz, Lyricist - Volksmund, David Verlag und Produktion Ralph Steitz KG, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Manfred Krug, Lyricist - Rocko Schamoni, MainArtist - Ingfried Hoffmann, Composer - Mirage, MainArtist - Funkturm, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - Christiane Rösinger, Composer - BMG Rights Management, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, Composer, MainArtist - Mirage, MainArtist - Tod's & Fred's Musikverlag, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Rocko Schamoni, MainArtist - Franz Schütte, Lyricist - Henning Watkinson, Lyricist - Mirage, MainArtist - Jörn Reimo Herfort, Lyricist - Flirt 99 Musikverlag / Warner Chappell Music GmbH, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
John Barry, Composer - Rocko Schamoni, MainArtist - Mirage, MainArtist - EMI Partnership Musikverlag, MusicPublisher
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
Albumbeschreibung
Der King macht Swing! Auch wenn Rocko Schamoni seinen hochwohlgeborenen Namenszusatz mittlerweile weglässt. "Die Vergessenen" bietet wahrlich königliche Unterhaltung, meilenweit entfernt von kernlosem Landjunker-Swing der Marken Cicero, Gwildis oder Barbara Schöneberger. Mit toller Band und extrem originellen Songs gelingt ihm die mit Abstand interessanteste deutsche Genreplatte seit dem grandiosen Erstling des Tim Isfort Orchesters (1997).
Der Ex-Dorfpunk beherrscht eine Tugend, die einheimische Kollegen der Mainstreamszene selten vorweisen können. Großes Entertainment für Bauch und Kopf. Die Lyrics erstarren nämlich nicht in vorhersehbarer Langeweile. Hervorragende Texte ergänzen die gebotenen Klänge dermaßen charmant und originell - man möchte Schamoni dafür einfach umarmen.
Seine Mannschaft ist erlesen: Bandleader Sebastian Hoffmann und das extra für dieses Projekt gegründete Orchester Mirage agieren so harmonisch miteinander, als spiele man bereits seit Duke Ellington und den Tagen der Prohibition zusammen. Gemeinsam erschaffen sie ein hochgradig sinnliches Klangerlebnis jenseits öden Haustechniker-Swings. Jeder Song quillt förmlich über vor Seele und Gefühl - von ausgelassen bis melancholisch. Gern hätte man Rebekka Bakkens Betulichkeitsorchester ("Little Drop Of Poison") diese Platte als Nachhilfeunterricht geschickt, bevor sie Tom Waits tötete.
Rocko und Co. machen das Gegenteil. Sie schnappen sich einen Haufen vergessener Perlen von stilistisch höchst unterschiedlichen Künstlern und erwecken die Songs zu neuem Leben: Von Morricone bis Manfred Krug, von Ton Steine Scherben bis Postpunk à la FSK.
Doch die bloße Umdeutung bereits existenter Lieder reicht dem Nordlicht aus Lütjenburg nicht. Schon früher bewies er mit Songs wie "Nackt In Las Vegas" im kleineren Rahmen das Händchen für die ganz große Geste. So schmuggelt er kurzerhand zwei Eigenkompositionen auf die Scheibe. Sein "Angela" ist sogar innerhalb dieser Hochkaliber ein echter Hinhörer.
Unfassbar gut, wie Schamoni hier die deutsche Kanzlerin unbarmherzig in mitleiderregendes Licht rückt. Ein Licht, in dessen näherer Betrachtung nur noch Blutleere, Zombietum und die greifbare Tragik entschwundener Weiblichkeit ein Gegengewicht zum Darth Vader'schen Pesthauch der Macht bilden: "Dein Körper ist zu Marmor geworden / Dein Busen ist ein Friedhof für Orden / Angela, was hat die Macht aus dir gemacht?" Alles mit Wah-Wah und Groove serviert. Dieses eine Lied ist in seiner resignativen Zärtlichkeit um Welten brutaler und demaskierender als die ganzen bemüht daherschwitzenden Polit-Kamellen wie etwa jene des Schinkengottes of Liedermaching, Konstantin Wecker.
Die ohnehin schon große Nummer "Michelangelo Antonioni" von Caetano Veloso bekommt einen mondlichternen Mantel, der zu gleichen Teilen aus Chanson und Ambient besteht. Da würden auch die Kollegen von Bohren & Der Club Of Gore anerkennend mit dem Kopf nicken. Morricones "La Moglie Piu Bella" funktioniert als Intro ebenso perfekt.
Das herrlich größenwahnsinnige "Die Geheime Weltregierung" (GUZ) kommt als spaßig ironisierter Comicstrip-Swing aus den Boxen. "Die Welt aus den Klauen des Bösen zu befreien, ist ganz klar ein Fall für Leute wie uns / Wenn wir tot sind, werden unsere Pyramiden nebeneinander stehen." Bei "Das Zelt" (Jeans Team) hingegen gibt es Glockenspiel, Streicher und tolle Bläser zur zackigen Aussteigermelodie. Alles dramaturgisch extrem ausgefeilt und mit tollem Spannungsbogen garniert.
Sogar Rio Reisers Ton Steine Scherben-Track "Morgenlicht" erobern Schamoni und Mirage ganz für sich. Links gibt es die Mariachi-Trompete, während von rechts die schroffe Gitarre zum Duell erscheint. Im Verlauf des Stücks mischt sich alles ebenbürtig ineinander. Besser kann man den Song kaum interpretieren.
Rocko Schamoni bietet mit "Die Vergessenen" großartige deutschsprachige Texte auf musikalisch originellem, internationalem Niveau. Die Platte ist ein heißer Kandidat für die beste einheimische Produktion des Jahres. Unglaublich, wie geil deutsche Musik sein kann, wenn mal die richtigen Leute mit richtigen Ideen dran sitzen.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 13 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:51:00
- Künstler: Rocko Schamoni Mirage
- Komponist: Various Composers
- Label: Staatsakt Rec. GmbH
- Genre: Pop/Rock Pop
2016 Staatsakt Rec. GmbH 2016 Staatsakt Rec. GmbH
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