Julianna Barwick
Eine Jugend im Kirchenchor hinterlässt meistens deutliche Spuren. So auch im Schaffen dieser in Brooklyn lebenden Künstlerin: 20 Jahre Kirchenchor haben Julianna Barwicks experimentellen Ätherpop eindeutig geprägt.
In ihrer Musik loopt Barwick ihre eigene Stimme, schichtet Gesangsspuren, die sie mit dezenten bis ambienten Synthieflächen unterlegt, so lange auf, bis ein wahrhaft sakraler Soundteppich entsteht.
Die in Louisiana geborene und in Missouri aufgewachsene Musikerin macht aus ihrer ländlichen Vergangenheit keinen Hehl: "Mein ganzes Leben habe ich gesungen." Ausgehend von einzelnen Zeilen oder einem Refrain, verarbeitet sie ihre elysischen Vocals mithilfe von Looppedal und gelegentlichen Helfern wie dem Piano zu turmhohem Ambient-Folk. Damit reiht sich ein in der Nähe von KünstlerInnen wie Liz Harris' Drone-Projekt Grouper oder Julia Holters Avantgardepop.
Erstmals tritt sie mit der Songkollektion "Sanguine" 2006 in Erscheinung. Noch ohne Label und Vertrieb, sorgt Julianna Barwick mit einer Sammlung anderthalbminütiger improvisierter Loopfragmente für erstes Aufhorchen. Anfang 2011 erscheint ihr reguläres Indie-Debüt "The Magic Place" beim auf Elektroakustik spezialisierten Label Asthmatic Kitty Records.
Die Kritik zeigt sich von Barwicks innovativem Songwriting-Ansatz begeistert, das Album erobert einen Top-100-Platz in diversen Alben-des-Jahres-Listen. Erstmals arbeitet die überzeugte Schlafzimmer-Produzentin hier in einem professionellem Studioumfeld und integriert das Klavier als weitere Klangfarbe.
"Ich mag es, immer mehr hinzuzufügen", sagt die New Yorkerin dann auch 2013. Da präsentiert sie der Öffentlichkeit den Langspieler "Nepenthe", für den sie das Private noch weiter verlässt. Nach Auftritten auf dem hippen Pitchfork Music Festival sowie im heimatlichen Guggenheim-Museum entsteht ihr drittes Album in Island.
In Sigur Rós' legendärem Sundlaugin-Studio in Reykjavik opfert Barwick zusammen mit Bandmusiker und -produzent Alex Somers die eigene Comfort Zone. "Meine ersten Alben sind zu 100 Prozent ich. Die Arbeit an 'Nepenthe' war das komplette Gegenteil."
Aus der abgegeben Verantwortung resultiert eine spürbar an lokale Sphärenmusik angelehnte Platte. Ein isländischer Chor, ein Streichquartett sowie erhabene Múm-Gitarren erweitern das flächige Wehen um viele subtile Nuancen.
"Nach meinem Island-Aufenthalt bin ich viel offener für Neues", sagt Barwick. Was nicht heißt, dass ihr nächstes Album nicht doch wieder zurückgezogen im Schlafzimmer entstehen könnte.
© Laut
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Diskografie
17 Album, -en • Geordnet nach Bestseller
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