Sparklehorse
Irgendwann wurde das Jahr 1996 gemein zu Mark Linkous. Dabei sieht es zunächst so gut aus. Der in Virginia an der amerikanischen Ostküste beheimatete Farmer Linkous hat seit einem Jahr die Combo Sparklehorse am Laufen. Buchstäblich zwischen Pferden, Kühen und Schildkröten bastelt der Tom Waits-Fan mit einigen Freunden (von der Band Cracker) an experimentellem Lofi-Psychedelic-Folk.
Als die Jungs durch ein A&R-Girl an einen Plattenvertrag mit Capitol gelangen, werden sie samt ihrer unaussprechlichen Debüt-Scheibe nach Europa geschickt. ("Vivadixiesubmarinetransmissionplot" schreibt man übrigens in einem Wort, was aber leider unser Layout zerrissen hätte!)
In London geschieht dann das Malheur: Der zu Depressionen neigende Mark nimmt einen heftigen Valium-Punch zu sich und bricht zusammen. 14 Stunden liegt er bewusstlos auf seinem Hotelzimmerboden, seine Beine unter dem Körper verschränkt, für kurze Zeit ist er gar klinisch tot. Die mangelnde Blutzirkulation hätte ihm beinahe beide Beine gekostet. Einige Monate muss er daraufhin im Rollstuhl und in Krankenhäusern verbringen. Umso bitterer wiegt da die Tatsache, dass Radiohead seine Band gerade als Support-Band engagieren wollten.
Bis dahin hat Linkous bereits in den Bands "Dancing Hoods" (zwei Indie-Alben), "Johnson Family" und "Salt Chunk Mary" gespielt und verdingt sich Mitte der 90er u.a. als Schornsteinfeger. Doch erst sein Projekt Sparklehorse mit dem Anliegen, Tom Waits' Album "Swordfishtrombone" in einen Pop-Kontext zu rücken, stößt auf Interesse.
Mit den '96er-Singles "Hammering The Cramps", "Rainmaker" und "Someday I Will Treat You Good" sowie der EP "Chords I've Known" erspielen sich die rauhen Melancholiker ihre treue Fangemeinde. Doch erst mit dem Album "Good Morning Spider" und seinen zwischen leise flüsternd und befremdlich rockend pendelnden Songskizzen werden sie auch in Europa Thema. EMI nimmt die Jungs hierzulande in den Katalog und schickt Sparklehorse mit Garbage, Mazzy Star und den Tindersticks auf Tour. Gerade zu den traurigen Melodien der Letztgenannten finden sich auch bei Sparklehorse Parallelen.
Im Jahr 2000 erfüllt sich Linkous einen Kindheitstraum: Er nimmt mit seinem Idol Tom Waits einen Song für das anstehende Sparklehorse-Album auf. Außerdem outen sich Nina Persson von den Cardigans und PJ Harvey als Fans und sind ebenfalls auf "It's A Wonderful Life" stimmlich vertreten. Es scheint wieder rosiger für Mark Linkous zuzugehen.
2006 erscheint das vierte Sparklehorse-Album "Dreamt For Light Years In The Belly Of A Mountain". Die Kritiker sind zwar weitestgehend positiv gestimmt, thematisieren aber den B-Seitencharakter. Jugendidol Tom Waits unterstüzt ihn ein weiteres Mal, ebenso wie Brian Burton aka Danger Mouse. Mit ihm entsteht 2009 auch das Multimediaprojekt "Dark Night Of The Soul", bei dem auch Kultregisseur David Lynch im Boot sitzt. Er fertigt vorab Plakate an, die an Musicals erinnern.
Das Album soll gemeinsam mit einem Buch erscheinen, das Lynch ebenfalls gestaltet hat. Wegen Streitigkeiten mit dem Label EMI erscheint im Mai 2009 allerdings nur eine leere CD-R und das Buch samt Fotos. Auf dem Album sind außerdem James Mercer (The Shins), Frank Black (Pixies) und Julian Casablancas (The Strokes)zu hören.
Dann der ultimative Schock für die Fangemeinde: Am 6. März 2010 nimmt sich Mark Linkous das Leben. Er schießt sich außerhalb der Hütte eines Freundes in Knoxville, Tennessee ins Herz.
© Laut
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