Madball
2003 tritt ein singender Klempner ins Rampenlicht des glitzernden Showgeschäfts, mit dem kaum einer gerechnet hat. Die Spezies der musizierenden Handwerker ist jedoch schon länger aktiv, wovon nicht zuletzt die Hartkerner von Madball und deren Frontmann Freddy Cricien ein Liedchen trällern können.
Die musikalische Karriere der New Yorker beginnt in der Tat etwas ungewöhnlich. Der Legende nach steht der siebenjährige Knirps Freddy in den Achtziger an der Seite der Bühne des legendären CBGB's-Club, als sein größerer Bruder Roger Miret - seines Zeichens Agnostic Front-Sänger - dort auftritt. Brav neben dem Drumset stehend, schaut er Roger bei der Performance zu, und plötzlich ruft dieser ihn an den Bühnenrand und drückt ihm das Mikro in die Hand.
Dass sich aus diesem spontanen Einfall mehr ergibt, sollte klar sein, die Verwandtschaft mit einer lebenden Hardcore-Legende bringt eben Verpflichtungen mit sich. Und so hebt Freddy folgerichtig seine eigene Combo Madball aus der Taufe.
1988 steigen die ersten Shows der Band mit Freddy als Leader und Agnostic Front als Backingband: Roger am Bass, Vinnie Stigma, Matt Henderson an den sechs Saiten und Will Shepler hinter der Schießbude. In dieser All Star-Besetzung spielen sie 1989 die erste EP "Ball Of Destruction" ein, gehen damit auf Tour und beackern das regionale New Yorker Umfeld. 1992 folgt mit "Droppin' Many Suckers" eine weitere EP, die sie mit Neuzugang Matt Henderson an der zweiten Gitarre einspielen.
Roger überlässt dem kleinen Bruder die Band und nimmt, genau wie Drummer Will, seinen Hut. Mit den beiden Neuen, Hoya Roc (Bass) und Ex-Possessed-Drummer Walter Ryan, unterschreiben Madball einen Plattenvertrag über drei Alben bei Roadrunner Records. So steht der Scheibe "Set It Off" nichts mehr im Wege, und das Teil findet noch im selben Jahr den Weg in die Plattenläden.
Nachdem sie '93 schon mit Agnostic Front für ein paar Abstecher in Europa unterwegs waren, zieht es sie nach dem Release erneut über den großen Teich, wo sie als Höhepunkt auf dem Dynamo-Festival vor 120.000 Menschen aufspielen. In jenem Jahr führt sie die Tour noch durch Japan, Südamerika und Australien. Dabei spielen Madball unter anderem mit Black Sabbath und Slayer.
Die Jungs haben bald einen exzellenten Ruf als Live-Band und sammeln eine erkleckliche Fanschar um sich. Von ihrer Schiene des gnadenlos knallenden Bretts weichen sie auch auf "Demonstrating My Style" nichtab und spielen wenig später fast in einer Liga mit Größen wie Biohazard. Mit ihnen teilen sie die 'Dicke Hose'-Mentalität und schreien den Hörern immer wieder gerne ins Gesicht, was im Hardcore Sache ist und was auf der Straße abgeht. Vor den Aufnahmen verlässt Vinnie Stigma die Band. Auch Walter Ryan gibt an den ehemaligen Mind Over Matter-Schlagzeuger John Lafatta ab.
Nach den drei vertraglich vereinbarten Platten für Roadrunner unterschreiben Madball bei Epitaph, um dort ein wenig frischen Hardcore-Wind ins Punk-Stübchen zu blasen. Mit "Hold It Down" geben sie dort ihr Debüt und zeigen sich etwas gewandelt. Madball propagieren nicht mehr nur den reinen Hardcore, sondern schrauben den Hochgeschwindigkeits-Anteil ihrer Songs etwas herunter, ohne jedoch ins Schlafwagentempo zu verfallen.
Zum Entsetzen ihrer Fans lösen sich Madball kurz nach dem Release auf. Für den März 2003 künden sie jedoch ihre Rückkehr auf die harten Bretter an und touren ausgiebig. Bereits im Oktober stehen sie wieder im Studio und spielen die Anfang 2004 erscheinde EP "N.Y.H.C." ein. Neben Freddy und Hoya sind inzwischen die beiden Rag Men/Skarhead-Kollegen Mitts (Gitarre) und Drummer Rigg Ross (Ex-Hatebreed) offiziell bei Madball eingestiegen.
Im Anschluss an die Veröffentlichung klinken sich Madball in die 'Sounds Of The Underground'-Tour mit Opeth, Poison The Well, DevilDriver, Strapping Young Lad, Throwdown und unzähligen anderen Bands ein, um die USA erneut unsicher zu machen.
Auch Europa bekommt die Band zu Gesicht, die dem alten Kontinent beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit widmet wie Nordamerika. Auch wenn sich das Besetzungskarussel die Jahre über immer wieder gedreht hat, so bleiben sich Madball musikalisch doch treu.
© Laut
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