The Chieftains
Ein wahrhaft umtriebiger Kerl dieser Paddy Moloney. Die New York Times bezeichnet ihn als einen "Musiker von rastloser Neugier". Schaut man sich die Liste an Pop- und Rock-Größen an, mit denen er und seine Chieftains schon zusammen gearbeitet haben, kann man diese Wertung nur unterstreichen.
Denn Paddy und seine "Jungs" beschränken sich nicht auf Irish-Folk wie es die Dubliners tun, sondern arbeiten mit Van Morrison, Sting, den Rolling Stones, Bon Iver, Imelda May, Ry Cooder oder The Decemberists zusammen um ihr Genre immer wieder mit anderen Stilrichtungen zu kombinieren: Rock'n'Roll, Indie, Rock, Pop oder Country. Alles ist recht, was noch nicht da war.
Zu Beginn ihrer Karriere hört man allerdings nur Irish Folk von der Truppe. Der Uillean Pipes (zwischen Dudelsack und Flöte)-Spieler Paddy Moloney gründet 1961 mit Martin Fay (Fiddle und Bones), Seán Potts (Tin Whistle), Michael Tubridy (Flöte) und David Fallon (Bodhrán) die Chieftains und bringt gleich ein Jahr später das erste selbst-betitelte Album heraus. Die Platte ist komplett ohne Gesang, was zu der Zeit noch eine Rarität darstellt.
Bis 1973 erscheinen drei weitere Alben: "The Chieftains 2-4". Nebenbei wird an der Besetzung einiges geändert. Es kommt ein Harfen-Spieler und ein zweiter Geiger hinzu, der Mann an der Bodhrán wird ausgewechselt. Nach "The Chieftains 5" wird Kevin Conneff an die Bodhrán gesetzt. Der kann auch singen, und so hört man auf dem sechsten Album "Bonaparte's Retreat" das erstmals Gesang. Die nächsten Alben sind wieder nach dem Zahlen-System betitelt. Eine kleine Ausnahme: Die neunte Platte heißt "Boil The Breakfast Early". "The Chieftains 10" erscheint 1981.
In der Zwischenzeit sind die Chieftains regelrechte Superstars in Irland und Großbritannien geworden. Ihre Alben werden für den Grammy nominiert und sie spielen vor Millionen-Publikum. 1983 führt sie eine Tournee sogar nach China, wo sie mit einheimischen Musiker auftreten. Diese Kooperationen stellen den Beginn ihrer Partnerschaft mit den unterschiedlichsten Künstlern dar. 1986 erscheint zum Beispiel ein Album mit Van Morrison unter dem Titel "Irish Heartbeat". Außerdem beginnen die Chieftains mit Tänzern zu arbeiten und verhelfen so Mr. Riverdance Michael Flatley zu ersten Ruhm.
In den 90ern hagelt es Grammy-Nominierungen und -Auszeichnungen. Die Alben "The Bells Of Dublin" und "The Long Black Veil" erreichen Gold-Status. "Santiago" von 1996 verbindet irische mit galizischer Volksmusik. Anfang der 00er-Jahre werden sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, aber Schluss ist noch lange nicht, auch als sich Martin Fey 2001 immer mehr aus der Band zurückzieht. Im Laufe ihrer Karriere haben Paddy und seine Kollegen auch immer wieder Songs zu Film-Soundtracks geliefert. Unter anderem für "Rob Roy" oder "Gangs Of New York".
Nach 40 Jahren haben die Chieftains mal wieder Lust auf etwas Neues. Sie reisen nach Nashville und bringen ein äußerst Country-lastiges Album heraus: "Down The Old Plank Road". Kurz nach den Aufnahmen stirbt Derek Bell, der Mann an der Harfe. Es geht trotzdem weiter. Zu ihrem 50. Geburtstag bringen sie 2012 "Voices Of Ages" heraus, auf dem sie mit verschiedensten Künstlern aus dem Indie-, Folk-, Country- und Pop-Bereich zusammenarbeiten.
Die Decemberists, die auch auf dieser Platte zu hören sind, schwärmen in den höchsten Tönen von den Chieftains. Sie seien "eine der größten und einflussreichsten Folk-Bands überhaupt. Die Chieftains haben fast alleine in den letzten 50 Jahren die irische Musik definiert."
In den Folgejahren absolvieren The Chieftains noch ausgedehnte Tourneen auf verschiedenen Kontinenten. Erst die Corona-Pandemie stoppt die Iren: am 11. März 2020 geben sie in Philadelphia ihr letztes Konzert. Am 12. Oktober 2021 stirbt Paddy Moloney im Alter von 83 Jahren und damit endet wohl auch die Geschichte der Band, die Moloney stets als ihren "founder and leader" bezeichnet hat.
© Laut
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