Terry Callier
"Seine Live-Auftritte werden vielen als lebensverändernd in Erinnerung bleiben", schreibt das Label Mr. Bongo am 29. Oktober 2012. Ein Tag zuvor war Terry Callier in einem Krankenhaus in Chicago im Kreise seiner Familie gestorben. Der Folk verlor an diesem Sonntag einen seiner Besten, dem die Gunst eines breiten Publikums viel zu spät zuteil wurde.
Seine Debüt nimmt Terrence O. Callier in den 1960ern auf, Anfang der 1970er erscheinen innerhalb kürzester Zeit drei Alben bei Cadet Records. Sie bringen ihm begeisterte Kritiken und eine treue Fangemeinde, allerdings keinen finanziellen Erfolg. Im Gegensatz zu seinen Kindheitsfreunden Curtis Mayfield und Jerry Butler, die zu Soul-Größen wachsen, passt Callier mit seinem jazzigen Timbre und seiner bis dato ungewöhnlichen Mischung aus Soul und Folk nicht so recht in den herrschenden Zeitgeist.
Nach sechs Langspielern ist 1979 zunächst Schluss mit der Musikerkarriere. Callier, der seine ersten Schritte als Teenie in Doo Wop- und Blues-Bands machte, erhält das Sorgerecht für seine Tochter. Um für sie sorgen zu können, nimmt er einen Job als Programmierer an der University of Chicago an. Seine Musik, die er in den Jahren zuvor in unzähligen Konzerten in den Kaffeehäusern und Jazzclubs von Chicago zum Besten gab, steht für gut zehn Jahre hinten an.
Womöglich wäre vieles anders gekommen, hätte ihn seine Mutter als 17-Jährigen mit Muddy Waters und Etta James auf Tournee fahren lassen. Doch sie bestand auf dem College-Besuch des Sohnemanns, um ihm einen sicheren Weg aus dem sozialen Wohnungsbau zu ebnen. Callier wird später stattdessen mit George Benson und Gil Scott-Heron auf Tour gehen.
Erst 1991 nimmt seine Karriere als Künstler wieder an Fahrt auf. In England entsteht eine neue Art Elektro, der nicht auf harte Bässe und zischende Synthies setzt. Callier ist mit seiner warmen, bewegenden Stimme der ideale Sänger für diese Art Musik. Später wird er mit Beth Orton und Massive Attack zusammenarbeiten. Callier kann erstmals problemlos von seiner Musik leben. Zum Glück, denn seine Stelle an der Universität verliert er infolge seines wachsenden Erfolgs.
Es folgen vier Live-Mitschnitte, eine Remix-Platte sowie weitere fünf Studio-Alben. "Hidden Conversations" setzt 2009 den Schlusspunkt. Drei Jahre später stirbt Terry Callier. Er wird 67 Jahre alt.
© Laut
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