Weinberger: Orchestral Works

Albumbeschreibung

Gleich zu Beginn der Ouvertüre wird der Ton vorgegeben und der Rahmen abgesteckt: Eine ausgefeilte Schreibweise verwebt Themen mit freudigen folkloristischen Wendungen zu einem kunstreichen Kontrapunkt – und alles in einer sehr originellen Instrumentierung. In wenigen Takten beweist uns Jaromír Weinberger sein meisterhaftes Können als Komponist. Ein Talent, das auch in der Folge nicht geleugnet wird, im Gegenteil! Falls Sie ihn noch nicht kennen, müssen Sie alles stehen und liegen lassen und die Musik dieses Komponisten anhören, der seine Ausbildung früh begann (Klavier im Alter von 5 Jahren, Komposition und Dirigieren mit 10 Jahren, Eintritt in das Prager Konservatorium mit 14 Jahren) und in Leipzig bei Max Reger fortsetzte. Seine 1927 uraufgeführte Oper Švanda Dudák (Schwanda, der Dudelsackpfeifer) wurde ein internationaler Erfolg. Das etwas schrille Werk frohlockt mit brillant instrumentierten, eingängigen volkstümlichen Themen. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz hat sich für eine Aufnahme der Orchestersuite entschieden und das Ergebnis ist sehr schön (dem Label CPO, das 2018 auch die Oper Wallenstein veröffentlicht hat, sei gedankt). Wir werden hier an Strawinskis Petrouchka und Kossuth von Bartók (insbesondere in Bezug auf den meisterlichen Kontrapunkt) erinnert. Die Böhmischen Lieder beschwören eher die deutschen Klänge des Violinkonzerts von Brahms herauf, während sie die expressive Palette der Violine voll ausschöpfen (melancholische Rhapsodie und kadenzartige Doppelgriffe), vor allem in der vorliegenden orchestrierten Version. Diese Stücke erhellen die strahlenden Klangfarben der Staatsphilharmonie in den Streichergruppen und ihre Präzision bei der subtilen Abwechslung von Intensität und Charakter. Das Album schließt mit einer malerischeren Partitur, Die geliebte Stimme, wo wir wieder einen beißenden Weinberger erleben. War nicht Max Brod, Freund und Vertrauter eines gewissen Franz Kafka, der Übersetzer seiner Opern? Wahlverwandtschaften, die viel über die korrodierende Dimension von Weinbergers Urwüchsigkeit aussagen. © Elsa Siffert/Qobuz