Nietzsche: Complete Piano Music

Albumbeschreibung

Es gibt Amateure und Amateure. Nietzsche, Philosoph, Poet, Philologe, dessen Denkweise das Verständnis der meisten Sterblichen um Längen überschreitet, versuchte sich auch als Komponist. Leider war Nietzsche als Komponist tatsächlich ein Amateur, und das nicht im positiven Sinne des Wortes. Er pickte sich mal hier, mal da, eine Idee, mal von Schumann, mal von Liszt, mal von Wagner und ließ manchmal an eine gewisse Naivität Saties erinnern (leider ungewollt; bei Satie ist diese bewusst und kunstvoll eingesetzt, bei Nietzsche ist sie das Ergebnis eines Amateurs ohne jegliche Kenntnisse). So schrieb er also eine recht beeindruckende Anzahl an Liedern, eine Hand voll Chorwerke und Stücke für Klavier, deren Gesamtwerk auf diesem Album zu finden sind. Vorsicht, es handelt sich hierbei um das Gesamtwerk der vollendeten Stücke für Klavier für zwei Hände; es existieren nämlich auch unzählige Fragmente sowie einige Werke für vier Hände, darunter der Nachklang einer Sylvesternacht, die Nietzsche wohl mit der Wagner-Familie verbracht hatte, bei der er einige Zeit gewohnt hatte. Die Wagners scheinen sich an diesem Nachklang nicht besonders beteiligt zu haben, und das ist auch besser so. Nietzsche und die Wagners laufen sich hiernach nicht mehr allzu oft über den Weg…Aber auch egal, was dennoch bemerkenswert ist, ist der manchmal ungarisch-lisztsche, manchmal heroisch-wagnerische, manchmal schumannische Ton dieser Werke. Dabei ist alles aber sehr schlecht zusammengezaubert, ein Werk kurios-tollpatschiger als das andere, vollgespickt an zweifelhaften Akkordreihungen und schwachen Harmonien, die aber im Geiste des Nicht-Komponisten eine Vision außergewöhnlicher Präzision bedeuteten und auch das kleine, präminimalistische Werk Fragment An Sich, welches bis in die Unendlichkeit „mit Melancholie“ wiederholt werden soll, gibt Grund zum Staunen. Jeroen Van Veen zeigt uns hier nur die vollendeten Werke, denn die meisten, von Nietzsche hinterlassenen Werke sind bloße Skizzen und Fragmente. Unglaublich! Dieses Album sollte dringend angehört werden! © SM/Qobuz