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Einer der vielen Trends für die Klassik-Produktionen der letzten Jahre ist es, zwischen der Bach-Händel-Zeit und dem klassisch-romantischen Kernrepertoire zunehmend auch das frühklassische Umfeld Haydns und Mozarts, also die Jahrzehnte zwischen 1750 und 1800, auszuleuchten. Auch bei weniger bekannten Namen findet sich da regelmäßig Musik von gleichermaßen hoher Fasslichkeit wie Qualität, dazu vor allem im Vokalbereich oft mit spannenden virtuosen Herausforderungen. Dem fügen sich auch diese beiden CDs mit ihrem Repertoire für Frauen- bzw. Kastratenstimmen ein, die außerdem dadurch untereinander verbunden sind, dass Antonio Salieri in Venedig und Wien der bevorzugte Schüler des eine Generation älteren Florian Leopold Gassmann war – Zusammenhänge, die auch in den hier wie dort sehr informativen Einführungstexten eine Rolle spielen.
Von der optischen Anmutung her vermag das appetitliche, in Purpur und Violett spielende Früchte-Wein-Stillleben der Salieri-Einspielung mindestens genauso zu verlocken wie Ania Vegrys streng-intensiver graublauer Blick bei Gassmann. Doch die Personalisierung trifft in diesem Falle tatsächlich den Kern der Sache, weil die Sängerin hier die unumstrittene Hauptperson ist – und das nicht nur, weil ihr auf der anderen Scheibe ein Duo und daneben auch einige rein instrumentale Stücke gegenüberstehen; sondern vor allem, weil ihr vokales Kommunizieren eine Intensität besitzt, die in den kleinen, meist für privat-gesellige Anlässe geschriebenen Salieri-Kantaten wohl gar nicht gewollt, aber jedenfalls nur ausnahmsweise erreicht wird. Dafür sind diese wiederum fast durchweg Weltersteinspielungen, erschlossen, kommentiert sowie am Pult der Heidelberger Sinfoniker kundig und wohltemperiert geführt von Timo Jouko Herrmann – während sich David Stern mit der NDR-Radiophilharmonie trotz Pauken und Trompeten in diskret-achtsamer Zurückhaltung übt und die Sopranistin umso mehr leuchten lässt.
So haben beide Editionen ihre Meriten, doch der unmittelbare Hörreiz ist bei Ania Vegry höher und bereitet beträchtliches Vergnügen. Ihre breite Klangfarben- und Ausdrucksspanne schließt, in souverän geschmeidig geführter Artikulation, sonore Fülle wie ätherische Höhen ein, vermag die „männliche“ Charakteristik der Jünglingshelden nicht weniger gut zu fassen als schmachtende weibliche Empfindsamkeit. Freilich fehlen extreme Ausbrüche; Umarmung ist angesagt, nicht Überwältigung. Eine kleine Enttäuschung erlebt womöglich, wer bei Gassmanns Buffa-Opern fröhliche Parlando-Heiterkeit erwartet, denn gerade hier erscheinen – zumindest in den präsentierten Beispielen – parodistisch überzogene Seria-Arien: eine Doppelbödigkeit, die, gut vermittelt, dann wieder ein Vergnügen eigener Art schafft.
Solche Komplexität liegt Salieris tagesbezogenen Gelegenheitsstücken relativ fern, die ihre größten Stärken (in technisch sehr guter, auch den kleinen Chor plastisch umreißender Abbildung) in manchen Passagen erwärmender Innigkeit hat – sei es zum Lobpreis eines Hochzeitspaares oder dem des Kaiserhauses. Die Solistinnen Diana Tomsche und Esther Valentin vertreten, in den Timbres gut aufeinander abgestimmt und reizvoll beim Duogesang, beide eine eher instrumentale als rhetorisch-wortgezeugte Linie: leichte Stimmführung und kantable Legati bei manchmal eingeschränkter Textverständlichkeit sowie, im Falle der Sopranistin, einigen spröden Überschärfen.
© Felber, Gerhard / www.fonoforum.de
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Achille in Sciro (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
Catone in Utica (Excerpts) (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
Achille in Sciro (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
La zingara (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
L'amore artigiano (Excerpts) (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
Come mi sprezza ancora (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
Le servi rivali (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
L'opera seria (Excerpts) (Florian Gassmann)
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
David Stern, Conductor - Ania Vegry, Artist, MainArtist - NDR Radiophilharmonie, Orchestra - Florian Gassmann, Composer
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
Albumbeschreibung
Einer der vielen Trends für die Klassik-Produktionen der letzten Jahre ist es, zwischen der Bach-Händel-Zeit und dem klassisch-romantischen Kernrepertoire zunehmend auch das frühklassische Umfeld Haydns und Mozarts, also die Jahrzehnte zwischen 1750 und 1800, auszuleuchten. Auch bei weniger bekannten Namen findet sich da regelmäßig Musik von gleichermaßen hoher Fasslichkeit wie Qualität, dazu vor allem im Vokalbereich oft mit spannenden virtuosen Herausforderungen. Dem fügen sich auch diese beiden CDs mit ihrem Repertoire für Frauen- bzw. Kastratenstimmen ein, die außerdem dadurch untereinander verbunden sind, dass Antonio Salieri in Venedig und Wien der bevorzugte Schüler des eine Generation älteren Florian Leopold Gassmann war – Zusammenhänge, die auch in den hier wie dort sehr informativen Einführungstexten eine Rolle spielen.
Von der optischen Anmutung her vermag das appetitliche, in Purpur und Violett spielende Früchte-Wein-Stillleben der Salieri-Einspielung mindestens genauso zu verlocken wie Ania Vegrys streng-intensiver graublauer Blick bei Gassmann. Doch die Personalisierung trifft in diesem Falle tatsächlich den Kern der Sache, weil die Sängerin hier die unumstrittene Hauptperson ist – und das nicht nur, weil ihr auf der anderen Scheibe ein Duo und daneben auch einige rein instrumentale Stücke gegenüberstehen; sondern vor allem, weil ihr vokales Kommunizieren eine Intensität besitzt, die in den kleinen, meist für privat-gesellige Anlässe geschriebenen Salieri-Kantaten wohl gar nicht gewollt, aber jedenfalls nur ausnahmsweise erreicht wird. Dafür sind diese wiederum fast durchweg Weltersteinspielungen, erschlossen, kommentiert sowie am Pult der Heidelberger Sinfoniker kundig und wohltemperiert geführt von Timo Jouko Herrmann – während sich David Stern mit der NDR-Radiophilharmonie trotz Pauken und Trompeten in diskret-achtsamer Zurückhaltung übt und die Sopranistin umso mehr leuchten lässt.
So haben beide Editionen ihre Meriten, doch der unmittelbare Hörreiz ist bei Ania Vegry höher und bereitet beträchtliches Vergnügen. Ihre breite Klangfarben- und Ausdrucksspanne schließt, in souverän geschmeidig geführter Artikulation, sonore Fülle wie ätherische Höhen ein, vermag die „männliche“ Charakteristik der Jünglingshelden nicht weniger gut zu fassen als schmachtende weibliche Empfindsamkeit. Freilich fehlen extreme Ausbrüche; Umarmung ist angesagt, nicht Überwältigung. Eine kleine Enttäuschung erlebt womöglich, wer bei Gassmanns Buffa-Opern fröhliche Parlando-Heiterkeit erwartet, denn gerade hier erscheinen – zumindest in den präsentierten Beispielen – parodistisch überzogene Seria-Arien: eine Doppelbödigkeit, die, gut vermittelt, dann wieder ein Vergnügen eigener Art schafft.
Solche Komplexität liegt Salieris tagesbezogenen Gelegenheitsstücken relativ fern, die ihre größten Stärken (in technisch sehr guter, auch den kleinen Chor plastisch umreißender Abbildung) in manchen Passagen erwärmender Innigkeit hat – sei es zum Lobpreis eines Hochzeitspaares oder dem des Kaiserhauses. Die Solistinnen Diana Tomsche und Esther Valentin vertreten, in den Timbres gut aufeinander abgestimmt und reizvoll beim Duogesang, beide eine eher instrumentale als rhetorisch-wortgezeugte Linie: leichte Stimmführung und kantable Legati bei manchmal eingeschränkter Textverständlichkeit sowie, im Falle der Sopranistin, einigen spröden Überschärfen.
© Felber, Gerhard / www.fonoforum.de
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 15 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 01:04:49
- 1 digitales Booklet
- Künstler: Ania Vegry NDR Radiophilharmonie David Stern
- Komponist: Florian Gassmann
- Label: CPO
- Genre: Klassik Oper
(C) 2020 CPO (P) 2020 CPO
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