Angélique Kidjo
Wer so lange im Geschäft ist wie Angelique Kidjo, kann auf einige Hochs und Tiefs, die eine jahrzehntelange Musikkarriere mit sich bringen, zurück blicken. Kidjo könnte davon wahrscheinlich mehr als ein Lied singen, denn ihre Karriere ist begleitet von "großartigen Monumenten geradezu majestätischer Größe" (das Jazzthing über "Djin Djin"), und halblebigen Aufnahmen, die mit beiden Augen zu sehr Richtung westlicher Popkompatibilität schielen.
"La Diabolique", wie man sie in Frankreich nennt, kommt am 14. Juli 1960 in Ouidah, Benin, zur Welt und wächst in dem Hafenstädtchen Cotonou auf. Die politischen Unruhen, die das Land immer wieder heimsuchen, bewegen die junge Sängerin Anfang der 80er dazu, das Land zu verlassen. "Nach meiner Flucht aus Benin lebte ich über 14 Jahre in Paris", blickt Kidjo, die es sich inzwischen in New York gemütlich gemacht hat, auf ihre Biografie zurück.
Ihre ersten ernst zu nehmenden musikalischen Gehversuche unternimmt sie im Paris der 80er Jahre mit zeitgeistfreundlichem Afropop, der sich die Möglichkeiten moderner Studiotechnik zu Nutze macht. Während der späten 80er verbringt sie einige Jahre in der Band von Weltmusik-Guru Jasper van't Hof (Pili Pili), mit dem sie 1987 auch auf dem Montreux Jazz Festival performt.
1990 veröffentlicht sie ihr europäisches Albumdebüt "Parakou", liefert mit "Logozo" ein zweites, veritables Album ab und sackt den einen oder anderen Preis ein. Der internationale Durchbruch gelingt ihr 1994 mit der Hitsingle "Agolo". Ein Jahr später ehrt ihre erste Grammy-Nominierung für das beste Musikvideo das bisherige Schaffen von Angelique Kidjo.
Ihre Begeisterung für ein Jimi Hendrix-Cover inspiriert sie zu der Album-Trilogie "Oremi" (1998), "Black Ivory Soul" (2002) und "Oyaya!" (2004). Darauf geht sie den afrikanischen Wurzeln in der amerikanischen, brasilianischen und karibischen Musik nach. Für dieses ambitionierte Unterfangen wird sie mit einer Grammy-Nominierung für das exzellente "Black Ivory Soul" belohnt. Das geht so in Ordnung, denn "'Oremi' glitt im seichten R&B vor sich hin, und auf 'Oyaya!' zersägt sie mit ihrem viel zu laut abgemischten Gesang ein Potpourri aus gefällig inszenierten Formen von Ska, Son, Bolero und Calypso, die jedem 'Traumschiff'-Zuschauer Sehnsuchtstränen beschert" (Michael Loesl).
Für "Djin Djin" (2007) entschließt sie sich, ihrer Heimat Benin eine Kollaborationen-Hommage zu erweisen. Auf dem rhythmischen Fundament der beninischen Musiktradition toben sich so unterschiedliche Giganten wie Alicia Keys, Peter Gabriel, Ziggy Marley, Amadou & Mariam, Carlos Santana, Joss Stone und Branford Marsalis aus. "Ich schmücke mich auf dem Album nicht mit zufälligen Bekanntschaften, die mich aufwerten sollen. Vielmehr steuern ausschließlich Freunde von mir ihre charakteristischen Stile bei", erläutert Kidjo das Albumkonzept.
Über die Mitwirkung von Peter Gabriel freut sie sich ganz besonders. "Ich werde ihn bis ans Ende meiner Tage verehren, weil er der erste westliche Star war, der afrikanische Künstler auf die gleiche Ebene stellte wie sich selbst. Ohne ihn hätten Leute wie Youssou, Salif und ich niemals den Bekanntheitsgrad erreicht, den wir in der westlichen Welt genießen." Peter Gabriel schwärmt im Gegenzug: "Ihr Geist ist unbesiegbar, und sie bringt alles, was sie berührt, zum Leben".
© Laut
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