Hi-Res
Booklet
40 Melodien für 40 Kerzen. Ibrahim Maalouf hat sich viel vorgenommen, um sein neues Lebensjahrzehnt gebührend zu feiern. Ein derartiges Fest war wohl unumgänglich, um die zahlreichen Facetten seiner musikalischen Persönlichkeit auszuleuchten. Denn die Welt des französisch-libanesischen Trompeters hat sich im Laufe der Alben und Begegnungen ununterbrochen erweitert und so ist ein faszinierendes Mosaik entstanden, aus Klängen und Einflüssen aus dem Jazz, dem Pop, orientalischer Musik, dem Chanson und unzähligen anderen Inspirationsquellen. Allerdings wurzelt die Grandiosität dieser 40 Mélodies in erster Linie im persönlichen Anliegen des Musikers. Dieses in keiner Weise den anderen ähnelnde 12. Album sticht nämlich im Vergleich zu seinen vorangegangenen Projekten dadurch hervor, dass Maalouf zum ersten Mal nach 15 Jahren, seitdem er Platten veröffentlicht, im Duett mit seinem alten Freund, dem aus Belgien stammenden Gitarristen François Delporte spielt. Das Zweiergespann covert die legendären Melodien aus den Alben sowie aus den Soundtracks des Trompeters, an denen dieser beteiligt war. Die Krönung stellen ein paar unveröffentlichten Tracks dar und vor allem eine beeindruckende und vielseitige Starriege, denn auch Leute wie Sting, Matthieu Chedid, Marcus Miller, Alfredo Rodriguez, Richard Bona, Trilok Gurtu, Jon Batiste und Arturo Sandoval sind mit von der Partie. Da er es gewohnt ist, auf seinen Platten allerlei Strömungen hübsch zur Geltung zu bringen, scheut Ibrahim Maalouf nicht davor zurück, sein Spiel, seinen Sound ganz offen vor uns auszubreiten und uns zu zeigen, wie er mit Melodie und Improvisation umgeht. Vor allem hat er stets den Dialog mit Delporte im Auge, dessen Gitarre alles andere als ein bloßer Sidekick ist. In diesem minimalistischen Kontext ist es noch offensichtlicher, dass die Trompete eine legitime Stellung hat. Nachdem sie oft in einem Opus mit viel Orchester, voller Arrangements und aufwendiger Produktion zu hören gewesen war, formuliert sie hier ein Credo. Ein von Gefühlen überbordendes Credo angesichts dieser schwer angeschlagenen Stadt Beirut, angesichts dieses im Sterben liegenden Landes Libanon, das uns nicht mehr aus dem Sinn geht… Da ist nicht mehr als eine Melodie, eine Trompete, eine Gitarre und schon lässt Ibrahim Maalouf ganze Landschaften und ganze Epochen vor uns vorüberziehen, und zwar von Anfang bis Ende dieser Platte, einer seiner schönsten Einspielungen, die er je gemacht hat. © Marc Zisman/Qobuz