Joakim
Der Franzose Joakim Lone Octet betreibt mit Tigersushi eines der feinsten und zugleich ungewöhnlichsten Electro-Labels diesseits des Atlantiks. Kaum ein Stilbruch, vor dem Joakim zurückschrecken würde, und so sind auf seinem Label alte New Wave-Veteranen wie Soft Cell genauso gerne gesehene Gäste wie Al Jourgensens Briachal-Rockband Ministry, die Krautrock-Veteranen von Cluster, Minimal-Ikone John Tejada, die Disco-House-Könige Metro Area oder Genesis P-Orridges Psychic TV.
Und als sei dies noch nicht genug, benennt der am 25. Oktober 1976 in Paris geborene DJ und Produzent so unterschiedliche Musiker wie The Stooges, John Coltrane, Serge Gainsbourg und Nick Drake, wenn es darum geht, seine Einflüsse aufzuzeigen. Zudem zählen der legendäre DJ in New Yorks Paradise Garage, Larry Levan, und Italo-Disco zu Joakim großen Leidenschaften. Letztgenanntes Genre nimmt in seiner Wohnung übrigens einen nicht unerheblichen Platz in Anspruch und wächst ständig weiter.
Nach seiner Italo-Sammlung befragt, antwortet der sympathische Querdenker in einem Interview schlicht: "I wish it was bigger!". Ähnlich direkt und ungeschminkt sieht er auch seine Arbeit als Label-Chef von Tigersushi. Als Musikliebhaber möchte er seine Vorlieben mit möglichst vielen Menschen teilen. Was böte sich da besser an, als ein Label zu gründen, auf dem Metro Area Disco-Tracks veröffentlichen, Psychic TV schwer verdauliche Klassiker und sich sein Kumpel Ivan Smagghe auf den "How To Kill The DJ"-Serien mit super-groovigem Disco-Tech-House in die Herzen der Clubgänger mixt?
Auf seinen eigenen Produktionen schlägt Joakim 1999 mit dem Album "Tiger Sushi" zunächst jazzige Töne an, bevor er mit der "Cotton Gun EP" 2002 die Clubs ins Visier nimmt. Dort mausern sich seine beiden Maxis "Are You Vegetarian?" und "Come Into My Kitchen" im folgenden Jahr zu Hits und tragen den Namen des Franzosen in alle Welt. Electro, Disco, Punk und House vermengt Joakim zu einem einpeitschenden Groove-Cocktail, der auf seinem Album "Fantomes" in Reinkultur zu belauschen ist.
Den verspulten Charme von Joakim wissen auch die Detroit Grand Pubahs zu schätzen und lassen ihre Single "Big Onion" remixen. Mit Seelenluft und Tiga klopfen weitere Produzenten bei Joakim an, um den Tracks "I Come Along" und "Pleasure From The Bass" ein neues Gesicht zu geben. 2004 gründet Joakim das Tigersushi-Sublabel Kill The DJ Records, auf dem er und Ivan Smagghe ihre Vision moderner Clubkultur vorfolgen.
Im Pariser Club Pulp wartet die gleichnamige Party-Reihe mit internationalen Top-DJs wie Optimo, David Carretta und Robag Wruhme auf. Als Resident gibt Smagghe hier den Ton an, Joakim springt ihm ab und an zur Seite. Beste Beziehungen unterhalten Joakim und Smagghe auch zur übrigen Pulp-Crew um Chloé, die dort mit "No Dancing Please" ihre eigene Partyreihe am Start hat.
Eigene Albumprojekte verfolgt der Franzose zwar nur in losen Abständen, dafür aber mit Inbrunst. "Nothing Gold" ist 2011 sein viertes Album, das ungehemmt seiner New Wave-Leidenschaft frönt. Zu den ungewohnt poppigen Stücken gesellt sich Joakims Gesang, den er erstmals ausufernd einsetzt.
© Laut
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