Fufanu
Als "Islands aufregendste junge Band" bezeichnet die renommierte britische Musikseite Pitchfork Fufanu Anfang 2017. Aufregend sind sie allein schon deshalb, weil die beiden Masterminds auch ohne Musik Schlagzeilenmaterial liefern. Immerhin hören sie auf die illustren Namen Kaktus und Gulli. Dass sie dann noch Musik machen, die sich irgendwo zwischen "klaustrophobischem Post Punk, triefäugiger Psychedelia und dystopischen elektonischen Texturen" bewegt und dabei Vergleiche zu Joy Division und Bauhaus provoziert, schadet auch nicht.
Hrafnkell Flóki Kaktus Einarsson (Kaktus) und Guðlaugur Halldór Einarsson (Gulli) beginnen im Jahr 2008, gemeinsam zu musizieren. Damals nennen sie sich noch Captain Fufanu und fabrizieren instrumentalen Techno. Dann jedoch ergattert Kaktus einen Job als assistierender Toningenieur bei den Arbeiten an Damon Albarns "Everyday Robots".
Während der Sänger mit der Blur-Legende an Klängen schraubt, ersinnt Gitarrist Gulli einen neuen Sound für das Duo. Die elektronischen Wurzeln kappen die beiden nicht vollständig, schwenken aber gen Indie-Rock.
Den endgültigen Wandel von Captain Fufanu zu Fufanu vollziehen sie, nachdem bei einem Studioraub die Aufnahmen zu einem bereits vorbereiteten Album verloren gehen. Notgedrungen werkeln sie an neuen Tunes, die sie schließlich beim Iceland Airwaves 2014 präsentieren.
Wenig später eröffnet die Band für Damon Albarn in der Londoner Royal Albert Hall. Das englische Label One Little Indian wird aufmerksam, krallt sich die Burschen und veröffentlicht 2015 das Debütalbum "Few More Days To Go".
Es folgen eine Tour mit den ebenfalls aufstrebenden The Vaccines, einige Gigs im Vorprogramm von Bo Ningen, und plötzlich stehen sie im Hyde Park und bespaßen Blur-Fans. Live spielen Fufanu damals mit zweiter Gitarre und Keyboarder sowie dem bald fest angestellten Drummer Erling Bang: Klangvolle Namen scheinen Grundvoraussetzung für eine Mitgliedschaft zu sein.
2017 erscheint Album Nummer zwei, "Sports", das einen Pitchfork-Autor zu eingangs zitierter Aussage veranlasst. Mit dem Titeltrack gelingt den Isländern nicht nur ein musikalischer Spagat zwischen Retro und Future, sondern auch ein denkwürdiges visuelles Zeugnis.
Im Folgejahr brechen Fufanu aus dem üblichen Album-Tour-Kreislauf aus. Statt mit der nächsten LP konfrontieren sie ihre Fans mit drei klanglich divers ausgerichteten EPs, die sie später zu "The Dialogue Series" zusammenfassen: ein sperriges, experimentelles, abgefucktes Stück Zeitgeist. Den Techno-Anteil fährt das Trio im Vergleich zu den Vorgängern wieder deutlich hoch. Live performen die Herren nurmehr zu dritt, dafür posiert Kaktus bei einigen Stücken mit Keytar.
Zum Album sagt er: "Es ist ein Dialog zwischen Musikern mit verschiedenen Hintergründen und verschiedenen Lifestyles, aber sie teilen die Aufregung darüber, neue Soundfelder zu erkunden. Zum Beispiel (...) behandelten wir Pop wie Techno und umgekehrt. Das Ergebnis reicht musikalisch von tief und verdrogt bis harsch und schnell, mit herzergreifenden Balladen in der Mitte."
Gewöhnen sollte man sich nicht an diese Ausrichtung, denn wenn Fufanu sich bei einer Sache sicher sind, dann, dass sie sich stetig wandeln werden: "Wir haben noch nie einen Sound getroffen, bei dem wir bleiben werden. Es ging immer darum, zu entdecken, was wir in einem Moment machen wollten, und darum, weiter zu entdecken."
© Laut
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