Die Antwoord
Nimmt man die Logik des Internets als Gradmesser für Pop, so dürften Die Antwoord aus Südafrika zu den prägendsten Bands des Jahres 2010 gehören - und das einzig mit ein paar Songs und geschicktem Band- und Videodesign. Das Prinzip des Kopierens hat Die Antwoord bekannt gemacht und über Blogs und soziale Netzwerke unmittelbar und ungefiltert auf die Bildschirme der Generation der Digital Natives gespült.
Doch wer sind Die Antwoord überhaupt? Und was soll das alles? "Unbeholfener Rap zu ollen Trance-Sounds", schreibt die Süddeutsche Zeitung, nicht ganz fachkundig, über den Stil der Band, als sie sich gleichsam angewidert wie fasziniert dem Phänomen nähert und abschließend erkennt, dass hier letztlich nur die Königsdisziplin des Pop bestritten wird: die mediale Inszenierung bis hin zur kompletten Verwirrung des Publikums.
Die Antwoord heißt die Antwort in der kantigen Sprache der weißen Minderheit Südafrikas. Hinter diesem kraftstrotzenden Hip Hop-Chiffre stecken mit dem Rapper Ninja, der Sängerin Yo-Landi Vi$$er und DJ Hi-Tek drei Protagonisten, die clever geschmacklos komponierte Pop-Kunstfiguren vom Schlage Ali G.s, Johnny Rottens und Milli Vanillis sind.
Doch was im Fall von Die Antwoord niemand voraussehen kann: Aus einem Testballon der Kulturindustrie – hinter den Musikern stecken südafrikanische Comedians - ist wegen des Internet-Hypes eine real existierende Band geworden. Als Mischung aus Deichkind, Scooter und den Flodders gehen Die Antwoord mit ihrem millionenfach angeklickten "Zef-Style" auf Tour, 2010 erscheint ihr erstes Album "$o$". In Diplo haben Die Antwoord auch bereits mindestens einen prominenten Fan.
Unverhohlen kokettiert die Band dabei in ihrer Optik mit White Trash-Klischees, dem schlechten Geschmack einer weißen Unterschicht. Der DJ ist fett und wirkt in den Videos stumpfsinnig, Yo-Landi Vi$$ers debiler Lolita-Haarschnitt ist der ultimative Alptraum der Trabantenstädte und Ninja verkörpert mit seiner ausgemergelten Statur, schlecht gestochenen Tätowierungen und Goldzähnen den grobschlächtigen Rapper-Proll schlechthin.
Konterkariert wird diese vermeintliche soziale Unterprivilegiertheit – aus ihrer Ghetto-Welt werden auch amputierte Rollstuhlfahrer und der an Progerie erkrankte Künstler Leon Botha vorgeführt - in den ersten Videos zu "Zefside" und "Enter The Ninja" mit einer gestochenen HD-Videoclipästhetik, die auch noch Pop-Art, Hip Hop-Gestus und Pop-Zitate wie eine "Dark Side Of The Moon"-Boxershort einbindet.
Das folgende Langspieldebüt "$O$" überzeugt mit Spielarten des Zitatezirkus' und eingängigen Songs. Zwischen Kunst und Trash zeigt sich ein gut produziertes Album, das die hohe Qualität der Videos weiterführt.
Der Hype verebbt, Die Antwoord bleiben aktiv. Im Sommer 2011 touren sie als Vorgruppe von Linkin Park, Anfang 2012 legen sie - nicht minder zwiespältig beäugt - ihr zweites Album "Ten$ion" vor. Optik und Slang bleiben gewöhnungsbedürftig, die Tracks erweisen sich stellenweise aber schon gruselig funktional, auch beim wiederum zwei Jahre später folgenden dritten Streich "Donker Mag". Am Stil hat sich nichts geändert.
2015 kommt der gelungene Science-Fiction-Film "Chappie" in die Kinos, in dem Yo-Landi und Ninja die Hauptrollen spielen und sie ihr gutes schauspielerische Talent nach dem Kurzfilm "Umshini Warm" von 2010 wieder unter Beweis stellen können.
Anschließend bestreitet die Band eine Reihe von Festival- und Liveauftritten und bringt unter dem Namen "Zef Zol" eine eigene Cannabis-Produkt-Reihe auf dem Markt.
Das Mixtape "Suck On This" und die Studioplatte "Mount Ninji And Da Nice Time Kid" erweitern 2016 den Sound um Trap- und EDM-Elemente, bleiben den musikalischen Prinzipien der Band aber dennoch treu.
Danach gefragt, antwortet Ninja dem Vice Magazine: "Wir kommen aus der Hip Hop-Familie, aber was wir machen ist der Next Level Shit: Rap-Rave. Mit Yo-Landi kommt noch Funk und guter Geschmack (sic!) dazu. Also sind wir so etwas wie 2Unlimited oder C+C Music Factory, aber gangstermäßiger, wir kommen ja von der Straße." Vor allem sind Die Antwoord aber Pop – und damit völlig übergeschnappt.
© Laut
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