Crosby, Stills, Nash & Young
Am Ende der Flower Power-Ära, als in den Hitparaden noch tierische Größen wie die Byrds, die Animals oder die Eagles wildern, entschließen sich auch die Musiker David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash, auf den Spuren von Simon & Garfunkel zu wandeln. Beim Zusammenschluss anno 1968 können alle drei bereits auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken: Crosby verdient sich seine Sporen als Gitarrist der Byrds, Nash trällert bei den Hollies und Stills musiziert mit Neil Young bei Buffalo Springfield.
Das Trio beschränkt sich nicht auf melodiösen Folkrock, sondern breitet die gesamte Bandbreite von Country bis Hardrock vor der amerikanischen Hippiekonsumentenschaft aus, die den neuen Sound mit Begeisterung aufnimmt. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum schafft es 1969 bis auf Platz fünf der US-Charts. Während ihrer ersten Tour gehören sie gleich zum erlauchten Kreis derjenigen, die beim legendären Woodstock-Festival auftreten dürfen. Hier erhalten sie erstmals Unterstützung von Young, der ebenfalls bei Buffalo Springfield ausgestiegen ist und nun auf Solopfaden wandert. Man entscheidet, ein gemeinsames Album aufzunehmen, dessen Erfolg maßgeblich dazu beiträgt, dass Youngs Name in dem der Band regelmäßig mit genannt wird, obgleich er nur an vier Platten beteiligt war: "Déjà Vu" toppt 1970 wie auch das dazugehörige Live-Album "Four Way Street" die Charts.
Trotz des bombastischen Erfolgs trennen sich die Wege der vier Musiker aber nach kurzer Zeit. Mit der Compilation "So Far" ergattern sie 1974 eine weitere Spitzenplatzierung, doch ist es eher die Tour, die in Erinnerung bleibt: In den USA füllen CSNY Stadien, wie auch in London, wo sie im prall gefüllten Wembley-Stadion den letzten Auftritt absolvieren. 2014 erscheint dazu ein beeindruckender Mitschnitt.
Ohne Young nehmen CSN 1977 "CSN" auf, für viele Fans der letzte Studio-Höhepunkt der Gruppe, bevor der Absturz in die musikalische Bedeutungslosigkeit folgt. Vor allem für Crosby, der 1982 wegen verschiedener Drogendelikte neun Monate im Knast landet. Heroin und Kokain waren davor für über ein Jahrzehnt ständige Begleiter.
Das Ende der Band ist das noch nicht. 1985 treten CSNY beim Live Aid auf und veröffentlichen 1988 "American Dream". Als Trio folgen "Live It Up" (1990) und "After the Storm "(1994). Der kommerzielle Erfolg hält sich in Grenzen, auch als sie wieder mit Young "Looking Forward" (1999) veröffentlichen, ihre Konzerte sind aber stets gut besucht.
2006 besinnen sie sich ihrer politischen Bedeutung - ihr Song "Ohio" wurde 1970 zu einer der wichtigsten der Anti-Vietnam-Bewegung - und touren gemeinsam mit Young, um dessen Antikriegsalbum "Living With War" zu promoten. Im Zentrum der "Freedom Of Speech"-Tour steht die Sorge über antidemokratische Entwicklungen im Zeichen von Irak-Krieg und Terror-Angst während der Präsidentschaft von George W. Bush. 2008 kommt der dabei entstandene Dokumentarfilm "Déjà Vu" in die Kinos.
In die Jahre gekommen, aber immer noch hörenswert, sind sie in verschiedenen Kombinationen bis 2015 auf Tour. Dann kommt es zum wohl endgültigen Zerwürfnis: Nash, der Jahrzehnte lang Crosby unter die Arme gegriffen hat, schreit diesen bei einem Konzert in Skandinavien auf der Bühne an. Crosby wiederum beleidigt in einem Interview Youngs neue Lebensgefährtin Daryl Hannah. Der letzte Auftritt von CSN findet vor erlauchtem Publikum im Weißen Haus statt. Vor Fernsehkameras und US-Präsident Barack Obama gelingt es ihnen nicht mal mehr, "Stille Nacht, Heilige Nacht" vernünftig rüberzubringen. Das schmähliche Ende einer großartigen Karriere.
© Laut
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