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The Doobie Brothers

Denkt man an die bekanntesten Hits der Doobie Brothers, könnte man glatt meinen, die Kalifornier seien eine recht brave Truppe gewesen. Der süße Gute-Laune-Track "Listening To The Music", das ruhige "Black Water" oder der fröhliche Pop-Song "What A Fool Believes" zeigen aber nur eine kleine Seite dessen, was die über 50-jährige Geschichte der Doobie Brothers prägte. Neben Hells Angels, Konzerten in schranzigen Biker Bars und exzessiven Partyeskapaden erfüllte die Band vor allem die typischsten Klischees von Sex, Drugs and Rock'n'Roll. Aber ganz von vorne. Alles beginnt 1969, als Drummer John Hartman nach Nordkalifornien zieht. Über das ehemalige Moby Grape-Mitglied Skip Spence lernt er Tom Johnston kennen. Mit dem lokalen Singer-Songwriter und Gitarristen spielt er unter dem Namen Pud in Bay Area Bars. Wenig später fangen sie an, mit Bassist Dave Shogren zu jammen und lernen 1970 schließlich den Gitarristen und Sänger Patrick Simmons kennen. Der ist sich zunächst nicht sicher, was er vom wilden Biker-Image und dem lauten Gitarrenspiel von Johnston halten sollte, merkt aber, dass auch Johnston mehr anstrebt, als nur eine typische Hard Rock-Band zu gründen. Schnell wird deutlich, dass sich Simmons Fingerstyle und Johnstons Power Chord Strumming-Style perfekt ergänzen und auch die Stimmen super harmonieren. Für einen gemeinsamen Live-Gig sucht die neu formierte Gruppe einen Bandnamen. Ein ehemaliger Mitbewohner schlägt The Doobie Brothers als Referenz auf den übermäßigen Cannabis-Konsum der Truppe vor. Ursprünglich nur als einmalige Lösung geplant, hält sich der Name. "Es war dumm, aber irgendwie auch ein bisschen cool. Wir haben wirklich eine Menge Gras geraucht", erzählt Simmons dem Rolling Stone später. Die Doobie Brothers sind geboren. Das gleichnamige Debütalbum folgt 1971 nach der Unterschrift bei Warner Brothers und in Zusammenarbeit mit Produzent Ted Templeman, floppt jedoch zunächst noch. Zu dieser Zeit nehmen die Doobie Brothers alles mit, was sie an lokalen Auftritten kriegen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Chateau Liberté, eine ehemalige Postkutschenhaltestelle in den Santa Cruz Mountains nahe San Jose, die umfunktioniert zu einer Bar Hippies wie Biker anlockte. Simmons bezeichnete sie liebevoll als "meat market", Hartman erzählte: "Es war einer dieser Orte, an denen du zu viel trinkst, nach draußen kommst und dich übergibst. Es war wunderschön." Die Location repräsentiert recht gut das Bandleben der Doobie Brothers zu dieser Zeit. Laute Partys, viele Drogen, viel Alkohol, abhängen mit den Hells Angels. Dem gegenüber steht jedoch stets die Musik. Bassist Dave Shogren wird durch Tiran Porter ersetzt, mit dem Simmons bereits in seiner Zeit vor den Doobie Brothers gespielt hatte. Mit Michael Hossack kommt außerdem ein zweiter Schlagzeuger dazu – damals eher eine Seltenheit. Es hatte sich gefunden, was zusammen gehört und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Das zweite Album "Toulouse Street" mit der Durchbruchsingle "Listen To The Music" legt 1972 nicht nur musikalisch den Grundstein für die nächsten Jahre. Den Leuten scheint der organische, raue, aber trotzdem Radio-taugliche Sound zu gefallen, die Mischung aus Rock, Pop, Blues und Country-Elementen verkauft sich sehr gut. Der Nachfolger "The Captain And Me" 1973 ist noch erfolgreicher, bringt den Doobie Brothers eine Doppelplatin-Auszeichnung und mit "Long Train Runnin'" den ersten Top Ten-Hit ein. Trotzdem steigt Michael Hossack Ende 1973 aus und wird durch Keith Knudsen ersetzt. Eine noch wichtigere neue Personalie ist Gitarrist Jeff "Skunk" Baxter, ein legendärer Session-Musiker, der sich unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit Steely Dan einen Namen gemacht hatte und erstmals auf "What Were Once Vices Are Now Habits" 1974 mitwirkt. Rückblickend sehen viele die Besetzung zu dieser Zeit als die beste der Doobie Brothers jemals. Dafür spricht unter anderem die erste Nummer Eins-Single "Black Water". Der exzessive Lebensstil hinterlässt jedoch seine Spuren. Vor allem Tom Johnston hat zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, weil sein Drogenkonsum überhand nimmt. Er quält sich eine Zeitlang durch Live-Auftritte. Während einer Promo-Tour zum neuen Album "Stampede" 1975 wird Johnston kurz vor einem Gig ins Krankenhaus eingeliefert, erleidet sogar einen Herzstillstand und entkommt nur knapp dem Tod. Johnston kann die Tour nicht weiterspielen, die Doobie Brothers müssen diese jedoch zu Ende bringen, sonst droht ihnen eine Klage. Die Band wirkt aufgeschmissen, Simmons erinnert sich, wie ihn damals die Panik packt: "Als er nicht zurückkam, dachte ich: Oh, Scheiße, was jetzt?" Die rettende Idee kommt schließlich Jeff Baxter, der mittlerweile festes Doobie Brother-Mitglied ist. Aus seiner Zeit bei Steely Dan kennt er einen Sänger und Keyboarder, der die entstandene Lücke zumindest temporär perfekt füllt: Michael McDonald. Dass das der Beginn einer zweiten Doobie Brothers-Ära ist, ahnt damals vermutlich niemand. McDonald passt äußerlich kaum in die Welt der Doobie Brothers und ist neu in der großen Rock'n'Roll-Szene. Er etabliert das Keyboard im Live-Sound der Band und hilft ihnen dabei, die Tour erfolgreich zu Ende zu spielen. Weil es Johnston nur bedingt besser geht, arbeitet die Gruppe mit McDonald, der bereits seine ersten eigenen Songs beisteuert, am nächsten Album. Nach Johnstons Ausscheiden ist Simmons kurz davor, seine Tätigkeit bei den Doobie Brothers an den Nagel zu hängen, die anderen Bandmitglieder überzeugen ihn, weiter zu machen. Auch Produzent Ted Templeman hat Zweifel an der Idee, die neue Stimme von McDonald in den etablierten Sound zu integrieren, lässt sich aber schnell überzeugen, als er erste McDonald-Originals hörte. Das neue, Jazz- und R'n'B-lastigere Klangbild wird erstmals auf "Takin' It To The Streets" 1976 deutlich. "Livin' In The Fault Line" 1977 führt den Kurs weiter fort. Der neue Stil bietet keinen Platz mehr für Tom Johnston: "Ich kam zu dem Schluss, dass ich nicht zu dem passte, was sich entwickelt hatte." Das Gründungsmitglied verlässt die Band endgültig, konzentrierte sich fortan auf seine Gesundheit und startete einige Jahre später seine Solo-Karriere. Die Doobie Brothers erleben derweil ihren zweiten Frühling. Getragen vom Erfolg hat vor allem eines sich ganz und gar nicht geändert. Der maßlose Party-Lifestyle – mittlerweile sogar ausgeweitet in schwindelerregende Höhen: die Band hat einen eigenen Privatjet, den DoobieLiner. "Im Flugzeug konnte man Gras rauchen. Niemanden interessierte es. Wir hatten eine volle Bar und Getränke und Mädels. Es war eine Party in der Luft, fast ununterbrochen", erinnerte sich Simmons. Das führt nicht nur zu schönen Storys. Für das neue Album "Minute by Minute" 1978 kommt die Idee auf, die Band im Flugzeug bei Schwerelosigkeitsbedingungen zu fotografieren. Der Pilot stürzte den DoobieLiner von 12.000 Fuß nach unten und zog schnell wieder hoch. Obwohl sie das Manöver zuvor mehrmals üben, können nicht alle Bandmitglieder problemlos damit umgehen: "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn jemand in der Schwerelosigkeit kotzen muss", erzählte McDonald. "Du siehst, wie das Erbrochene herumschwebt. Dann kommt die Schwerkraft wieder ins Spiel und es landet auf jemandem." Kann man so einfach mal stehen lassen. "Minute By Minute" schnellt in den Charts derweil genauso nach oben. Es ist das ertragreichste Album der Doobie Brothers, heimst Dreifachplatin ein und hält sich fünf Wochen an der Spitze der US-Charts. Hauptsächlich dank "What A Fool Believes", das McDonald zusammen mit Kenny Loggins geschrieben hat, bringt die Platte der Band zwei Grammys ein. An der Spitze des Erfolgs beginnen die Doobie Brothers jedoch zu bröckeln. Während die Musik immer softer und geschmeidiger wird, bauten sich Spannungen auf. McDonald kämpft mit Unsicherheiten über seine Rolle in der Band und treibt seine Bandkollegen mit in den Wahnsinn: "Manchmal war ich ein richtiges Arschloch wegen meiner Befürchtung, dass ich nicht das Zeug dazu hatte, das zu tun, was die Leute von mir für die Band erwarteten. Das war immer meine größte Angst, dass das, was wir machten, nicht zu einer Band wie den Doobies passte." McDonald eckt mit Baxter an, auch bei Simmons und Porter wächst die Unzufriedenheit über die "uninspirierte" neue Musik. Der Party-Lifestyle hinterlässt seine Spuren bei McDonald, Porter verfällt dem Kokain. Nach der Support-Tour zu "Minute by Minute" verlassen John Hartman und Jeff Baxter die Band, neu hinzu kommt ein Trio um den ehemaligen Clover-Gitarristen John McFee. Das Album "One Step Closer" 1980 führt den musikalischen Erfolg fort, es ist jedoch nichts mehr wie früher. Simmons bekommt mehr und mehr das Gefühl, nicht mehr zur Band zu passen und steigt schließlich ebenfalls aus. Damit ist auch das letzte Gründungsmitglied weg. McDonald, der zu dieser Zeit bereits seine Solo-Karriere plant, stellt ernüchtert fest, dass eine Ära vorbei ist: "Leute, wir alle wissen irgendwie, was ich sagen werde – wir sind nicht mehr die Doobies. Wir sind die Jungs, die übrig geblieben sind." Während ihrer Farewell Tour im Sommer 1982 lösen sich die Doobie Brothers offiziell auf. Endgültig auserzählt ist die Geschichte der Band damit noch nicht. Ende der 80er-Jahre kommt es zu einer Reunion des Pre-McDonald-Lineups mit Johnston, Simmons, Hossack, Porter, ergänzt durch Percussionist Bobby LaKind. Das Comeback-Album "Cycles" 1989 enthält die Top Ten-Single "The Doctor". Der Neubeginn gelingt allerdings nicht ohne das alte Chaos, bald steigen Hartman und Porter erneut aus. 1991 folgte "Brotherhood", das jedoch nicht an frühere Erfolge anschließt. Weitere Alben ereilt ein ähnliches Schicksal. Die Besetzung der Band hat oft gewechselt über die Jahre, ehemalige Mitglieder wie die Schlagzeuger Keith Knudsen, Chet McCracken, Michael Hossack und John Hartman, Percussionist Bobby LaKind und Saxophonist Cornelius Bumpus sind mittlerweile alle verstorben. Sogar Michael McDonald kommt noch mal dazu, die Doobie Brothers, wie man sie kannte, sind trotz allem Geschichte. 2020 hat die Band eine profitable Residency in Las Vegas in Aussicht, erneut sind es gesundheitliche Probleme bei Johnston, die dem einen Strich durch die Rechnung machten. Dieses Mal jedoch vordergründig in Form von trockenem Husten und Atemnot. Die Symptome deuten stark auf Corona hin, da zu dieser Zeit noch nicht getestet wurde, lässt sich das im Nachhinein aber nicht sicher sagen. Ganz sicher verantwortlich ist das Virus dafür, dass sowohl das 50-jährige Band-Jubiläum als auch die Aufnahmezeremonie in die Rock'n'Roll Hall Of Fame ins Wasser fallen. 2021 erscheint das bis dato letzte Album Liberté. Den Kern der aktuellen Besetzung bilden Tom Johnston, Patrick Simmons und John McFee. Bei Live-Auftritten wie der 2023 nachgeholten 50th Anniversary Tour wird das Lineup ergänzt durch weitere Musiker – und auch Michael McDonald. Egal welche Ära der langen Bandgeschichte man als die beste ansieht – die Anfänge mit Johnston, den zweiten Frühling mit McDonald oder sogar die aktuelle Phase, in der sich die beiden die Bühne teilen: die Doobie Brothers sind eine der einflussreichsten Rock-Gruppen aller Zeiten und werden mit Hits wie "Listen To The Music", "What A Fool Believes", "Long Train Runnin'", "China Grove" oder "Black Water" für immer unvergessen bleiben.
© Laut

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