Alle Farben
Berlin besitzt längst einen herausgehobenen Status als Keimstätte deutscher House-Künstler. Hier kommt im Stadtteil Kreuzberg am 05. Juni 1985 Frans Zimmer zur Welt, der unter seinem Künstlernamen Alle Farben sowohl als DJ als auch Produzent nicht nur die dortige Szene bereichert.
Das geschieht nach einigen Jahren der persönlichen Selbstfindung. Ein geplantes Kunststudium scheitert, danach wendet er sich dem Grafikdesign zu. Doch das Vorlieben-Pendel schlägt immer stärker in Richtung Musik aus. Im Sage Club begeistern ihn die dortigen DJs, und er entwickelt sich zum großen Fan von DJ Koze.
Zimmer beschließt, sich selbst hinter die Geräte zu stellen. Erste Auftritte absolviert er unter anderem im Kreuzberger Lux und im Kaffeehausklub Grand Hotel am Prenzlauer Berg. Als Pseudonym wählt er sich als Bewunderer des Malers Friedensreich Hundertwasser zunächst "Hundert Farben", um dieses später endgültig zu "Alle Farben" umzuwandeln. Das Label Kallias nimmt den Nachwuchsmusiker 2010 unter Vertrag.
Seinen Bekanntheitsgrad steigert Zimmer durch unermüdliche DJ-Auftritte, vor allem aber mit sorgfältig gepflegter Netzpräsenz. Dem Clubmusikportal soundcloud.com wohnt dabei eine besondere Bedeutung inne.
Das Jahr 2012 markiert den ersten großen Karrierehöhepunkt: während einer Mai-Veranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof spielt Zimmer ein Set vor rund 30.000 begeisterten Zuhörern. Das ebnet ihm den Weg zu Großereignissen wie dem Karneval Der Kulturen und dem Fusion Festival. Auch im Ausland (z. B. Israel) trifft er den Nerv des Publikums.
Den Geschmack der konservativen Raver-Fraktion trifft Alle Farben mit seiner breit gefächerten Musikauswahl allerdings nicht immer. Doch auf Scheuklappen hat Zimmer keine Lust: "Bei manchen Leuten habe ich auch das Gefühl, dass sie heute immer noch beim 90er-Techno sind. Für die ist jeder Neue in der Szene ein Schwarzes Schaf", erklärt er 2013 im Interview mit der Berliner Zeitung.
Alle Farben bindet neben klassischer Musik (Tschaikowsky-Zitate) auch Schlager-Gassenhauer der zwanziger Jahre in sein Programm ein. Im Mai 2014 erscheint nach unzähligen Singles und Remixes mit "Synesthesia" Zimmers eigentliches Debütalbum. Hier vermengt er auf seine unnachahmliche Art und Weise den House mit Pop- und Soulelementen.
Doch dies soll nur der Anfang einer möglichst lange andauernden musikalischen Reise sein, erläutert Frans Zimmer auf tagesspiegel.de: "Ich will mich mit anderen Musikrichtungen, mit Bands und mit echter Musik auseinandersetzen, das macht mir am meisten Spaß. Denn da stecken einfach viel Mehr Herz und Vibrations dahinter. Ich will nicht nur im öden Technobusiness bleiben".
Zunächst wandelt er auf Remixpfaden und veröffentlicht ein Jahr später das Remake zu Reamonns "Supergirl". Der Track sollte einer seiner größten Erfolge werden: Er erreicht die Spitze der österreichischen Charts, bleibt 42 Wochen in den Deutschen Charts und erreicht Platin-Status.
Einige Kollaborationen später erscheint 2016 sein zweites Album "Music Is My Best Friend". Mehrfach darauf vertreten sind der finnische Produzent und ehemalige Drummer Perttu sowie der deutsche Singer-Songwriter Michael Schulte. Genauso wie beim Debüt hilft das DJ-Duo Younotus mit.
Im darauffolgenden Sommer spielt Frans auf vielen Festivals, darunter das SonneMondSterne, das Hamburger MS Dockville sowie das Awakenings Festival. Danach wird es ein wenig stiller, hier und da kommen noch einige Singles auf den Markt, bis diese schlussendlich auf dem dritten Album "Sticker On My Suitcase" 2019 landen. Hier befinden sich viele Künstler unterschiedlichster Herkunft, beispielsweise aus Simbabwe, Kanada oder der Schweiz.
© Laut
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