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Wenige Alben sind so schwer in Worte zu fassen wie Agnes Obels "Myopia". Auch nach mehreren Durchläufen bleibt die Musik unwirklich, schwer greifbar – wie ein Traum. Man erinnert sich vage an Eindrücke und einzelne Bilder, doch das gesamte Erlebnis bleibt unwiederbringlich in den Tiefen des Bewusstseins zurück.
Für ihr viertes Album wechselte die in Berlin lebende Dänin vom Indie-Label [PIAS] Recordings zur Deutschen Grammophon. Ein ungewöhnlicher Move, irgendwie aber auch bezeichnend. So emanzipiert sich Obel von vornherein davon, etwaiger Pop-Erwartungshaltung gerecht zu werden. Inzwischen steht ihre Klangwelt mindestens atmosphärisch den elektro-akustischen Experimenten Jóhann Jóhannssons, der vor seinem Tod ebenfalls bei der DG veröffentlichte, und der Neo-Klassik ihres neuen Labelkollegen Max Richter näher als populärmusikalischer Kunst.
Als Basis der fragilen Kompositionen dient das Klavier. Obel spielt es mit gedämpften Anschlägen, modifiziert es manchmal auch im Klang, zum Beispiel mit dem seltenen Luthéal. Im Opener "Camera's Rolling" versinkt der Pianoteppich unmerklich in immer dichter geschichteten elektronischen Scapes, mit denen die Musikerin die ursprüngliche Idee weiterdenkt. So mutiert ein klassisch inspiriertes Arpeggio-Pattern zum Avantgarde-Experiment. Sanft verspielte Klaviereinwürfe verleihen dem folgenden "Broken Sleep" eine ähnliche Stimmung wie Alexandre Desplats Arbeit zu "The Imitation Game".
Es bleibt nicht das einzige Mal, dass "Myopia" an Filmmusik erinnert. Das ganze Album wirkt wie der Soundtrack zu einem unsichtbaren Film über wahlweise den Gemütszustand Obels selbst oder den jedes einzelnen Zuhörers. Schlafprobleme, diffuse Angst vor dem Tod und Selbstzweifel wählte die Regisseurin als vorherrschende Motive, interpretationsoffen verpackt in abstrakte, poetische Texte. "Daylight took your body / Took your eyes and your army / Just vanish like a bruise / And cost you all you had to lose / Dream away, dream away", singt sie mit müder Stimme in "Promise Keeper".
Wie die zu ganzheitlich wandelbaren Tonschwaden verflochtenen Instrumente und Sounds sind aber auch Worte für Obel nur ein Vehikel, Emotionen zu transportieren. Sie verschluckt beinahe mehr Silben als sie betont, verfremdet die ohnehin schon entrückt vorgetragenen Zeilen zusätzlich mit viel Hall und Pitch-Effekten. Ähnliches probierte sie auf dem Vorgängeralbum "Citizen Of Glass" im Track "Familiar", der kürzlich in der Netflix-Serie "Dark" Ben Frosts dystopische Originalmusik um einige mystische Texturen ergänzte.
Was bei "Familiar" schon in Ansätzen vorhanden war, kostet Obel nun auf "Myopia" voll aus. Sie kombiniert die modifizierten Gesangsspuren zu ätherischen Chören und schafft so gleichermaßen eingängige wie einzigartige Hooks. Im Titeltrack gebiert Obel einen der ungewöhnlichsten Ohrwürmer, die zumindest ich je hatte. Bei Stücken wie etwa "Can't Be" webt sie das Vocal-Netz so engmaschig, dass sie vermutlich auch als reine A-cappella-Kompositionen bestehen würden. Umgekehrt kommen das dynamische Pianosolo "Roscian", das in tänzelndem 5/8-Takt geschriebene "Drosera" und "Parliament Of Owls" komplett ohne Gesang aus. Letzteres zählt mit seinem zu Tränen rührenden Streicher-Arrangement zu den absoluten Highlights des Albums.
Agnes Obel spielt mit Hörgewohnheiten, verzahnt Elektronik, Percussion, Streicher, Klavier und Gesang in komplexen Harmonien, setzt Dissonanz und Melodie gegeneinander ein, spannt ihren stilistischen Bogen über Singer/Songwriter, Dream- und Artpop, Folk, Post Rock, Avantgarde, Filmmusik und (Neo-)Klassik. "Myopia" ist passend zu den behandelten Themen vertonte Orientierungslosigkeit – aber auch ein Finden von Geborgenheit im selbstgeschaffenen Safe Space der eigenen Fantasie. Es vollständig zu verstehen, ist wahrscheinlich unmöglich. Doch man sollte es unbedingt hören, um es zu versuchen.
© Laut
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Agnes Obel, Producer, Mixer, Percussion, Piano, Recording Engineer, Celesta, MainArtist, AssociatedPerformer, StudioPersonnel, ComposerLyricist - Martin Englert, Mastering Engineer, StudioPersonnel - John Corban, Violin, AssociatedPerformer
℗ 2020 Strange Harvest Limited
Agnes Obel, Producer, Mixer, Keyboards, Piano, Recording Engineer, MainArtist, AssociatedPerformer, StudioPersonnel, ComposerLyricist - Martin Englert, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Kristina Koropecki, Cello, AssociatedPerformer - Charlotte Danhier, Cello, AssociatedPerformer - John Corban, Violin, AssociatedPerformer
℗ 2020 Strange Harvest Limited
Agnes Obel, Producer, Mixer, Keyboards, Piano, Recording Engineer, MainArtist, AssociatedPerformer, StudioPersonnel, ComposerLyricist - Martin Englert, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Kristina Koropecki, Cello, AssociatedPerformer - John Corban, Violin, AssociatedPerformer
℗ 2019 Strange Harvest Limited
Agnes Obel, Producer, Mixer, Keyboards, Percussion, Piano, Recording Engineer, Computermusic Percussion, Synthesizer Programming, MainArtist, AssociatedPerformer, StudioPersonnel, ComposerLyricist - Martin Englert, Mastering Engineer, StudioPersonnel - Kristina Koropecki, Cello, AssociatedPerformer - Charlotte Danhier, Cello, AssociatedPerformer - John Corban, Violin, AssociatedPerformer
℗ 2020 Strange Harvest Limited
Agnes Obel, Producer, Mixer, Keyboards, Percussion, Recording Engineer, MainArtist, AssociatedPerformer, StudioPersonnel, ComposerLyricist - Martin Englert, Mastering Engineer, StudioPersonnel - John Corban, Violin, AssociatedPerformer
℗ 2020 Strange Harvest Limited
Albumbeschreibung
Wenige Alben sind so schwer in Worte zu fassen wie Agnes Obels "Myopia". Auch nach mehreren Durchläufen bleibt die Musik unwirklich, schwer greifbar – wie ein Traum. Man erinnert sich vage an Eindrücke und einzelne Bilder, doch das gesamte Erlebnis bleibt unwiederbringlich in den Tiefen des Bewusstseins zurück.
Für ihr viertes Album wechselte die in Berlin lebende Dänin vom Indie-Label [PIAS] Recordings zur Deutschen Grammophon. Ein ungewöhnlicher Move, irgendwie aber auch bezeichnend. So emanzipiert sich Obel von vornherein davon, etwaiger Pop-Erwartungshaltung gerecht zu werden. Inzwischen steht ihre Klangwelt mindestens atmosphärisch den elektro-akustischen Experimenten Jóhann Jóhannssons, der vor seinem Tod ebenfalls bei der DG veröffentlichte, und der Neo-Klassik ihres neuen Labelkollegen Max Richter näher als populärmusikalischer Kunst.
Als Basis der fragilen Kompositionen dient das Klavier. Obel spielt es mit gedämpften Anschlägen, modifiziert es manchmal auch im Klang, zum Beispiel mit dem seltenen Luthéal. Im Opener "Camera's Rolling" versinkt der Pianoteppich unmerklich in immer dichter geschichteten elektronischen Scapes, mit denen die Musikerin die ursprüngliche Idee weiterdenkt. So mutiert ein klassisch inspiriertes Arpeggio-Pattern zum Avantgarde-Experiment. Sanft verspielte Klaviereinwürfe verleihen dem folgenden "Broken Sleep" eine ähnliche Stimmung wie Alexandre Desplats Arbeit zu "The Imitation Game".
Es bleibt nicht das einzige Mal, dass "Myopia" an Filmmusik erinnert. Das ganze Album wirkt wie der Soundtrack zu einem unsichtbaren Film über wahlweise den Gemütszustand Obels selbst oder den jedes einzelnen Zuhörers. Schlafprobleme, diffuse Angst vor dem Tod und Selbstzweifel wählte die Regisseurin als vorherrschende Motive, interpretationsoffen verpackt in abstrakte, poetische Texte. "Daylight took your body / Took your eyes and your army / Just vanish like a bruise / And cost you all you had to lose / Dream away, dream away", singt sie mit müder Stimme in "Promise Keeper".
Wie die zu ganzheitlich wandelbaren Tonschwaden verflochtenen Instrumente und Sounds sind aber auch Worte für Obel nur ein Vehikel, Emotionen zu transportieren. Sie verschluckt beinahe mehr Silben als sie betont, verfremdet die ohnehin schon entrückt vorgetragenen Zeilen zusätzlich mit viel Hall und Pitch-Effekten. Ähnliches probierte sie auf dem Vorgängeralbum "Citizen Of Glass" im Track "Familiar", der kürzlich in der Netflix-Serie "Dark" Ben Frosts dystopische Originalmusik um einige mystische Texturen ergänzte.
Was bei "Familiar" schon in Ansätzen vorhanden war, kostet Obel nun auf "Myopia" voll aus. Sie kombiniert die modifizierten Gesangsspuren zu ätherischen Chören und schafft so gleichermaßen eingängige wie einzigartige Hooks. Im Titeltrack gebiert Obel einen der ungewöhnlichsten Ohrwürmer, die zumindest ich je hatte. Bei Stücken wie etwa "Can't Be" webt sie das Vocal-Netz so engmaschig, dass sie vermutlich auch als reine A-cappella-Kompositionen bestehen würden. Umgekehrt kommen das dynamische Pianosolo "Roscian", das in tänzelndem 5/8-Takt geschriebene "Drosera" und "Parliament Of Owls" komplett ohne Gesang aus. Letzteres zählt mit seinem zu Tränen rührenden Streicher-Arrangement zu den absoluten Highlights des Albums.
Agnes Obel spielt mit Hörgewohnheiten, verzahnt Elektronik, Percussion, Streicher, Klavier und Gesang in komplexen Harmonien, setzt Dissonanz und Melodie gegeneinander ein, spannt ihren stilistischen Bogen über Singer/Songwriter, Dream- und Artpop, Folk, Post Rock, Avantgarde, Filmmusik und (Neo-)Klassik. "Myopia" ist passend zu den behandelten Themen vertonte Orientierungslosigkeit – aber auch ein Finden von Geborgenheit im selbstgeschaffenen Safe Space der eigenen Fantasie. Es vollständig zu verstehen, ist wahrscheinlich unmöglich. Doch man sollte es unbedingt hören, um es zu versuchen.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 5 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:23:48
- Künstler: Agnes Obel
- Komponist: Agnes Obel
- Label: Deutsche Grammophon (DG)
- Genre: Pop/Rock Rock Alternativ und Indie
© 2020 Deutsche Grammophon GmbH, Berlin ℗ 2020 Strange Harvest Limited
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