Home Songs

Albumbeschreibung

Da gibt es den guten alten Blues, der sich durch dieses Album schlängelt, manchmal nur noch eine Spur ist, immer aber spürbar bleibt, selbst wenn er nicht hörbar ist. Aber Roy Nathanson wäre nicht er selbst, wenn sein Blues nicht gehörig windschief geriete, sich allerlei einverleiben würde: Instrumental Jazz etwa oder Nathansons lyrischen Sprechgesang, der von Ferne an Allen Ginsberg erinnert. Und dann schaut noch Sängerin Linda Olah auf einen asiatisch angehauchten Song vorbei.
Auf dem Album „Home Songs“ beschwört Nathanson die Nacht als Zustand der Erleuchtung, des existenziellen Begreifens zwischen Himmel und Erde. Und wie immer bei Nathanson mischen sich hier musikalische und theatralische Momente. Begreift der New Yorker (der als Schauspieler in Filmen von Chantal Akerman bis Jim Jarmusch mitgespielt hat) Musik ohnehin als natürliche Verlängerung des vokalen Storytelling. Das melancholische „Monsieur Shadows“ kommt sogar einzig als Vokalperformance rüber, während „Loosy“ spürbar an Tom Waits erinnert und „King Of The World“ sogar als waschechte Rock 'n' Roll-Nummer eingestreut wird.
So ist dieses Album einmal mehr ein Stilmix, den Nathanson humorvoll vorführt. Einst war er Mitglied der Lounge Lizards. Als Saxofonist hatte er schon früh Ornette Coleman oder Sonny Stitt als musikalische Fixsterne ausgemacht. Inzwischen bewegt sich Nathanson auf jeglichem Terrain, das ihn interessiert. Assistiert wird er hier von Marc Ribot, der sich als verdammt guter Blues-Gitarrist erweist. Ein Label, das nicht zwangsläufig an dem Allrounder und Avantgardisten klebt. Stilbildend ist auch Sébastien Palis Hammond-Orgel. Aufgenommen an einem einzigen Tag letztes Jahr in einem Studio in Brooklyn. Ein Funkenflug der Ideen. Dass der Spaß bereits nach 34 Minuten zu Ende ist, ist da schon beinahe ärgerlich.

© Urbach, Tilman / www.fonoforum.de