Felix Mendelssohn : Lieder ohne Worte

Albumbeschreibung

Leise Töne „für den, der heimlich lauschet“, um es mit dem Eichendorff-Wort zu sagen, das Schumann seiner C-Dur-Fantasie voranstellte: Javier Perianes, der international zunehmend beachtete Pianist aus dem Süden Spaniens, verzichtet in diesem neuen Mendelssohn-Recital ganz und gar auf gängige Konzertsaalrhetorik. Offenkundig ging es ihm hier in erster Linie darum, die romantische Intimität der Musik zum Klingen zu bringen. Und dies ist ihm auf eindrucksvolle Weise gelungen. Während zum Beispiel Murray Perahia durch die Klarheit und Offenheit seines Tons dem klassizistischen Mendelssohn Tribut zollt, geht der 36-jährige Perianes noch deutlich über András Schiff hinaus in seinem Bemühen, dem schwebend Stimmungshaften der Musik zur Geltung zu verhelfen. Er entfaltet mit weichem Klang, exquisitem Legato und unaufdringlicher, aber fabelhaft sensibler Nachzeichnung aller kompositorischen Eigenheiten Romantik pur. Ebenso ist es ihm gelungen, jeden Satz wie aus einem Guss entstehen zu lassen, und es spricht für Perianes’ hochkarätige Virtuosität, dass er auch in den pianistisch anspruchsvollsten Strecken nicht einen Augenblick lang aus der Rolle zu fallen brauchte. Nicht weniger überzeugend als die weitgehend perfekte klavieristische und musikalische Realisierung ist die Programmgestaltung des Albums, das in fünf Viertelstunden eine Art „Best of Mendelssohn“-Querschnitt (oder jedenfalls: das Ansprechendste des Klavier-Mendelssohn) bietet – es ergänzt nämlich eine chronologisch angeordnete Auswahl aus den acht Heften mit „Liedern ohne Worte“ durch vier seiner charaktervollsten größeren Klavierkompositionen. Als rundum prächtig gelungene Veröffentlichung dringend zu empfehlen!
© Harden, Ingo / www.fonoforum.de