Piano Recital 1960

Albumbeschreibung

Dieses wertvolle Dokument, das 1960 mit einem schlechten, verstimmten Klavier bei einem Konzert im großen Saal des Barockschlosses in Ettlingen (Baden-Württemberg) aufgenommen wurde, stimmt mit dem Bild von Samson François als "exzentrisches und extravagantes Enfant terrible", wie im Begleittext betont, überein. Das Lebenslicht des französischen Pianisten, der während der vielen Reisen seines Vaters zufällig in Deutschland geboren wurde, ist inzwischen längst erloschen, aber "die Flammen wärmen uns noch immer ", formuliert es Jean Roy, einer seiner Biografen, so treffend.
Das vorliegende Fragment eines Rezitals (nur ein Teil ist erhalten) beginnt sanft mit zwei Liedern ohne Worte von Mendelssohn und setzt sich mit einer aufbrausenden Zweiten Sonate von Chopin fort, als ob der schreckliche Samson wütend auf sein Klavier sei. Dann folgt das Wunder im zentralen Teil des Marche funèbre, das er mit einer unfassbaren und tröstlichen Zärtlichkeit spielt, vor dem Fiebertraum des kurzen, von Geistern bevölkerten Finale.
"Ich liebe Musik" sagte Samson François, "einfach so und ohne mir den Kopf zu zerbrechen". Allerdings braucht man einen derart mächtigen und sicheren Instinkt wie den seinen, um sich mit Debussys drei Préludes auseinanderzusetzen, dieser Mischung aus Fantasie und reiner Poesie. Prokofjews berühmte 7. Sonate gehörte zu Samson François' Lieblingswerken. Die "Kriegssonate" enthält in der Mitte ein großartiges Nocturne, das unwillkürlich an ein Gedicht von Samson François denken lässt: "Es ist Mitternacht! geheimnisvolle Kräfte erwachen, Dunst breitet sich fließend und alles überflutend aus, auf einmal ist da ein dunkles Volk, und dort die Realität der Mauern, des nicht erholsamen menschlichen Schlafs, der verblasst, verschwindet, gegenstandslos.... ". (Minuit sonne ! et voici que la magie s’éveille, cette vapeur qui s’étire, souple et envahissante, ce peuple obscur qui soudain existe et, là-bas, la réalité des murs, du pauvre sommeil humain qui s’estompe, se retire, abstraite… ) © François Hudry/Qobuz