Steve Aoki
Steve Aoki wird für vieles gehasst: Für seine Herkunft aus wohlhabenden Verhältnissen zum Beispiel. Als Sohn eines vermögenden japanischen Wrestlers und Restaurantfranchise-Millionärs habe es der in Los Angeles lebende DJ irgendwie zu einfach gehabt, unterstellen ihm wenig wohlgesonnene Zeitgenossen gerne. Musik habe er als bloßes – und dadurch beliebiges - Hobby wider die Langeweile betreiben können.
Oder er erntet Antipathie für seine Fähigkeiten am Plattenspieler. Ohne Zweifel ist Aoki (*1977) nämlich eher (Spring Break-)Party-DJ denn Turntable-Künstler. Als NuRave in den mittleren 2000ern richtig losgeht, surft er ganz oben mit auf der Welle. Spielt auf den hippen Partys auf der ganzen Welt für Vice und Co. und veröffentlicht 2007 ein Mixtape namens "Pillowface And His Airplane Chronicles", das gar nicht anderes sein möchte als die Quintessenz des NuRave-Hedonismus.
Dementsprechend liest sich auch die dazugehörige Tracklist: Aoki beginnt reichlich fachschaftspartymäßig mit dem Refused-Alltime-Classic "New Noise" und hat mit Justice, Peaches, den Klaxons und Yelle auch sonst alle Genreverdächtigen auf dem iPod. All diesen Kritikpunkten, davon darf man fest ausgehen, begegnet Steve Hiroyuki Aoki jedoch mit äußerster Gelassenheit. Wer seit 2006 höchst erfolgreich Plattenteller und Mainstream-Dancefloor zum Rotieren bringt, hat einfach viel richtig gemacht.
Geboren in Miami und aufgewachsen in Newport Beach, Kalifornien schmeißt er als Student regelmäßig Electro-Partys im Wohnheim. Als Frühzwanziger partizipiert er in diversen Bands (u.a. This Machine Kills) und gründet bereits 1996 die Plattenfirma Dim Mak. Dasjenige Label, das 2004 die erste Bloc Party-EP in den USA veröffentlicht. Weitere Namen, die Aoki bald via Dim Mak groß macht: die Electro House-Acts MSTRKRFT und The Bloody Beetroots sowie Gossip, Whitey, Kills und Mystery Jets.
Erfolg bescheren ihm aber auch die anderen Tätigkeitsfelder. Als Clubpromoter macht Aoki ebenso von sich Reden wie via Remixes. Zusammen mit Blake Miller interpretiert er als Mix Producer Weird Science die Relevanten und Giganten des amerikanischen und transkontinentalen Kaugummi-Kontemporärpops: Good Charlotte und Michael Jackson, The Killers und Duran Duran, Drake und Weezer bilden ein reichlich buntes Gesamtbild.
Das Adressbuch, in dem Armand van Helden und Tiesto als Freunde gelistet sind, platzt aus allen Nähten, weshalb auch sein Solodebüt "Wonderland" 2012 vor Features überläuft. Wofür manch Kunstkritiker ihn wiederum angreifen mag. Was den Celebrity aber gar nicht weiter anficht, denn: Subtilität ist seine Sache nun mal nicht. Das gilt auch für die folgenden Alben "Neon Future I" (2014) und "Neon Future II" (2015) und Neon Future III, denen Kritiker bescheiden, ihr Niveau hänge auf der Höhe von Aokis Hosen.
2016 kommt neben zahlreichen Features (etwa mit dem deutschen DJ Felix Jaehn auf "Can't Go Home")) auch die Netflix-Doku "I'll Sleep, When I'm Dead" über Aokis Leben. Neben seinen musikalischen Anfängen und seiner Karriere dreht sich diese auch stark um Aokis spezielles Verhältnis zu seinem Vater.
Die nächste Platte "Kolony" folgt 2017 und orientiert sich stärker in Richtung Hip Hop und Trap, unter anderem mit Features von Gucci Mane, Migos, Lil Uzi Vert oder 2Chainz. Sie bildet jedoch nur eine kleine Unterbrechung der "Neon Future"-Serie, die 2018 mit Teil IV fortgesetzt wird.
Neon wie die Bühne bei seinen durchschnittlich 250 Auftritten pro Kalenderjahr fällt etwa auch die Dim Mak-Modelinie aus. Außerdem designt der NuRave-Connaisseur und Großkaliber-Entrepreneur Sneaker, Sonnenbrillen und Kopfhörer, ist Mitbesitzer einer Künstlermanagement-Firma sowie Anteilhaber an Restaurants in New York und L.A.
Darüber hinaus publiziert er ganz unbescheiden ein Lifestyle-Magazin unter eigenem Namen. Um mit Aokis Worten zu schließen: "Meine größten Helden sind Bruce Lee und Malcolm X. Ich bin ein Perfektionist, der Perfektion hasst. Ich lebe zu gleichen Teilen im Himmel wie auf Erden."
© Laut
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