Sam Cooke
Unter den Legenden des klassischen Soul nimmt der am 22. Januar 1931 in Clarksdale, Mississippi geborene Samuel "Sam" Cooke eine herausragende Stellung ein. Bereits in der Jugendzeit veschreibt sich der Sohn eines Baptisten-Predigers der Musik.
Seine ersten Station bildet eine Band im Familienverbund: Die Formation Soul Children setzt sich aus den mit Sam insgesamt neun Cooke-Geschwistern zusammen. Nach einem Zwischenspiel innerhalb der Gospel-Gruppe Highway QCs erlangt Sam um 1950 mit The Soul Stirrers weitere Aufmerksamkeit.
1956 startet er seine Solokarriere, anfangs unter dem Namen Dale Cooke. Nach Problemen mit der Plattenfirma Speciality Records wechselt er mit seinem Produzenten Bumps Blackwell 1957 zum Label Keen Records. In dieser Zeit hat er mit "You Send Me" seinen ersten größeren Hit.
Cooke entschließt sich in den frühen Sechzigern zu einem in dieser Zeit ungewöhnlichen Schritt: Er gründet - als erster Afro-Amerikaner - mit SAR Records sein eigenes unabhängiges Label. Die Liste der Künstler, die in der Folgezeit unter Vertrag genommen werden, liest sich erlesen: Johnny Taylor und Bobby Womack sind nur einige der hochkarätigen Namen, die sich später zu stilprägenden Stars entwickeln.
Cooke selbst fährt mehrgleisig. Neben der Arbeit mit seiner Plattenfirma unterschreibt er beim Plattenriesen RCA einen eigenen Vertrag. Hier beginnt seine künstlerische Blütezeit mit einer großen Anzahl Hit-Singles wie "Twisting The Night Away", "Sad Mood", "Only Sixteen", "Having A Party" oder "Cupid".
Die Klasse seiner Songs beeinflussen Pop und Werbung auch noch Jahrzehnte später: Sein Song "Wonderful World" entwickelt sich nach dem Einsatz als Werbesong zu einem erneuten Hit in den achtziger Jahren.
Die Aufnahme "Back On The Chain Gang", ebenfalls in diesem Jahrzehnt von den Pretenders aufgenommen, ist eine Hommage an Cookes eigentlichen Sixties-Hit "Chain Gang". Nicht von allen Schwarzen wird Cooke in dieser Zeit positiv gesehen. Ihrer Meinung nach vernachlässige er seine Gospelwurzeln und füge zuviele weiße Pop-Elemente in seine Lieder.
Viel zu früh ereilt den Künstler unter tragischen Umständen am 11. Dezember 1964 der Tod. An diesem Tag weilt er im Hacienda Motel in Los Angeles. Unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen wird er dort in den Abendstunden von Motelmanagerin Bertha Franklin erschossen. Um den tatsächlichen Tathergang ranken sich bis heute viele Spekulationen.
Die Prostituierte Lisa Boyer erklärt der Polizei, Cooke habe sie vergewaltigen wollen. Bei der Flucht aus dem Motelzimmer folgt ihr der Sänger. Bertha Franklin gibt zu Protokoll, ein halbnackter Schwarzer sei plötzlich bedrängend auf sie zugelaufen, woraufhin sie den tödlichen Schuss abgab.
Cooke soll in dieser Nacht 5000 Dollar bei sich getragen haben, gedacht für Weihnachtseinkäufe. Die ermittelnden Beamten entdeckten kein Geld bei ihm - doch Lisa Boyer ist polizeibekannt als Prostituierte, die ihre Kunden ausraubt. Überdies ist sie persönlich mit Motelmanagerin Franklin verbandelt, die einst ebenfalls ihr Geld mit der käuflichen Liebe verdiente. Posthum erobert Sams Song "Shake" rund zwei Monate später die Spitzen der Charts.
Cookes musikalisches Erbe besitzt eine besondere Strahlkraft. Als einer der ersten verbindet er den eigentlich erdgebundenen, rauhen Soul mit einer samtigen, oft weich intonierten Stimme, die eine spezielle Eleganz ausstrahlt ("Cupid"). Auch den Einsatz von fremden Genre-Elementen benutzt er als Stilmittel (lateinamerikanische Rhythmen in "Everybody Loves To Cha Cha, Cha", den Twist in "Twisting The Night Away.")
Mit dem besonders in der Fassung von Solomon Burke berühmt gewordenen "A Change Is Gonna Come" hinterlässt er der späteren schwarzen Bürgerrechtsbewegung der USA eine eindringliche Hymne. Im Kreis der ganz Großen des Soul, wie Ray Charles, James Brown, Wilson Pickett und Isaac Hayes, sitzt Sam Cooke unverrückbar auf einem Platz in der ersten Reihe.
© Laut
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