Dianne Reeves
Grammys sind in der Musikbranche die Eintrittskarte in den Olymp. Wer gleich ein paar von den Dingern im Schrank stehen hat, ist sich seines Thrones sicher. Und wer in drei aufeinander folgenden Jahren die Trophäe einheimst, erklimmt zusätzlich einen Rekordgipfel. Dianne Reeves ist die erste Sängerin, der dieses Kunststück gelingt.
Für ihr 94er Album "Quiet After The Storm" schrabbt sie mit einer erfolglosen Nominierung nur knapp an ihrem ersten Grammy vorbei. 2001 ist es dann soweit. Für "In The Moment: Live In Concert" erhält Reeves die begehrte Auszeichnung in der Kategorie Best Jazz Vocal Performance. Es folgen: "The Calling: Celebrating Sarah Vaughan" (2002) und "A Little Moonligt" (2003), für die sie jeweils einen Pokal nach Hause trägt. Für den Soundtrack zu George Clooneys Film "Good Night, and Good Luck" (2006), erhält sie ebenfalls einen Grammy, dieses Mal für das beste Jazz Vocal Album. Und auch ihr 2008er-Opus "When You Know" hat das Zeug, ihrer Trophäensammlung einige Pokale hinzuzufügen.
Das Licht der Welt erblickt Dianne Reeves im Schoß einer musikalischen Familie am 23.10.1956 in Detroit/Michigan. Ihr Vater singt, ihre Mutter spielt Trompete, ihr Onkel spielt Bass im Denver Symphonieorchester und ihr Cousin ist George Duke. Ja, der George Duke, der in den 70ern das Umhänge-Keyboard salonfähig macht und für Größen wie Al Jarreau und Frank Zappa auf den Tasten zaubert. Das "In-die-Wiege-gelegt"-Kapitel hätten wir damit abgehakt.
Da ihr Vater starb, als sie zwei Jahre alt ist, wächst Dianne bei ihren Großeltern in Denver/Colorado auf. Neben Klavier spielen gilt ihr Interesse während der Kindheit und Jugend zunehmend dem Gesang. In den 60ern bestimmt schwarzer Soul, Motown, das Geschehen. Nacheifern tut Dianne jedoch ihrem erklärten Vorbild Sarah Vaughan. Wie sie will Dianne singen und so erfolgreich wie Sarah will sie werden. Und wer ist schuld? Ihr bassspielender Onkel, der ihr seinerzeit Vaughans Album "Sarah Vaughan Sings Michel Legrand" schenkt. Schlüsselerlebnis nennt man so etwas.
1974 macht Dianne Reeves ernst. Ihr Engagement in der Schul-Bigband wird auf einem Nachwuchswettbewerb von Jazz-Trompeter Clark Terry wahrgenommen. Angetan von ihrem Talent, ihrer Virtuosität, ihrem Stimmumfang und ihrer Ausdruckskraft nimmt er sich ihrer an. Diese Begegnung ist Reeves Eintrittskarte in die erste Liga.
1975 beginnt sie in Denver Musik zu studieren. Ein Jahr später siedelt sie jedoch nach L.A., festen Willens, ihren Entschluss, Sängerin zu werden, in die Tat umzusetzen. Sie tingelt mit diversen Pop-, Jazz- und Rhythm'n'Blues-Bands, sammelt Erfahrungen und arbeitet an ihrem musikalischen Profil. Einer ihrer ersten internationalen Erfolge ist eine Welt-Tournee, zu der sie Sergio Mendes einlädt. In den Achtzigern tourt sie mehrere Jahre mit Harry Belafonte, der sie als Leadsängerin mit auf Tournee nimmt. 1987 unterschreibt sie ihren ersten Platten-Deal. Auf Blue Note Records, einem der renommiertesten Jazzlabel ever.
Ihre bis anhin gesammelten Erfahrungen mit lateinamerikanischer Musik, mit Jazz, Blues, Soul und World kommen ihrer Arbeit an einem eigenständigen Profil und ihrem Major-Debüt "Better Days" zugute. Sie veröffentlicht im Jahresrhythmus regelmäßig neue Einspielungen, bis sie mit "Quiet After The Storm" Mitte der Neunziger für einen Grammy nominiert wird. Aber noch ist Fortuna nicht gnädig zu ihr und erst um die Jahrtausendwende steht das Glück auf ihrer Seite. Nun gibt es für die Karriere von Dianne Reeves kein Halten mehr.
2002 macht sie ein Gastauftritt bei "Sex and the City" weit über die Grenzen des Jazz-Tellerrandes hinaus bekannt. Im selben Jahr erhält sie auf dem Montreal International Jazz Festival den "Ella Fitzgerald Award". Auch ein Auftritt bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City schadet dem Bekanntheitsgrad nicht. Nachdem sie ein Jahr später vom renommierten Berklee College of Music in Boston die Ehrendoktorwürde erhält, nutzen Sir Simon Rattle und sein Hauptstadt-Orchester die Silvesternacht 2003/2004, um mit Dianne Reeves die Berliner Philharmonie zu beschallen.
Auf einem ihrer vielen Jazz Baltica-Konzerte lernt sie Mitte der 2000er neben Roy Hargrove (Trompete) und Caecilie Norby auch die Gitarristen Romero Lubambo und Russel Malone kennen. In dieser intimen Besetzung, die Reeves' Stimme noch brillanter und verführerischer klingen lässt, gehen die Drei unter dem Titel 'Strings Attached' gemeinsam auf eine 25 Konzerte umfassende Europatournee. "Es war wirklich eine wunderbare Erfahrung”, schwärmt Dianne Reeves, "Ich konnte es abends gar nicht abwarten, auf die Bühne zu gehen. Die Musik hat mich einfach ergriffen und mich befähigt, ganz neue Arten des Singens zu entdecken. Dabei haben die beiden so viel Liebe reingesteckt, dass daraus nun eine Platte geworden ist."
Gemeint ist "When You Know". Das Album, mit dem Dianne Reeves 2008 die Fachwelt und das Publikum in euphorische Verzückung versetzt, serviert zwar 'nur' Standards älteren und jüngeren Datums sowie eine neue Komposition. Reeves Stimmgewalt und ihre nun noch intimer zu Tage tretende Ausdruckskraft verleihen den Kompositionen jedoch einen so eigenständigen Charakter, dass "When You Know" sich anschickt, im Veröffentlichungsmarathon 2008 ganz vorne mit zu laufen. Neben Lubambo und Malone setzt Reeves auf ihre eingespielte Crew, bestehend aus den Bassisten Reuben Rogers und Reginald Veal, Billy Childs (Piano), Steve Wilson (Saxophon) und Greg Hutchinson (Schlagzeug). Neu dabei sind Geoffrey Keezer am Klavier und Antonio Sanchez an der Batterie.
Dianne Reeves, die in der Tradition von Billie Holiday, Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan steht, hat ihren Platz im Diven-Olymp längst gesichert. Im Dunstkreis von Cassandra Wilson, Diana Krall, Dee Dee Bridgewater, Anita Baker, Oleta Adams, Barbra Streisand und vielen anderen, ist sie gut aufgehoben. Davon können auch ihre zahlreichen Kooperationen mit George Duke, McCoy Tyner, Herbie Hancock, Quincy Jones, Wynton Marsalis und andere Musikeminenzen ein Lied singen.
© Laut
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