Panteón Rococó
Spätestens seit ihren ausgedehnten Touren durch Europa, die mittlerweile in die zehnte Runde gehen, sind die in bis zu 12-köpfiger Besetzung auftretenden Rebellen aus Mexiko auch hierzulande ein fester Begriff, wenn es um Latin-Ska, Mestizo und Latino-Rock mit politischer Attitüde geht.
Als sich 1994 mit dem Aufstand der Zapatisten in Südmexiko eine breite soziale Bewegung gegen den in Lateinamerika wütenden Neoliberalismus zu formieren beginnt, wird der handfeste Widerstand auf kultureller Ebene flankiert von zahlreichen neu entstehenden Bands, die den Sorgen und Hoffnungen der betroffenen Bevölkerung musikalischen Ausdruck verleihen. So verstehen auch Panteón Rococó ihre Musik als Sprachrohr der Unterdrückten, legen Wert auf soziales Engagement in ihren Barrios und thematisieren in ihren Liedern Rassismus, klagen die Regierung an oder solidarisieren sich mit den zapatistischen Guerilleros im Süden des Landes. Dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, bewiesen sie u.a. durch ihren Auftritt zusammen mit Los de Abajo und Manu Chao zu Gunsten der Zapatisten auf dem Zócalo nach deren Marsch vor das mexikanische Parlament.
Um die Hintergründe der Band und ihre Verbindungen zu den politischen Umwälzungen in Mexico auch dem deutschsprachigen Publikum näher zu bringen, drehen Sarah Möckel und Stefan Schulte 2003 in Eigenregie die Musik-Doku-DVD "Panteón Rococó - rebel music", die bei Rebelfilms erscheint. Im Jahr 1999 veröffentlicht die Band ihr erstes Album "A La Izquierda De La Tierra" auf einem unabhängigen Klein-Label. Aufgrund angeblicher Betrügereien verlassen sie dieses jedoch kurz darauf und kommen bei BMG Mexico unter, wo 2002 ihr zweites Album "Companer@s Musicales" und im Jahr darauf die Wiederveröffentlichung ihres ersten Albums - neu abgemischt und mit einigen Extras versehen - erscheint.
"Tres Veces Tres" erscheint pünktlich zu ihrer Europa-Tour 2004. Mit desem Album touren sie noch mehrere Male durch die halbe Welt, wobei die Erwartungen in ein neues Album ständig steigen. Erfüllt werden sie spät, aber überzeugend mit dem selbstbenannten "Panteón Rococó", das 2008 mit einiger Verspätung nach Mexico auch in Deutschland auf den Markt kommt. Dabei wählen die Musiker hierzulande keinen Major, sondern das kleine Übersee-Records-Label zum Vertrieb ihrer Alben und Singles. Die auf ihren zahlreichen Touren in Deutschland erworbenen Sprachkenntnisse lassen sie denn auch gerne in ihre Liedzeilen mit einfliessen, ob in Form von Tanzaufforderungen oder politischen Parolen.
Die musikalische Bandbreite Panteón Rococós reicht von ausgefeilten Cumbia-Stücken über Punkrock bis zu astreinem Ska und verwehrt sich somit eindeutigen Kategorisierungen. Diese Breite erklärt nun auch die Vielzahl der Bandmitglieder, unter denen sich neben den üblichen Verdächtigen auch verschiedene Bläser und Percussionisten um Frontmann Luis Dr. Shenka versammeln.
© Laut
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