Cheap Trick
Cheap Trick aus Rockford, Illinois gelten seit ihrer Gründung 1974 als perfekte Verbindung aus der Catchiness der Beatles und der Energie von Rock und Punkrock. So resümiert die L.A. Times viele Jahre später: "Cheap Trick wurden berühmt, weil sie Beatles-Pop genommen und in etwas Härteres und Amerikanischeres übersetzt haben." Insbesondere die Presse Japans, dem Land, dem Cheap Trick letztlich ihren Durchbruch zu verdanken haben, referiert immer wieder auf die "amerikanischen Beatles".
Denn die Illinoiser brauchen einiges an Anlaufzeit, bevor der Durchbruch gelingt. In den ausgehenden 1960ern und frühen 1970ern formieren diverse Bandmitglieder in Gefolgschaft von Leadgitarrist Rick Nielsen unter Pseudonymen wie Fuze oder Nazz. Nach der offiziellen Inkarnation als Cheap Trick lässt der Ruhm für Nielsen, Sänger Robin Zander, Bassist Tom Petersson und Drummer Bun E. Carlos trotz Europa- und Midwest-Tourneen mit u.a. Queen, den Kinks, Kiss und Santana sowie drei LP-Veröffentlichungen auf sich warten.
Erst das Livealbum "Cheap Trick At Budokan", das ursprünglich ausschließlich in Japan verlegt wird, bringt 1979 durchschlagenden Erfolg. Dort werden nämlich schon frühe Cheap Trick-Singles wie "I Want You To Want Me" (1977) zunehmend frenetisch gefeiert und mit Goldstatus geehrt, während es in der US-Heimat zunächst bei Höflichkeitsapplaus bleibt. Als die Importnachfrage nach dem "Budokan"-Livealbum immer größer wird, veröffentlicht das Label Epic das Werk auch in den USA - es erreicht dreifachen Platinstatus und begründet Cheap Tricks weltweite Bekanntheit.
Plötzlich zählt die Band zur Speerspitze des Arenarock. Nielsen, Zander und Co. fassen dadurch Mut und schlagen mit den Alben "Dream Police" und "All Shook Up" gegen Anfang der 1980er Jahre zunehmend experimentellere Töne an. Nicht allen Fans gefällt das Prinzip "Led Zeppelin gone psycho", vor allem letztere LP bleibt hinter der Verkaufserwartung zurück. Auch die Sessionarbeiten für John Lennons und Yoko Onos "Double Fantasy"-Album, die Nielsen und Carlos abliefern, sind dem Paar schlussendlich zu heavy.
Zu Beginn des MTV-Zeitalters wechseln die Amerikaner erneut ihren Stil spürbar. "One On One" setzt stark auf mitsingbare Hardrock-Songs, und die Single "Mighty Wings" findet 1986 im Abspann des Tom Cruise-Actionhits "Top Gun" Verwendung. Kommerziell befinden sich Cheap Trick jedoch von Release zu Release mehr im Niedergang.
Die Plattenfirma verordnet der Band daher die Zusammenarbeit mit professionellen Songwritern. Und siehe da: "The Flame", eine recht typische 80er-Popballade vom Fließband, wird zum ersten Nr. 1-Hit überhaupt. Das dazugehörige "Lap Of Luxury"-Album verschafft dem Act ein fast schon unverhofftes Comeback.
Mitte der 1990er lösen sich Cheap Trick aus sämtlichen Kontraktverpflichtungen und gehen ohne Labelunterstützung auf Tour - ihr großartiger Liveruf eilt ihnen schließlich voraus. Vor allem mit von ihnen beeinflussten Alternative-Acts wie den Smashing Pumpkins, Pearl Jam und Guided By Voices lässt man sich zu jener Zeit gern sehen. Berühmt auch Kurt Cobains Ausspruch, Nirvana klängen "wie Cheap Trick mit lauteren Gitarren". Mit Produzentenikone Steve Albini nimmt die Band die Single "Baby Talk" auf und spielt auf dem Lollapalooza-Festival.
Die Unnachgiebigkeit, mit der sich Cheap Trick über Jahrzehnte durch manches Tief kämpfen - die Band hat über 5.000 Gigs absolviert - macht sich in den 2000ern mit neuen Ehren für die alten Helden bezahlt. Erst macht der Staat Illinois den 1. April zum offiziellen "Cheap Trick Day", 2016 folgt die Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame. Wie nimmermüde und hungrig Cheap Trick beweist im selben Jahr "Bang Zoom Crazy ... Hello".
2017 veröffentlicht man dann gleich zwei Alben und hat bei der Insane Clown Posse einen Single-Gastauftritt! Danach melden sich Cheap Trick erst wieder 2021 auf Albumlänge zurück: "In Another World".
© Laut
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