What an enormous room

Albumbeschreibung

Torres (geborene Mackenzie Scott) hatte einmal erwähnt, dass ihre musikalischen Einflüsse sowohl vom Broadway als auch von Sylvia Plath stammen. Das sechste Album der Singer-Songwriterin aus Brooklyn hält beides bereit: hochdramatische und ruhige Momente. Collect verströmt durch einen schweren reibenden Klang in der Orgel und metallischen Beats eine unbestreitbare Gothic-Stimmung. "Du erwartest, der Erste zu sein / Du beanspruchst, was du nicht verdient hast", schreit Scott, bevor sie Zähne fletschend verkündet: "Ich bin das Wasser des Lebens" - eine Anspielung auf den Heiligen Geist - und "Ich bin der Engel des Todes/ Ich bin hier, um zu kassieren/ Ich bin hier, um zu kassieren/ Ich bin hier, um zu kassieren" … Der Song ist beängstigend und erheiternd zugleich. Scott bezeichnet ihn als “der Wut-Song, den ich seit Jahren zu schreiben versucht habe!" Dringende und perkussive Tracks wie das tanzbare Life As We Don't Know It und Happy Man's Shoes sind mit futuristischen Schnörkeln versehen, während Scott für scharfe Zeilen sorgt wie: "Ich habe einen Weg gefunden, die Toten nicht zu sehen .... Es ist nicht so, dass es dein Untergang ist, Babe/ Mein Stern ist gerade im Aufwind, Babe". Auf I Got the Fear, einer wunderschönen Ballade über Angst ("Die Sorge steckt mir in der Kehle ... sie sitzt mir im Nacken/ Und es ist ihr egal, dass ich mich dagegen wehre"), die an Something in the Way von Nirvana erinnert, wirkt Torres wieder etwas warmherziger. Artificial Limits schielt ebenfalls zu Kurt Cobain herüber, während sich Forever Home und Songbird Forever eher an die frühe Liz Phair anlehnen - letzteres durch die Kombination von ernsthaftem, unterstützendem Klavier mit abwechselnd hohem und tiefem Gesang. "Ich bin dein König/ Ich bin deine Königin/ Ich bin alles dazwischen", singt Scott, die nicht-binär ist. Es klingt aber wie eine Drohung und ein Versprechen. Viele der Songs auf What an Enormous Room, das von Scott und Sarah Jaffe produziert wurde (die beiden spielen auch die unzähligen Instrumente), enden abrupt, scheinbar mitten in einem Gespräch oder in einem Gedanken, was manchmal ungewöhnlich sein kann. Es lohnt sich aber, diesem Konzept zu vertrauen! Wenn Scott zärtlich wird - wie bei dem fesselnden, an Lucy Dacus erinnernden Jerk Into Joy - ist es einfach wunderbar. Dieses Album wird keinesfalls eintönig, denn der weiche Unterbau erhält genügend raue und kantige Seiten, um mit seinem Sound glänzen zu können! © Shelly Ridenour/Qobuz