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The Sisters Of Mercy|Floodland Collection

Floodland Collection

The Sisters Of Mercy

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38 Jahre Bandkarriere und genau drei Studioalben: Gegen die Sisters Of Mercy kommen sogar Guns N' Roses mit vier Alben in 28 Jahren rüber wie eine brodelnde Kreativwerkstatt. Allerdings muss man Bandkopf Andrew Eldritch zugutehalten: Jedes dieser drei Alben steht autark für sich, fährt eine ganz eigene Soundschiene und ist ein in sich geschlossenes Meisterwerk. Warum also von diesem Olymp herabsteigen, wenn seit 20 Jahren offenbar sowieso keine Ideen mehr da sind?

Nun gehen die Meinungen naturgemäß auseinander, wenn es um die Frage nach dem besten dieser drei Studioalben geht. Sehr viele, nennen wir sie Connaisseure, bestehen auf dem ersten Album "First And Last And Always" von 1985, das auch in diesem Magazin zum Meilenstein gekürt wurde. Denn es stellt die Longplayer-Geburtsstunde der ehemaligen UK-Postpunks dar und beinhaltet nicht nur Szene-Hits wie "Marian" und den Titeltrack, sondern gilt (sehr zum Leidwesen Eldritchs) in der Folge vielen Bands als Gothic-Referenzwerk.

Ob diese Wertschätzung in ihrer ganzen Tragweite heute auch ohne dessen Nachfolger "Floodland" von 1987 so verbreitet wäre, weiß natürlich niemand. Unbestritten ist jedenfalls, dass die Sisters Of Mercy mit vorliegendem Album gleich beide Füße in die Tür des Mainstreams brachten und die dort vorherrschende, banale Glitzerwelt mit ordentlich Schwarzlicht flutete.

Eldritch lebte nach dem Knatsch mit dem alten Songwriting-Kollegen Wayne Hussey in seiner eigenen Welt und das ließ er seinerzeit auch in Interviews verlauten: "Es ist schwer, heute das zu tun, was ich tue. Zeitgenössische Musik interessiert mich überhaupt nicht. Deren eindimensionaler Charakter bringt mich zur Weißglut. Ich konkurriere nicht mit Rick Astley" (NME, 1988).

Das Gegengift zu Stock Aitken Waterman war bald gefunden: Goth Anthem Steinman! Mit dem ruhmreichen Meat Loaf-Produzenten Jim Steinman realisiert Eldritch den Überlängenkiller "This Corrosion" (10:55 Minuten), der nicht nur zu einer der bekanntesten Discohymnen der 80er Jahre wird, sondern auch zu Eldritchs ultimativer Visitenkarte. All das war eingeplant: Der Brite gierte für das zweite Album seiner Band nach einem großen Budget und Steinmans Wünschen zu widersprechen, traute sich damals keine Plattenfirma (schließlich produzierte der Mann '85 sogar das Theme für Hulk Hogans "Wrestling Album"). Und so kommt es, dass plötzlich ein 40-köpfiger New Yorker Chor auf dem Song einer britischen Underground-Rockband zu hören ist.

Das neue, opulente Soundbild ist ab dem Doppel-Opener "Dominion/Mother Russia" im wahrsten Sinne vorprogrammiert: Der Drumcomputer rattert mit dem Nachhall von Kanonenschlägen, deren Gegengewicht die verstärkte Stimme des Meisters bildet, der auf einmal noch tiefer zu singen scheint als sein Idol Leonard Cohen. Nicht einmal auf das Mode-Instrument Saxofon verzichtet Eldritch.

Das Eröffnungsstück und "This Corrosion", die einzigen Steinman-Produktionen, sind denn auch die Paradesongs, die den Ruf der Sisters in alle Winkel Kontinentaleuropas tragen: Maximal ausladender Wagner-Pomp, an dessen maschinelle Melodramatik im Jahr 1987 keine andere Platte herankam, mit Ausnahme des vergleichbar majestätisch arrangierten "Never Let Me Down Again" von Depeche Mode. Statt 'Bat Out Of Hell' heißt es für die Sisters Of Mercy nun: Straight out of the bat cave und hinein in die Charts.

An dieser Entwicklung beileibe nicht unschuldig: Eldritchs neue Partnerin und Bassistin Patricia Morrison. Ehemals bei der Punkband The Gun Club aktiv, ist sie als Femme Fatale an der Seite des wortkargen Briten die richtige Wahl zur richtigen Zeit. Nach einer offenbar hässlichen Trennung zwei Jahre nach der Veröffentlichung wurde Eldritch zwar nie müde zu betonen, dass Morrison keinerlei künstlerischen Wert für die Songs auf "Floodland" besaß (im Album-Booklet taucht sie nur unter ihrem richtigen Namen Ann Rainone auf - unter den Danksagungen!). Aus Marketingsicht war ihr Wert jedoch unschätzbar.

Als dunkle, verführerische Prinzessin fachte sie das Gothic-Image um die Sisters in einer neuen Weise an, die Eldritch zumindest in monetärer Hinsicht kaum ungelegen gekommen sein kann. Wie sie im verschwommenen, wie von Nebelschwaden komplett bedeckten Booklet-Foto neben ihm auf einer Wiese tänzelt, erkennbar nur an ihrer Löwenmähne, allein dieses Foto visualierte die Musik der Sisters auf perfekte Weise als ernst, tiefgründig, unnahbar und vor allem geheimnisvoll. Solche Fotos ordnete man damals noch nicht automatisch Anton Corbijn zu, man nannte sie falsch belichtet. Diese Band war fraglos anders als die anderen.

Die Plattenfirma Eastwest hatte damit ein Image, das sich im Popmarkt verkaufen ließ, und alle MTV-Zuschauer lernten Sisters Of Mercy als gleichberechtigtes Duo kennen, deren Clips nicht minder einprägsam daherkamen. Für "Dominion" etwa drehte man in der jordanischen Felsenstadt Petra, die zwei Jahre später auch Steven Spielberg als Kulisse für "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" wählte.

Hört man das Album heute, lässt die Produktion zwar keine Zweifel am Jahrzehnt seiner Entstehung. Eldritchs Gespür für Atmosphären und Melodien überstrahlen nun jedoch schon fast drei Jahrzehnte. "Lucretia My Reflection", angeblich eine Art Willkommenssong für Neuankömmling Morrison, fasziniert mit einer ähnlich ansteckenden Bassline wie "Dominion/Mother Russia" und funktionierte daher ebenfalls prächtig als Single.

Trotz der enormen Annäherung an den elektronischen und produktionstechnischen Zeitgeist kamen Fans der alten Sisters hier vielleicht noch mit, wohingegen sie "Colours", eine schwere, perkussive Synthmesse à la Gary Numan, nur schwer verdaut haben dürften. Auch die Emo-Zange "Flood I"/"Flood II", die wabernde Keyboard-Flächen mit der Strenge harter EBM-Drums vermählt, war zuvor undenkbar.

Mit der erdigen Vorstellung des Vorgängers brach "Floodland" ähnlich nachhaltig wie Eldritch mit Hussey oder eben Morrison. Neben dem Pianostück "1959" ist "Torch" ein weiterer ruhiger Moment. Die Akustische mit extremem Hall unterlegt, brummt der Meister seinen Schwanengesang als Vater aller Unverstandenen in die Welt: "Would you carry the torch for me?" Alle wollten.

Nach "First And Last And Always" liegt nun verdientermaßen auch dieses Sisters-Albumjuwel in einer hochkarätigen Vinylbox gemeinsam mit den Maxisingles "This Corrosion", "Dominion" und "Lucretia My Reflection" (sowie einem Download-Code) vor. Ob Eldritch an diesen Veröffentlichungen etwas verdient oder die Rechte daran längst abgetreten hat, ist eines dieser wohl ewig ungeklärten Mysterien, die auch seine Musik auf den genannten drei Studiolben so anziehend gestaltet.

Ähnlich wie bei Guns N' Roses fragt man sich ausgehend von der Brillanz des Frühwerks auch bei den Sisters Of Mercy: Wie zum Henker konnte das alles auf einmal vorbei sein?

© Laut

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Floodland Collection

The Sisters Of Mercy

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1
Dominion / Mother Russia
00:07:00

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Composer, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - New York Choral Society, Background Vocals - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

2
Flood I
00:06:17

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Composer, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

3
Lucretia My Reflection (Vinyl Version)
00:04:55

Alexander, Composer - Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

4
1959
00:04:12

Torben Lendager, Composer, Lyricist - Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

5
This Corrosion
00:09:30

Eddie Martinez, Guitar - Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Composer, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - New York Choral Society, Background Vocals - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

6
Flood II (Vinyl Version)
00:06:14

Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

7
Driven Like the Snow (Vinyl Version) Explicit
00:04:38

Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

8
Never Land (A Fragment)
00:02:48

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

DISC 2

1
This Corrosion (12" Version)
00:08:46

Eddie Martinez, Guitar - Larry Alexander, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Composer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer, MixingEngineer - Dave Allen, MixingEngineer - Doktor Avalanche, Drums - New York Choral Society, Background Vocals - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

2
Torch
00:03:57

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer, MixingEngineer - Dave Allen, MixingEngineer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

3
Colours
00:07:16

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Writer, Synthesizer, MixingEngineer - Dave Allen, MixingEngineer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

DISC 3

1
Dominion (12" Edit)
00:05:08

Larry Alexander, Producer, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Eldritch, Composer - Doktor Avalanche, Drums - New York Choral Society, Background Vocals - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1988 Warner Music UK Ltd

2
Untitled
00:03:36

Larry Alexander, Producer, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Eldritch, Composer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1988 Warner Music UK Ltd

3
Sandstorm
00:01:49

Larry Alexander, Producer, Engineer - Jim Steinman, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Eldritch, Composer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1988 Warner Music UK Ltd

4
Emma
00:06:20

Tony Wilson, Writer - Errol Brown, Writer - Larry Alexander, Engineer - Hugh Jones, Producer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1988 Warner Music UK Ltd

DISC 4

1
Lucretia My Reflection (12" Version)
00:09:51

Zal Schreiber, MasteringEngineer - Larry Alexander, Producer, Engineer - Patricia Morrison, Background Vocals, Bass - Roy Neave, Engineer - Andrew Eldritch, Composer, Producer, Engineer, Guitar, Keyboards, Programmer, Vocals, Synthesizer - Doktor Avalanche, Drums - The Sisters Of Mercy, MainArtist

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1987 Warner Music UK Limited

2
Long Train
00:07:27

Andrew Eldritch, Lyricist, Vocals, MixingEngineer - Dave Allen, Producer, MixingEngineer - Doktor Avalanche, Drums - Wayne Hussey, Guitar, Keyboards, Background Vocals - Craig Adams, Bass Guitar - The Sisters Of Mercy, MainArtist - Gary Marx, Guitar

© 2015 Warner Music UK Ltd ℗ 1984 Warner Music UK Ltd

Albumbeschreibung

38 Jahre Bandkarriere und genau drei Studioalben: Gegen die Sisters Of Mercy kommen sogar Guns N' Roses mit vier Alben in 28 Jahren rüber wie eine brodelnde Kreativwerkstatt. Allerdings muss man Bandkopf Andrew Eldritch zugutehalten: Jedes dieser drei Alben steht autark für sich, fährt eine ganz eigene Soundschiene und ist ein in sich geschlossenes Meisterwerk. Warum also von diesem Olymp herabsteigen, wenn seit 20 Jahren offenbar sowieso keine Ideen mehr da sind?

Nun gehen die Meinungen naturgemäß auseinander, wenn es um die Frage nach dem besten dieser drei Studioalben geht. Sehr viele, nennen wir sie Connaisseure, bestehen auf dem ersten Album "First And Last And Always" von 1985, das auch in diesem Magazin zum Meilenstein gekürt wurde. Denn es stellt die Longplayer-Geburtsstunde der ehemaligen UK-Postpunks dar und beinhaltet nicht nur Szene-Hits wie "Marian" und den Titeltrack, sondern gilt (sehr zum Leidwesen Eldritchs) in der Folge vielen Bands als Gothic-Referenzwerk.

Ob diese Wertschätzung in ihrer ganzen Tragweite heute auch ohne dessen Nachfolger "Floodland" von 1987 so verbreitet wäre, weiß natürlich niemand. Unbestritten ist jedenfalls, dass die Sisters Of Mercy mit vorliegendem Album gleich beide Füße in die Tür des Mainstreams brachten und die dort vorherrschende, banale Glitzerwelt mit ordentlich Schwarzlicht flutete.

Eldritch lebte nach dem Knatsch mit dem alten Songwriting-Kollegen Wayne Hussey in seiner eigenen Welt und das ließ er seinerzeit auch in Interviews verlauten: "Es ist schwer, heute das zu tun, was ich tue. Zeitgenössische Musik interessiert mich überhaupt nicht. Deren eindimensionaler Charakter bringt mich zur Weißglut. Ich konkurriere nicht mit Rick Astley" (NME, 1988).

Das Gegengift zu Stock Aitken Waterman war bald gefunden: Goth Anthem Steinman! Mit dem ruhmreichen Meat Loaf-Produzenten Jim Steinman realisiert Eldritch den Überlängenkiller "This Corrosion" (10:55 Minuten), der nicht nur zu einer der bekanntesten Discohymnen der 80er Jahre wird, sondern auch zu Eldritchs ultimativer Visitenkarte. All das war eingeplant: Der Brite gierte für das zweite Album seiner Band nach einem großen Budget und Steinmans Wünschen zu widersprechen, traute sich damals keine Plattenfirma (schließlich produzierte der Mann '85 sogar das Theme für Hulk Hogans "Wrestling Album"). Und so kommt es, dass plötzlich ein 40-köpfiger New Yorker Chor auf dem Song einer britischen Underground-Rockband zu hören ist.

Das neue, opulente Soundbild ist ab dem Doppel-Opener "Dominion/Mother Russia" im wahrsten Sinne vorprogrammiert: Der Drumcomputer rattert mit dem Nachhall von Kanonenschlägen, deren Gegengewicht die verstärkte Stimme des Meisters bildet, der auf einmal noch tiefer zu singen scheint als sein Idol Leonard Cohen. Nicht einmal auf das Mode-Instrument Saxofon verzichtet Eldritch.

Das Eröffnungsstück und "This Corrosion", die einzigen Steinman-Produktionen, sind denn auch die Paradesongs, die den Ruf der Sisters in alle Winkel Kontinentaleuropas tragen: Maximal ausladender Wagner-Pomp, an dessen maschinelle Melodramatik im Jahr 1987 keine andere Platte herankam, mit Ausnahme des vergleichbar majestätisch arrangierten "Never Let Me Down Again" von Depeche Mode. Statt 'Bat Out Of Hell' heißt es für die Sisters Of Mercy nun: Straight out of the bat cave und hinein in die Charts.

An dieser Entwicklung beileibe nicht unschuldig: Eldritchs neue Partnerin und Bassistin Patricia Morrison. Ehemals bei der Punkband The Gun Club aktiv, ist sie als Femme Fatale an der Seite des wortkargen Briten die richtige Wahl zur richtigen Zeit. Nach einer offenbar hässlichen Trennung zwei Jahre nach der Veröffentlichung wurde Eldritch zwar nie müde zu betonen, dass Morrison keinerlei künstlerischen Wert für die Songs auf "Floodland" besaß (im Album-Booklet taucht sie nur unter ihrem richtigen Namen Ann Rainone auf - unter den Danksagungen!). Aus Marketingsicht war ihr Wert jedoch unschätzbar.

Als dunkle, verführerische Prinzessin fachte sie das Gothic-Image um die Sisters in einer neuen Weise an, die Eldritch zumindest in monetärer Hinsicht kaum ungelegen gekommen sein kann. Wie sie im verschwommenen, wie von Nebelschwaden komplett bedeckten Booklet-Foto neben ihm auf einer Wiese tänzelt, erkennbar nur an ihrer Löwenmähne, allein dieses Foto visualierte die Musik der Sisters auf perfekte Weise als ernst, tiefgründig, unnahbar und vor allem geheimnisvoll. Solche Fotos ordnete man damals noch nicht automatisch Anton Corbijn zu, man nannte sie falsch belichtet. Diese Band war fraglos anders als die anderen.

Die Plattenfirma Eastwest hatte damit ein Image, das sich im Popmarkt verkaufen ließ, und alle MTV-Zuschauer lernten Sisters Of Mercy als gleichberechtigtes Duo kennen, deren Clips nicht minder einprägsam daherkamen. Für "Dominion" etwa drehte man in der jordanischen Felsenstadt Petra, die zwei Jahre später auch Steven Spielberg als Kulisse für "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" wählte.

Hört man das Album heute, lässt die Produktion zwar keine Zweifel am Jahrzehnt seiner Entstehung. Eldritchs Gespür für Atmosphären und Melodien überstrahlen nun jedoch schon fast drei Jahrzehnte. "Lucretia My Reflection", angeblich eine Art Willkommenssong für Neuankömmling Morrison, fasziniert mit einer ähnlich ansteckenden Bassline wie "Dominion/Mother Russia" und funktionierte daher ebenfalls prächtig als Single.

Trotz der enormen Annäherung an den elektronischen und produktionstechnischen Zeitgeist kamen Fans der alten Sisters hier vielleicht noch mit, wohingegen sie "Colours", eine schwere, perkussive Synthmesse à la Gary Numan, nur schwer verdaut haben dürften. Auch die Emo-Zange "Flood I"/"Flood II", die wabernde Keyboard-Flächen mit der Strenge harter EBM-Drums vermählt, war zuvor undenkbar.

Mit der erdigen Vorstellung des Vorgängers brach "Floodland" ähnlich nachhaltig wie Eldritch mit Hussey oder eben Morrison. Neben dem Pianostück "1959" ist "Torch" ein weiterer ruhiger Moment. Die Akustische mit extremem Hall unterlegt, brummt der Meister seinen Schwanengesang als Vater aller Unverstandenen in die Welt: "Would you carry the torch for me?" Alle wollten.

Nach "First And Last And Always" liegt nun verdientermaßen auch dieses Sisters-Albumjuwel in einer hochkarätigen Vinylbox gemeinsam mit den Maxisingles "This Corrosion", "Dominion" und "Lucretia My Reflection" (sowie einem Download-Code) vor. Ob Eldritch an diesen Veröffentlichungen etwas verdient oder die Rechte daran längst abgetreten hat, ist eines dieser wohl ewig ungeklärten Mysterien, die auch seine Musik auf den genannten drei Studiolben so anziehend gestaltet.

Ähnlich wie bei Guns N' Roses fragt man sich ausgehend von der Brillanz des Frühwerks auch bei den Sisters Of Mercy: Wie zum Henker konnte das alles auf einmal vorbei sein?

© Laut

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