Twista
Twista ist der schnellste Rapper der Welt. Das weiß nicht nur jeder halbwegs interessierte Hip Hop-Head, sondern es steht seit 1992 auch im prestigeträchtigen Guinness Buch Der Rekorde geschrieben. Twista selbst ist die Nennung in der Bibel der kuriosen Meisterleistungen aber ziemlich egal. Erstens ist die Auszeichnung letztlich etwa so aussagekräftig wie der Titel des Mister Universums, und zweitens musste Twista trotz des Rekords lange genug auf seinen Durchbruch warten.
In Chicago lebend, fristet Twista zunächst das harte Leben eines erfolglosen Musikers. Seine ersten musikalischen Gehversuche veröffentlicht er 1991 noch unter dem Namen Tongue Twister auf seinem Debüt "Runnin' Off At The Mouth", das aber keinerlei Anklang findet. Mit seiner Single "Po Pimp" erreicht Twista zwar gemeinsam mit den Jungs von Do Or Die Verkaufszahlen im Platin-Bereich, doch die weitere Karriere will einfach nicht in Gang kommen. 1997 verpflichtet die Plattenfirma Big Beat/ Atlantic das vielversprechende Talent, doch im Sommer des gleichen Jahres floppt auch sein Debüt-Album unter dem Namen Twista - "Adrenaline Rush". Die Szene nimmt den extravaganten Stil des Rappers zwar sehr gut an, was sich aber nicht in Verkaufszahlen niederschlägt. Darin sieht Twista jedoch keinen Grund, seinen Arbeitseifer einzuschränken. Ein Jahr später erscheint das Album "Mobstability", bei dem ihn die Speedknot Mobstaz unterstützen.
1999 veröffentlicht das rappende Maschinengewehr den Longplayer "Legit' Ballin", das zwar erneut auf der Straße Anklang findet, in den Charts aber nicht auftaucht. Nun ist Twista aber nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Während sich die werten Rap-Kollegen mit Schampus bespritzen und in die Charts pimpen, kündigt die schnelle Zunge sein neues Album "Kamikaze" an. Dennoch müssen die Heads geschlagene drei Jahre auf die Veröffentlichung warten.
Doch siehe da: Die Glücksgöttin Fortuna meint es einmal gut mit Twista. Im Januar 2004 erscheint "Kamikaze" schließlich und sorgt in der Musikwelt für ordentlich Furore. Besonders die Single "Slow Jamz" mit Kanye West und Jamie Foxx gerät zum Disco-Dauerbrenner. Über einem Luther Vandross-Sample präsentieren sich Kanye, Twista und Jamie in Höchstform. Auch der Rest des Albums berauscht mit Aber Hallo-Features, Melodien für Millionen und Triple-Time-Reimen der Extraklasse. Endlich fährt Twista den Erfolg ein, den er nach jahrelanger, harter Arbeit verdient hat. Das Album verkauft sich ordentlich und schließlich erntet er auch den Respekt der Kollegen.
Während des Siegeszuges von "Kamikaze" entschließt sich Roc-A-Fella-CEO Sean Carter aka Jay-Z, den wortgewandten Twista unter seine Fittiche zu nehmen, und legt ihm die veredelte Roc-A-Fella-Kette um den Hals. Das bedeutet für Twista nicht nur die lange ersehnte Anerkennung seiner Credibility, sondern auch eine gesicherte musikalische Zukunft. Und da Twista nicht einer von jener Sorte ist, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht, macht er im Herbst 2004 Busta Rhymes den Titel als fleißigster Remixer streitig. Damit bei all dem Arbeitseifer auch noch die emsigen Sammler hinterher kommen, soll sogar ein Album mit den gesammelten Remix-Singles auf den Markt kommen. Twista ist nach einer langen Reise oben angekommen und er wird einen Teufel tun, sich aus diesen Gefilden wieder zu verabschieden.
Das beweist im Jahr 2006 das neue Album "The Day After", das spielend das Niveau von "Kamikaze" hält. Mehr noch: Twistas Sound ist fokussierter. Tatsächlich hat sich der Chicagoer Rapper noch gesteigert und macht mit einer ellenlangen Gästeliste klar, dass er einen formidablen Ruf in der Szene genießt. Kollaborationen mit Mariah Carey, Pitbull, Pharrell, Lil' Kim, Snoop Dogg, Juvenile und vielen mehr machen "The Day After" zu einem würdigen Nachfolger des Klassikers "Kamikaze". Das einzige Manko: Es fehlt an einer zugkräftigen Single à la "Slow Jamz", um auch die Käuferschicht von "The Day After" zu überzeugen. Doch schwache Verkaufszahlen können Twistas Stellung nicht mehr viel anhaben. Immerhin ist er der schnellste Rapper der Welt!
© Laut
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