Jimi Hendrix
Als der 27-jährige James Marshall Hendrix am 18. September 1970 in London unter tragischen Umständen stirbt, verliert die Rockmusik einen ihrer kreativsten und innovativsten Köpfe. Jimi Hendrix, der am 27. November 1942 in Seattle, der späteren Hauptstadt des Grunge, auf die Welt kommt, revolutioniert das Genre und die Hörgewohnheiten seiner Zeitgenossen wie keiner vor oder nach ihm.
Vom schwarzen Rhythm And Blues kommend, bringt er die elektrische Gitarre auf einzigartige Weise zum Sprechen. Was davor als störend und fremd in der Musik empfunden wurde, erhebt Jimi Hendrix zur Kunstform. Rückkopplungen, unvorhersehbare Frequenzüberlagerungen, die Geräusche manipulierter Verstärker und den verzerrten Auswurf seiner Gitarre integriert er zu einem bis dahin nicht gekannten komplexen Ganzen, das die Grenzen der Rockmusik transzendiert.
Seine musikalische Karriere beginnt wie die vieler Kinder: Sein Vater schenkt ihm seine erste Gitarre. Sofern man eine einsaitige Ukulele als eine solche bezeichnen möchte. 1959 kauft sich Hendrix dann seine erste E-Gitarre, das Instrument, das zu seiner zweiten Seele werden soll.
In den frühen 60er Jahren spielt er in verschiedenen Rhythm and Blues-Formationen, unter anderem mit Little Richard und King Curtis. Doch die Show den anderen zu überlassen und selbst im Hintergrund für den richtigen Sound zu sorgen, ist nicht seine Sache. So beschließt Hendrix, auf eigene Faust Musik zu machen. Er geht nach New York, wo er den Animals-Bassisten Chas Chandler trifft. Der wiederum ermuntert ihn, sein Glück in London als Solokünstler zu versuchen.
Hier steigt Jimi Hendrix innerhalb kürzester Zeit zum mit der Zunge und auf dem Rücken Gitarre spielenden Superstar auf. Zusammen mit Mitch Mitchell am Schlagzeug und Noel Redding am Bass veröffentlicht er unter dem Titel Jimi Hendrix Experience die Singles "Hey Joe", "Purple Haze" und "The Wind Cries Mary", die 1967 allesamt in den Top-Ten landen. Alle Hits sind auch auf dem Debütalbum "Are You Experienced?" enthalten, das als ein Klassiker des Psychedelic Rock in die Geschichte eingeht.
In den USA nimmt man weiterhin keine Notiz von Hendrix. Erst als er beim Popfestival in Monterey im Juni 1967 seine Gitarre in Brand setzt und damit einen beispiellosen Skandal auslöst, avanciert das Album auch in den Staaten zum Tophit.
Die Nachfolger "Axis: Bold As Love" (1967) und "Electric Ladyland" (1968) zeichnet wie das Debüt eine leicht und verspielt wirkende stilistische Vielfalt aus. Neben dem virtuosen Gitarrenspiel stößt vor allem die Ausreizung aller technischen Mittel, wie Wah-Wah-Pedal und den Möglichkeiten zur Klangmanipulation im Studio, die Tür zur Geräuschmusik der 70er Jahre weit auf.
Einen Meilenstein der Rockgeschichte liefert Jimi Hendrix bei seinem Auftritt in Woodstock 1969, wo er das Festival mit seiner eigenwilligen Interpretation von "The Star-Spangled Banner" beendet.
Es folgen eine Reihe von Umbesetzungen der Hendrix Experience, die sich in Band Of Gypsies umbenennen, und ein ruheloses Leben, sowohl musikalisch als auch privat. Seinen letzten Auftritt absolviert Jimi Hendrix am 6. September 1970 auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn, gefolgt von Ton Steine Scherben, die hier zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Zwölf Tage später stirbt Hendrix in London an einer fatalen Kombination aus Alkohol und Schlafmitteln.
Noch Jahrzehnte später ranken sich Legenden darum, welchen Weg er musikalisch beschritten hätte. Wie kreativ Hendrix bis kurz vor seinem Tod war, beweist die Vielzahl der posthumen Veröffentlichungen, die seitdem erschienen sind. Nicht nur als Bootleg, denn 1995 gründet sein Vater die Firma "Experience Hendrix, L.L.C.", die sich um den Nachlass kümmert. So erscheinen in den folgenden Jahren nicht nur aufpolierte Livemitschnitte auf CD und DVD, sondern auch die "neuen" Alben "Valleys Of Neptune" (2010) und "People, Hell & Angels", letzteres mit Demoaufnahmen zu den Stücken, die auf seinem vierten Album mit dem Titel "First Rays Of The New Rising Sun" hätten erscheinen sollen.
Besonders interessant fällt die Sammlung "The Jimi Hendrix Experience" aus, die alternative Versionen und Liveaufnahmen auf 4 CDs bietet. 2017 erscheint sie bei Legacy/Columbia auf Vinyl (8 LPs), gleichzeitig mit den drei offiziellen Studioalben, einer Best-Of und verschiedenen posthumen Werken.
© Laut
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