Declaime
Ganz ehrlich: Singende Rapper sind meist so angenehm wie Schluckbeschwerden. Doch auch hier finden sich einige Ausnahmen: Wyclef Jean, John Forté oder Biz Markie zum Beispiel. Und dann gibt es da noch Declaime. Der Westcoastrapper aus dem Likwit Crew-Umfeld entschied sich jedoch nicht bewusst für eine Karriere als Sänger. Vielmehr entschied sich der Gesang für ihn.
Seinen ersten Auftritt in der Hip Hop-Welt hat der MC mit der außergewöhnlichen Stimme 1995 auf dem zweiten Album der Alkaholiks ("Coast To Coast"). Das Trio, das zwei Jahre zuvor mit seinem Debüt "21 & Over" einen Überraschungserfolg feiert, verhilft zu dieser Zeit seinem Kollegenkreis, der sich Likwit Crew (Lootpack, Xzibit,…) nennt, zu überregionalem Output. Damals keine leichte Aufgabe. Weed-geschwängerter und Sample-basierter Rap findet in jenen Tagen auf der anderen Seite des Landes statt. Und wenn in Los Angeles überhaupt irgendjemand etwas zu sagen hat, dann sind das Pac und der Doc.
Etwas nördlicher reift jedoch eine neue Westcoast-Szene heran. Mit dabei: Declaime, der auch auf dem Meilenstein "Soundpieces: Da Antidote!" von Lootpack neben Madlib, Wildchild und DJ Romes vertreten ist. 1998 gründet Peanut Butter Wolf sein Label Stones Throw Records, das in Folge zur Basis der etwas anderen Westcoast-Szene avanciert. Für Declaimes ersten Release, die EP "Ill Mind Muzik" 1998, und das Debütalbum "Andsoitissaid" 2001 übernimmt zwar noch Goodvibe den Vertrieb. Danach aber gehört Declaime komplett zur Stones Throw-Familie. Eine logische Konsequenz aus der stetigen Zusammenarbeit mit Produzent Madlib und dessen Alter Ego Quasimoto.
Labelchef Peanut Butter Wolf ist es letztlich auch, der die Gesangsqualitäten Declaimes begeistert entdeckt. Erste Spinnereien nehmen auf dem Track "Flowers" ernste Formen an. Prompt feiert eine enthusiastische Underground-Gefolgschaft den Gesang des neugeborenen Dudley Perkins. 2003 erscheint das Debüt "A Lil' Light" des frischgebackenen Sängers und knüpft dort an, wo "Flowers" aufgehört hat. Simpel, aber nicht minder geniale Beats von Madlib und funkiger R'n'B, der weder in eine Alkohol- noch in eine Drogenkontrolle geraten dürfte.
Mit Rap ist aber nicht Schluss, denn nur ein Jahr später veröffentlicht Declaime seinen zweiten Longplayer. Der treffende Titel: "Conversations With Dudley". Declaime spricht, also rappt, bekommt den lustig zwitschernden Herrn Perkins jedoch nicht aus dem Kopf. Darüber können sich die Liebhaber des etwas außergewöhnlichen R'n'Bs nur freuen.
2006 ist wieder Dudley Perkins selbst an der Reihe und präsentiert sich auf "Expressions (2012 a.u.)" in noch besserer Verfassung als auf dem Erstlingswerk fünf Jahre zuvor. Sein Gesang klingt jedenfalls deutlich sicherer. Die sympathischen schrägen Töne, die perfekte Imperfektion ist aber immer noch ein wichtiger Teil des Gesamtprodukts. Genau wie der Sticker "Another Madlib Invazion" auf dem Cover, mit dem Otis Jackson Jr. seinen Teil der Arbeit für die gesamte, großartige Produktion einmal mehr auf seine Kappe nimmt.
Kurz darauf findet Dudley schließlich seine Seelenverwandte bei seinem Label Stones Throw Records. Gerade hatte Chef Peanut Butter Wolf die junge Nachwuchsproduzentin und Sängerin Georgia Anne Muldrow unter Vertrag genommen. Der Sound der jungen Dame legt sich nahe an der Musik Dudleys an. Auch inhaltlich verstehen sich die beiden prächtig. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis das neu gefundene Paar auf Platte ihre Kräfte bündelt. Im Sommer 2007 erscheint "The Message Uni Versa", das Georgia und Dudley auf Look Records, dem Label von DJ Design, veröffentlichen.
© Laut
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Rocketman
Hip-Hop/Rap - Erschienen bei Someothaship am 01.09.2023
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