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Bandmanrill

Was macht man so in New Jersey? Touristenführer haben für eine Stadt wie Newark mäßig viel im Programm. Ein paar Parks, eine Brücke (immerhin am Wasser!), ein Steinkopf, ein paar Museen. Wirklich interessant wäre allerhöchstens ein Ort wie der Club Zanzibar, in dem zwischen den 70ern und 80ern schwule Schwarze aus der Disco-Bewegung, unter anderem DJ Tony Humphries einen neuen Club-Sound generiert haben, der bis heute als Jersey Club bekannt und mit ähnlichen Sounds aus Baltimore oder gar Detroit verwandt ist. Vierzig Jahre später: Ein Teenager sitzt zuhause, eingesperrt mit zehn Geschwistern, der Vater abwesend. Es ist das Jahr 2020, und ein Lockdown hält den Jungen Bandmanrill im Haus, der zwar für rappende Freunde und Geschwister tatsächlich mal ein Mikrofon erworben hat, sich aber allen voran für Boxen und Social Media interessiert. Der bekennende Klassenclown hat mit seinem Talent für Aufmerksamkeit sein TikTok nach eigener Aussage binnen weniger Monate auf eine sechsstellige Follower-Zahl getrieben. Witzig müsse man sein, erzählt er Adam22 im No Jumper-Interview. Aber weil die Geschwister und die Klassenkameraden natürlich wie fast alle Teenager um 2020 sehr an Rap interessiert sind, versucht auch er sich daran. Der Name Bandmanrill entsteht. Dann kommt es zum zündenden Erlebnis: Eine Exfreundin packt seinen Song in die Insta-Story und schreibt einen kleinen Text dazu, wie beschissen die Musik von Bandmanrill sei. Und weil Spite die Ursache vieler Dinge ist, gibt es von dort an kein zurück mehr. Eher durch Zufall trifft er auf den Song "Heartbroken" vom britischen Electronica-Artist T2. Sein Homie McVertt (der bald Hits für Lil Uzi Vert machen soll) baut das zu einem amtlichen Jersey Club-Track um, und Rill rappt drüber, um es mit seinem ohnehin nicht kleinen TikTok-Following zu teilen. Dort nimmt das direkt eine ganze Menge Fahrt auf – aber nicht nur mit Kids auf Social Media, sondern es kriegt auch Props von Pitchfork (die nennen es den Must-Hear-Song des Tages) und den New York Times. Die Suche nach neuem Sound ist eben hungrig und intensiv, und Rill hat etwas auf dem Schirm, das die Leute sofort neugierig macht. Er beginnt, wie wild zu droppen, und nur wenig später erscheint Drakes "Honestly, Nevermind". Noch ein bisschen später leiht sich Lil Uzi Vert Hausproduzenten McVert für seinen Hit "Just Wanna Rock" aus. Warner nimmt Rill ins Programm und im November 2022 erscheint sein Debütalbum "Club Godfather", das seinen Sound und Status in der Szene etabliert und weiter ausbaut.
© Laut
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