Austra
Austras monochromatischer Electro Goth nährt sich von Giorgio Moroders Synthiesound, ohne jemals konsequent als Dance Music durchzugehen. Ihre Tracks pulsieren, dunkeln den Raum mit Schleiern ab und transportieren ein Gefühl von Sehnsucht, das dem Dark Wave-Anhänger genauso Identifikation stiftet wie dem feministisch informierten Indiehipster.
Bevor das Austra-Debüt "Feel It Break" im Mai 2011 erscheint, widmet sich die lettisch- und kanadischstämmige Katie Stelmanis als Solokünstlerin zehn Jahre lang dem Synthie-Artpop. Die klassisch ausgebildete Sängerin und Pianistin aus Toronto sang bereits als Kind in einem kanadischen Opernchor.
Als sie ihre Liebe für Punk, Industrial und elektronische Musik entdeckt, wechselt sie zum Pop über. 2008 veröffentlicht sie das Soloalbum "Join Us" beim Künstlerkollektiv Blocks Recordings Club, auf dem auch Owen Pallett zu Hause ist.
Ihr theatralischer Zugang zum Sujet Popmusik, der ihr regelmäßig Vergleiche mit Kate Bush oder The Knifes Karin Dreijer Andersson einbringt, kommt später auch bei der Riot Grrrl-Band Galaxy zum Tragen. Aus dieser Formation bringt sie 2010 Drummerin Maya Postepski mit zur Austra-Gründung. Für den Bandnamen steht die Göttin des Lichts in der lettischen Mythologie Pate.
Die Presse nimmt die LP-Premiere "Feel It Break" des Live-Sextetts gut bis sehr gut auf: BBC Music und Guardian geben Topnoten, und der deutsche Sonic Seducer attestiert der Vorabsingle "Beat And The Pulse" das Potenzial zum Klassiker.
Stelmanis bezeichnet sich selbst als queere Künstlerin. Ihre Gesangsbeiträge finden sich auf dem Fucked Up-Album "The Chemistry Of Common Life". Das zweite Austra-Album "Olympia" erscheint im Sommer 2013.
Auf der Bühne (unter anderem mit Hercules And Love Affair) entfaltet sie unterstützt von Zwillings-Background-Sängerinnen, Synthesizer, pulsierenden Drums und Bassmann Dorian Wolf eine einnehmende, hypnotische Dramaturgie. Die viktorianische Gewalt ihres beeindruckenden, hochtönenden Organs unterstützt Stelmanis mit ausladenden Gesten.
2020 folgt mit dem Album "HiRuDiN" eine deutliche Zäsur: Postepski wird gegangen, Stelmanis holt sich bekannte Produzenten und Musiker ins Studio, allerdings ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Das Konzeptalbum über Stelmanis' missglückte letzte Beziehung führt Austra ein ganzes Stück weiter Richtung Oper, das Theatralische findet ebenso wie Synthie-Flächen viel mehr Raum als auf den Vorgängern. Austra sind kein Pop-Act mehr und erstmals seit "Feel It Break" gelingt unter anderem in Deutschland mit dem gelungenen, avantgardistischen "HiRuDiN" kein Charteinstieg.
© Laut
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