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Die Stimme Joe Jacksons und sein eigenwilliger New Wave-Soul-Schwung im Rhythmus passen ganz klar zum Variété des Jahres 1900, in das "What A Racket!" abtaucht. Die Vaudeville-Musik beschränkte sich nicht auf den Broadway, sie entlehnte viel mehr die ältere englische Musik dieser Art. Bereits das Klassiker-Album "Village Green Preservation Society" von den Kinks über den Londoner Vorort Village Green spielte aufs Genre 'Music Hall' an - den Vorläufer von Vaudeville. Schon bevor es Jazz gab, erklang dort welcher.
Die orchestrale Musik gab es damals nicht auf Tonträgern, sondern nur vor Publikum. Sie lebte von der Kunst der Darstellung, einem (in "Shades Of Night") verschunkelten oder (in "What A Racket") beschleunigten Marschrhythmus, üppiger Instrumentierung und von einem satirischen Humor, der es bis heute in die Musik von Madness schafft und auch an die Loser-Figur Mister Bean erinnert.
"Sport zu treiben ist nichts für mich / eher wäre ich ein Esel oder ein Affe aufm Baum / fege Straßen oder hacke Fleisch / alles andere lieber als / dass ich noch mal einen Ball kicke", heißt es etwa in "The Sporting Life" auf der neuen Sammlung Joe Jacksons. Sie trägt den verschachtelten Titel "Mr Joe Jackson presents: Max Champion in 'What A Racket!'" Sowohl handwerklich als auch in Bezug auf die historische Einfühlung ist sie sehr gut gelungen. Das Album widmet sich Max, einem Sänger des Music Hall-Treibens im London der Jahre 1900 bis 1913, also bis kurz vorm Ersten Weltkrieg. Eine entbehrungsreiche, prädemokratische Zeit der Industrialisierung und des gnadenlosen Kohle- und Börsenkapitalismus in der Hauptstadt der damals weltweiten Seemacht Großbritannien. Europa war zu dieser Zeit weitgehend so aufgeteilt, wie es Napoleon hinterlassen hatte, an den der Song "Monty Mundy Is Maltese" erinnert.
Die 'Music Hall'-Lieder erzählen Geschichten für ein sitzendes, trinkendes, rauchendes und essendes Saalpublikum. Sie ziehen sogar die klerikale Machtelite jener Ära ins Lächerliche: "The Bishop And The Actress" seziert die Affäre eines katholischen Würdenträgers, der mit einer Schauspielerin knutscht und sein Zölibat bricht. Joe Jackson ist natürlich der Richtige, um so eine Story nach allen Regeln des Drama-Monologs vorzutragen und die richtige Balance zwischen Sprache und Gesang in seinem zähnefletschenden, lebhaften Vortrag zu finden.
Auch das Tänzelnde des Taktmaßes liegt ihm offenkundig, und manchmal kostet er das Stop-and-Go im Rhythmus nach Herzenslust aus, wie in der Bratschen-, Cello- und Kontrabass-Nummer "Think Of The Show". Das eher perkussive "Worse Things Happen At Sea" lehnt sich an die typischen Shanty-Lieder der Seeleute des 19. Jahrhunderts an.
In den Music Halls rund um London traten seinerzeit auch diverse Arten von Künstlern jenseits musikalischer Mittel auf: Kabarettisten, die sich an der Oberschicht, deren Lebensstil und Marotten abarbeiteten, Imitatoren und Pantomimen oder sogar Trampolinspringer. Max Champion, den sich Joe hier ausguckte, war ein relativ erfolgloser und kurzlebiger Artist jener ulkigen Kunstform.
Die klaren Worte des damals recht jungen Performers Max, der mit 18 anfing, aber mit Anfang 30 zum Militär eingezogen wurde und wieder aufhörte, faszinieren Joe Jackson: "Das waren zu ihrer Zeit wunderbare Songs, aber sie sind auch erstaunlich modern", urteilt der Saxophonist, der dieses Mal allerdings einer Bläser-Sektion aus Posaune, Trompete, Piccoloflöte und Bassklarinette den Platz überlässt. Auch live will Mister 'Steppin' Out' das Projekt präsentieren. Sicher hilft es, falls man dort hingeht, wenn man Englisch-Muttersprachler*in und geschichtsbewandert ist. Aber auch wer das nicht ist, dem liefert Joe immerhin mal was völlig anderes, als das, was Konzert- und Plattenmarkt sonst so auffahren.
© Laut
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Pat Dillett, Producer - Joe Jackson, Producer, Artist, MainArtist - Max Champion, Composer, Lyricist, Artist, MainArtist - Pokazuka / Kobalt Music, MusicPublisher
2023 earMUSIC, a label of Edel Music & Entertainment GmbH. 2023 earMUSIC, a label of Edel Music & Entertainment GmbH.
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Albumbeschreibung
Die Stimme Joe Jacksons und sein eigenwilliger New Wave-Soul-Schwung im Rhythmus passen ganz klar zum Variété des Jahres 1900, in das "What A Racket!" abtaucht. Die Vaudeville-Musik beschränkte sich nicht auf den Broadway, sie entlehnte viel mehr die ältere englische Musik dieser Art. Bereits das Klassiker-Album "Village Green Preservation Society" von den Kinks über den Londoner Vorort Village Green spielte aufs Genre 'Music Hall' an - den Vorläufer von Vaudeville. Schon bevor es Jazz gab, erklang dort welcher.
Die orchestrale Musik gab es damals nicht auf Tonträgern, sondern nur vor Publikum. Sie lebte von der Kunst der Darstellung, einem (in "Shades Of Night") verschunkelten oder (in "What A Racket") beschleunigten Marschrhythmus, üppiger Instrumentierung und von einem satirischen Humor, der es bis heute in die Musik von Madness schafft und auch an die Loser-Figur Mister Bean erinnert.
"Sport zu treiben ist nichts für mich / eher wäre ich ein Esel oder ein Affe aufm Baum / fege Straßen oder hacke Fleisch / alles andere lieber als / dass ich noch mal einen Ball kicke", heißt es etwa in "The Sporting Life" auf der neuen Sammlung Joe Jacksons. Sie trägt den verschachtelten Titel "Mr Joe Jackson presents: Max Champion in 'What A Racket!'" Sowohl handwerklich als auch in Bezug auf die historische Einfühlung ist sie sehr gut gelungen. Das Album widmet sich Max, einem Sänger des Music Hall-Treibens im London der Jahre 1900 bis 1913, also bis kurz vorm Ersten Weltkrieg. Eine entbehrungsreiche, prädemokratische Zeit der Industrialisierung und des gnadenlosen Kohle- und Börsenkapitalismus in der Hauptstadt der damals weltweiten Seemacht Großbritannien. Europa war zu dieser Zeit weitgehend so aufgeteilt, wie es Napoleon hinterlassen hatte, an den der Song "Monty Mundy Is Maltese" erinnert.
Die 'Music Hall'-Lieder erzählen Geschichten für ein sitzendes, trinkendes, rauchendes und essendes Saalpublikum. Sie ziehen sogar die klerikale Machtelite jener Ära ins Lächerliche: "The Bishop And The Actress" seziert die Affäre eines katholischen Würdenträgers, der mit einer Schauspielerin knutscht und sein Zölibat bricht. Joe Jackson ist natürlich der Richtige, um so eine Story nach allen Regeln des Drama-Monologs vorzutragen und die richtige Balance zwischen Sprache und Gesang in seinem zähnefletschenden, lebhaften Vortrag zu finden.
Auch das Tänzelnde des Taktmaßes liegt ihm offenkundig, und manchmal kostet er das Stop-and-Go im Rhythmus nach Herzenslust aus, wie in der Bratschen-, Cello- und Kontrabass-Nummer "Think Of The Show". Das eher perkussive "Worse Things Happen At Sea" lehnt sich an die typischen Shanty-Lieder der Seeleute des 19. Jahrhunderts an.
In den Music Halls rund um London traten seinerzeit auch diverse Arten von Künstlern jenseits musikalischer Mittel auf: Kabarettisten, die sich an der Oberschicht, deren Lebensstil und Marotten abarbeiteten, Imitatoren und Pantomimen oder sogar Trampolinspringer. Max Champion, den sich Joe hier ausguckte, war ein relativ erfolgloser und kurzlebiger Artist jener ulkigen Kunstform.
Die klaren Worte des damals recht jungen Performers Max, der mit 18 anfing, aber mit Anfang 30 zum Militär eingezogen wurde und wieder aufhörte, faszinieren Joe Jackson: "Das waren zu ihrer Zeit wunderbare Songs, aber sie sind auch erstaunlich modern", urteilt der Saxophonist, der dieses Mal allerdings einer Bläser-Sektion aus Posaune, Trompete, Piccoloflöte und Bassklarinette den Platz überlässt. Auch live will Mister 'Steppin' Out' das Projekt präsentieren. Sicher hilft es, falls man dort hingeht, wenn man Englisch-Muttersprachler*in und geschichtsbewandert ist. Aber auch wer das nicht ist, dem liefert Joe immerhin mal was völlig anderes, als das, was Konzert- und Plattenmarkt sonst so auffahren.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 11 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:41:47
- Künstler: Joe Jackson Max Champion
- Komponist: Max Champion
- Label: earMUSIC
- Genre: Pop/Rock Pop
2023 earMUSIC, a label of Edel Music & Entertainment GmbH. 2023 earMUSIC, a label of Edel Music & Entertainment GmbH.
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