La Diversité

Albumbeschreibung

„Es lebe die Vielfalt“, so die Maxime des belgischen Tenoristen (und Sängers) Nicolas Kummert. Das beginnt bei Äußerlichkeiten wie dem Albumtitel „La diversité“ und reicht bis weit hinein in die Stücke. Eine Senegal-Reise im Alter von 17 Jahren weckte sein Interesse an afrikanischer Musik, fortan suchte er Begegnungen mit afrikanischen Künstlern, spielte unter anderen mit Manu Dibango. Für „La diversité“ konnte er den angesagten, in New York lebenden Gitarristen Lionel Loueke aus Benin gewinnen; das Quartett komplettieren der Belgier Nicolas Thys und der in Paris lebende Kanadier Karl Jannuska.
Beim unterschiedlichen Background der Beteiligten ist Vielfalt nahezu programmiert: „Diversity over Purity“, wie ein Stück heißt. Dass dies nicht allein musikalisch gemeint ist, signalisieren Titel wie „Rainbow People“ oder „Liberté“ – Vielfalt an Farben und Vielfalt an Optionen. Das Album fokussiert die Einflüsse wie ein Brennglas. Diese Musik ist nie afrikanisch, aber weithin von afrikanischen Elementen geprägt.
Wenn Loueke entsprechende Patterns spielt, klingt seine Gitarre wie eine Kora oder Mbira, der Kontrabass vor rasselnder Snare-Drum wie Balafon oder Gimbri. Loueke murmelt schon mal in einer afrikanischen Sprache mit Klicklauten, während Kummert bruchlos von verhaltenen Saxofonlinien in die Falsettstimme wechselt. Doch per Pedal produziert Loueke auch Frisell’sche Schwebesounds oder lässt die Gitarre klingen wie eine Orgel, die nur Linien „kann“; Bass und Drums legen vorzugsweise einen pulsierenden Klangteppich aus. Zwischen manchen Stücken ergeben sich „kommunizierende Röhren“, ein Thema wird anders gewendet, es gibt Pendant- oder Antwortstücke („We’ll Be Alright“/„And What If We’re Not?“). So hört man Saties „Gnossienne“ und Leonard Cohens „Hallelujah“ zweimal – wie zwei sehr verschiedene Stücke

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de