Sizzla
Mit der Vielzahl an Stimmen, über die er verfügt, schwingt sich Sizzla Kalonji zu einer der schillerndsten Figuren im Reggae- und Dancehall-Geschäft auf. Die Pfunde, mit denen der Jamaikaner wuchert, bestehen in seinem einzigartig variantenreichem Style, mit dem er Maßstäbe für die komplette Singjay-Zunft setzt, in ungeheurer Produktivität und nicht zuletzt in seinen tiefen religiösen Überzeugungen, die durchaus Anlass zu Kontroversen bieten.
Sizzla Kalonji erblickt das Licht der Welt am 17. April 1976 unter dem Namen Miguel Orlando Collins in Saint Mary im Nordosten Jamaikas. Schon früh beeindrucken ihn Künstler wie Buju Banton oder Shabba Ranks, die mit dem Anfang der 80er Jahre aufblühenden Dancehall dem Reggae eine deutlich härtere Note verpassen.
Eigene Gesangs-Meriten erntet Sizzla zunächst beim Soundsystem Caveman Hi-Fi. Mit Produzent Bobby 'Digital' Dixon nimmt er erste Singles auf. Auf gemeinsamen Touren mit Kollegen Luciano verschafft sich der junge Sänger neben Bühnenerfahrung eine beachtliche Fanbase.
Zudem zieht Sizzla die Aufmerksamkeit des Saxophonisten Dean Fraser auf sich. Der stellt den Kontakt zu Phillip 'Fatis' Burrell, dem Kopf der Xterminator-Produktions-Crew, her. Dieser wiederum produziert 1995 Sizzlas Debüt-Album "Burning Up".
Für "Black Woman And Child", mit dem 1997 der internationale Durchbruch gelingt, zeichnet allerdings wieder Bobby Digital verantwortlich. Inzwischen bei Greensleeves Records zu Hause, veröffentlicht Sizzla wie am Fließband fünf und mehr Alben im Jahr.
Wie auch seine Kollegen Capleton oder Anthony B., so wendet sich auch Sizzla Mitte der 90er Jahre den Bobo Ashanti, einer strenggläubigen Gruppierung der Rastafari-Religion zu. 'Repatriation', die Rückführung der afrikanischen Völker in die alte Heimat, sowie der Kampf gegen Unterdrückung durch das babylonische System des Kapitalismus' avancieren so auch bei Sizzla zu zentralen Themen.
Das Subgenre Roots & Culture bietet die perfekte Spielwiese. Freundlich, aber bestimmt setzt sich Sizzla in seinen Stücken gegen die Unterdrückung seiner afrikanischen Brüder zur Wehr und versucht so, die Ghetto-Jugend auf den rechten Weg - auf Jahs Pfad - zurück zu führen.
Im Gegensatz zu Künstlern wie Bounty Killer gibt er sich betont sozialkritisch und religiös. Auch dem weiblichen Geschlecht bringt Sizzla, im Dancehall-Kontext alles andere als selbstverständlich, stets tiefen Respekt entgegen. Seine Einstellung besitzt jedoch eine Kehrseite: Immer wieder wird Sizzla mit Recht für seine homophoben Texte kritisiert.
2007 unterzeichnet er zwar den Reggae Compassionate Act, der zu Nächstenliebe und Toleranz gegenüber anders Denkenden verpflichtet. Diesen Schritt bestreitet er in seiner Heimat Jamaika jedoch wiederholt. Auch behält er offen schwulenfeindliche Titel im Repertoire.
Der Schwulenbewegung und den Aktivisten der Kampagne "Stop The Murder Music" bleibt Sizzla wie Beenie Man oder Elephant Man ein Dorn im Auge. Seine Texte schreckten, so seine Kritiker, auch vor dem Aufruf zum Mord an Homosexuellen nicht zurück. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland strebt für Sizzla ein Einreiseverbot in die Europäische Union an.
Dennoch erfreut sich Sizzla auch in Europa einer starken Fangemeinde und wird für verschiedene Reggae-Awards nominiert. In August Town in Kingston, wo er einen Wohnsitz hat, stiftet er das Gemeindezentrum Judgement Yard, das seinem Studio und dem mittlerweile gegründeten eigenen Label Kalonji Records ein Obdach bietet.
Gleichzeitig setzt sich Sizzla hier für zweierlei ein, das ihm sehr am Herzen liegt: Neben der angestrebten Rückbesinnung auf Rastafari-Werte in der Musik kümmert er sich um zahlreiche oft perspektivlose Jugendliche in seinem Viertel.
© Laut
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